Politik

Libysche Waffen in Hand von Al-Kaida? Raketen verschwinden aus Lagern

Tragbare Luftabwehrraketen können in die Hände von Terroristen gefallen sein.

Tragbare Luftabwehrraketen können in die Hände von Terroristen gefallen sein.

(Foto: dpa)

Die USA sind besorgt. Offenbar werden in Libyen zahlreiche Luftabwehrraketen vermisst. Mit ihnen lassen sich Flugzeuge abschießen. Einem Medienbericht zufolge befürchten Geheimdienste, dass sich die Raketen im Besitz von Terroristen befinden.

Aus Waffenlagern in Libyen sind nach Medienberichten große Mengen an tragbaren Luftabwehrraketen verschwunden. Es wachse die Sorge, dass die vermissten in die Hände von Terrorgruppen wie Al-Kaida gelangen könnten, berichtet die "New York Times". Mit den Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, können Anschläge auf Flugzeuge verübt werden.

Libyen steckt voller Waffen.

Libyen steckt voller Waffen.

(Foto: AP)

Noch sei unklar, ob Al-Kaida oder andere Terrorgruppen an die Raketen-Waffen gekommen seien, zitierte die Zeitung einen namentlich nicht genannten US-Offizier. Geheimdienste gingen aber davon aus, so der Bericht. Ein Reporter des Blattes fand in einem unbewachten Waffenlager der libyschen Hauptstadt leere Kisten, die als Verpackung für Flugabwehrraketen ausgezeichnet waren. Es habe sich um Raketen des russischen System SA-7 ("Strela") gehandelt, aber auch um solche des moderneren Nachfolge-Typus SA-24.

"Strela"-Raketen waren in letzter Zeit immer wieder auch bei den Aufständischen gesehen worden, die nunmehr die Macht fast im ganzen Land übernommen haben. Die US-Regierung habe die politische Führung der Rebellen aufgefordert, Waffenlager besser zu schützen, sagte John Brennan, Antiterror-Berater im Weißen Haus. Die Situation in Libyen bereite Sorge. Viele Teile des Landes seien derzeit ohne echte Kontrolle.

Gaddafi meldet sich per Telefon

Gaddafi hat sich gemeldet - doch von wo?

Gaddafi hat sich gemeldet - doch von wo?

(Foto: REUTERS)

Libyens Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi widersprach indes Spekulationen über eine Flucht ins Nachbarland Niger. Wie der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete, bestritt der untergetauchte Diktator in einer Telefonbotschaft, sich in einem libyschen Militärkonvoi befunden zu haben, der die nigrische Grenze Anfang der Woche überquert hatte. An dem Konvoi sei nichts Besonderes gewesen, habe Gaddafi gesagt. Es gebe eine Menge Transporte zwischen den Nachbarländern.

Vor dem Hintergrund einer möglichen Flucht Gaddafis nach Westafrika haben die USA die Länder in der Region zur Wachsamkeit aufgerufen. Die Grenzen sollten gesichert und Mitglieder des Gaddafi-Regimes festgenommen werden, sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland.

Die Regierung des Niger sieht sich jedoch außerstande, seine Grenze zum nördlichen Nachbarn Libyen dichtzumachen. "Wir haben keine Mittel, die Grenze zu schließen", sagte Außenminister Mohamed Bazoum. Auch nach Angaben Bazoums hat Gaddafi die Grenze zum Niger weder überquert noch um eine Einreisegenehmigung gebeten. Er hoffe, dass Gaddafi gar nicht in sein Land komme. Noch sei aber keine Entscheidung getroffen worden, ob er andernfalls im Land bleiben dürfe oder an den auch vom Niger anerkannten Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag überstellt werde, sagte der Außenminister.

Die Mitglieder des Gaddafi-Regimes, die mit dem Militärkonvoi in der nigrischen Hauptstadt Niamey eingetroffen seien, könnten hingegen frei entscheiden, ob sie bleiben oder weiterreisen wollten, sagte Bazoum. Nach Angaben von Nuland wurden die Gaddafi-Getreuen hingegen in Niamey festgesetzt. Sie seien in Häusern der Regierung untergebracht und ständen unter Beobachtung, sagte sie unter Berufung auf den US-Botschafter in Niger.

"Alles nur Theorien"

Rebellen platzieren einen Panzer: Vereinzelt gibt es noch Kämpfe.

Rebellen platzieren einen Panzer: Vereinzelt gibt es noch Kämpfe.

(Foto: REUTERS)

Die US-Regierung habe darüber hinaus Kontakt mit den Führungen in Mali, Mauretanien, dem Tschad und Burkina Faso aufgenommen. "Wir rufen all diese Länder auf, alles zur Sicherung ihrer Grenzen zu unternehmen, jedes Mitglied des Gaddafi-Regimes festzunehmen und auch alle Güter, die tatsächlich dem libyschen Volk gehören könnten, zu konfiszieren", sagte Nuland.

Angesichts der Flucht der Gaddafi-Getreuen in das südliche Nachbarland hatte der libysche Übergangsrat angekündigt, eine Delegation in den Niger zu entsenden, um über strengere Grenzkontrollen zu verhandeln. Spekulationen arabischer Medien zufolge könnte Gaddafi versuchen, über den Niger Burkina Faso zu erreichen. Meldungen, wonach dem Despoten dort Unterschlupf angeboten worden sei, wurden aber von der Regierung des westafrikanischen Landes zurückgewiesen.

Wo sich Gaddafi aufhält, ist weiter unklar. Am Mittwoch hatte ein Rebellensprecher dem Sender Libya TV gesagt, Kämpfer hätten ihn eingekreist. Er könne nicht mehr fliehen. Einzelheiten wurden aber nicht mitgeteilt. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf den Militärrat in Tripolis, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Despot gefangen genommen oder getötet werde. Dagegen sagte ein Sprecher des Übergangsrates in Bengasi, alle Berichte über ein mögliches Versteck Gaddafis seien Spekulation. "Wir wissen es nicht. Es sind alles nur Theorien", sagte er.

Quelle: ntv.de, dpa

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