Politik

Der Kriegstag im Überblick Russland rückt im Osten vor - Scholz hält Putins Krieg für gescheitert

Im Osten des Landes wird die Lage für das ukrainische Militär immer schwieriger. Beim Beschuss der Großtstadt Charkiw kommen erneut auch Zivilisten ums Leben. Bundeskanzler Scholz hält einen Sieg Russlands dennoch für ausgeschlossen.

Die ukrainische Armee steht im äußersten Osten ihrer Front stark unter Druck. Im Donbass verzeichnet Russland bei heftigen Gefechten Geländegewinne. Auch der ukrainische Generalstab räumt ein, dass Russland unter anderem in der Region Luhansk überlegen ist. "Russland ist im Vorteil, aber wir tun alles, was wir können", sagt General Olexij Gromow.

"Der Kampf hat seine maximale Intensität erreicht", sagte Vize-Verteidigungsministerin Ganna Malyar. "Die feindlichen Truppen stürmen die Positionen unserer Truppen gleichzeitig aus mehreren Richtungen." Angesichts dieses Vorrückens der russischen Armee hätten die ukrainischen Soldaten "eine extrem schwierige und lange Kampfphase" vor sich. An mehreren Orten befürchtet die ukrainische Armee von russischen Truppen eingekesselt zu werden.

Zudem beobachtet die Ukraine nach Militärangaben, dass Russland in seinen Grenzgebieten Belgorod und Woronesch Truppen neu formiert. Damit seien weitere Angriffe auf die ukrainischen Gebiete Charkiw und Luhansk zu befürchten. In der Region Charkiw sind bei russischen Angriffen nach örtlichen Behördenangaben mindestens sieben Menschen getötet worden. Weitere 17 Menschen seien verletzt worden, sagte der regionale ukrainische Befehlshaber Oleg Sinegubow.

Die russischen Grenzregionen Kursk und Belgorod haben der Ukraine einmal mehr schweren Beschuss vorgeworfen. Am Donnerstag sei dabei im Dorf Woroschba ein Mann leicht verletzt worden, schrieb der Kursker Gouverneur Roman Starowoit im Nachrichtendienst Telegram. Im Gebiet Belgorod meldete Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow, dass das grenznahe Dorf Schuraljowka den ganzen Tag beschossen worden sei. Eine Frau sei verletzt worden, sagte er. Die ukrainische Seite äußert sich zu den Vorwürfen in der Regel nicht.

Russische Nationalgardisten verweigern Kriegseinsatz

Im russischen Nordkaukasus verweigerten 115 Nationalgardisten einen Einsatz im Krieg gegen die Ukraine. Dies trug ihnen eine Kündigung ein, die von einem Militärgericht nach Angaben vom Donnerstag für rechtmäßig erklärt wurde. Das meldete die Agentur Interfax aus Naltschik, der Hauptstadt der Teilrepublik Kabardino-Balkarien. Den Angaben nach hatten die Nationalgardisten sich geweigert, Befehlen zu gehorchen, und waren in ihre Kasernen zurückgekehrt. Als darauf ihre Verträge gekündigt wurden, klagten sie, verloren den Prozess aber. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Auch im südrussischen Gebiet Krasnodar haben nach Medienberichten 15 Angehörige der Polizeieinheit OMON ihre Jobs verloren, weil sie sich geweigert hatten, im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt zu werden.

Russland fordert für Getreidelieferungen Sanktionsende

Im Streit um die in vielen Ländern dringend benötigten Getreidelieferungen aus der Ukraine ruft Russland den Westen erneut zu einer Aufhebung von Sanktionen auf. "Sie sollen jene illegalen Entscheidungen aufheben, die die Frachtschiffe, die Ausfuhr von Getreide und so weiter und so fort behindern", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Die Ukraine hatte Russland zuvor Erpressung vorgeworfen und den Westen aufgefordert, die wegen Moskaus Angriffskrieg erlassenen Sanktionen unter keinen Umständen aufzuheben. Kiew wirft Russland vor, die für die Welternährung wichtige Weizenausfuhr zu verhindern. Russland wiederum hatte die Ukraine aufgefordert, ihre Küstenstreifen zu entminen. Das wäre aber auch ein mögliches Einfallstor für die russischen Streitkräfte.

Lawrow wirft Selenskyj fehlende Verhandlungsbereitschaft vor

Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj fehlende Verhandlungsbereitschaft vor. Der Westen unterstütze Selenskyj auch noch in dieser Haltung, sagte Lawrow dem arabischsprachigen Ableger des staatlichen Fernsehkanals RT. Der Präsident der angegriffenen Ukraine hatte zuvor gesagt, er werde nur mit Kremlchef Putin direkt verhandeln und das erst, wenn Russland sich auf die Grenzen vor dem 24. Februar zurückziehe. "Dass das nicht ernsthaft ist, muss man niemandem erklären und beweisen", sagte Lawrow laut Interfax. In den ersten Wochen nach dem russischen Überfall hatten Moskau und Kiew noch verhandelt. Die Gespräche kamen aber zum Erliegen, als die Gräueltaten russischer Soldaten nach dem Rückzug aus Kiewer Vororten wie Butscha ans Licht kamen.

Scholz hält Putins Krieg für gescheitert

Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich überzeugt, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine nicht gewinnen wird. Eine Einnahme der gesamten Ukraine durch Russland scheine heute weiter entfernt als noch zu Beginn des Krieges, sagte Scholz auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos in der Schweiz. Laut Scholz habe zudem die "Brutalität des russischen Kriegs" die ukrainische Nation enger zusammengeschweißt als je zuvor. Putin wolle zurück zu einer Weltordnung, in der der Stärkere diktiere, was Recht sei, sagte Scholz. "Das ist der Versuch, uns zurückzubomben in eine Zeit, als Krieg ein gängiges Mittel der Politik war." Putin habe auch die Geschlossenheit und Stärke unterschätzt, mit der die Gruppe der sieben großen Industrienationen (G7), die Nato und die EU auf seine Aggression reagiert hätten.

Deutsche Fregatte sichert Nordflanke der Nato

Um die Nordflanke der Nato mit abzusichern, ist am Donnerstag die deutsche Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" von Wilhelmshaven aus aufgebrochen. Das Kriegsschiff soll in den nächsten Monaten auch Teil der schnellen Eingreiftruppe des Militärbündnisses werden, wie das Marinekommando mitteilte. An Bord sind rund 220 Soldatinnen und Soldaten, darunter Besatzungsmitglieder aus der Slowakei.

Weitere Artikel zum Ukraine-Krieg

Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen