Politik

Sorge um AKW Saporischschja Russland setzt Offensive im Donbass fort

Auch in Saporischschja gehen die Kämpfe weiter.

Auch in Saporischschja gehen die Kämpfe weiter.

(Foto: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire)

Nach einer Feuerpause in der Ostukraine scheint Russland seine Kräfte erneut zu bündeln. Nach ukrainischen Angaben verstärkt die russische Armee ihre Angriffe im Donbass. Zugleich feuert sie vom Atomkraftwerk Saporischschja aus auf benachbarte Gebiete. Die Lage sei "extrem angespannt".

Nach ukrainischen Angaben haben die russischen Streitkräfte nach einer Umgruppierung ihrer Kräfte die Angriffe im Osten des Landes wieder verstärkt. Die Ukraine habe in den vergangenen 24 Stunden russische Sturmversuche in Richtung Bachmut und vor Donezk abgewehrt, teilte der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mit. "Nach einer Umgruppierung hat der Feind den Angriff auf das Wärmekraftwerk Wuhlehirsk wieder aufgenommen, die Kampfhandlungen halten an", heißt es. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Allerdings haben auch die Militärexperten des Institute for the Study of War (ISW) beobachtet, dass die russischen Truppen die Verschnaufpause beenden, die sie nach der Einnahme des Ballungsraums Sjewjerodonezk/Lyssytschansk eingelegt haben. Derzeit handle es sich noch um kleinere Gefechte. "Wenn die operative Pause tatsächlich zu Ende ist, werden die Russen wahrscheinlich in den nächsten 72 Stunden ihre Angriffe fortsetzen und verstärken", heißt es in der Analyse des ISW.

Kraftwerk Saporischschja ohne Aufsicht

Weiter westlich feuert Russland ebenfalls weiter. Dort hat es jedoch offenbar keine Unterbrechung gegeben. Ukrainischen Quellen zufolge schießt die russische Armee vom Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja aus Raketen auf benachbarte Gebiete ab. Die "russischen Besatzer" griffen von dort aus die benachbarte Region Nikopol an, erklärte der Präsident der ukrainischen Atomenergiebehörde Energoatom, Petro Kotin, im Online-Dienst Telegram. Die Situation im Kraftwerk Saporischschja sei "extrem angespannt", die Lage verschärfe sich Tag für Tag.

Derzeit kontrollieren demnach 500 russische Soldaten die Anlage. Das AKW Saporischschja ist das größte Kernkraftwerk Europas. Es wird seit Anfang März von russischen Truppen besetzt, die es wenige Tage nach Beginn ihrer Invasion der Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Das Kraftwerk trug 2021 rund ein Fünftel zur Stromproduktion der Ukraine bei.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) konnte das Atomkraftwerk seit Beginn der russischen Invasion nicht mehr besichtigen. IAEA-Chef Rafael Grossi hat mehrfach seine Sorge über die nukleare Sicherheit in Saporischschja ausgedrückt.

Die ukrainische Regierung lehnt einen Besuch von IAEA-Vertretern ab, solange das AKW von russischen Truppen besetzt ist. Möglich sei ein solcher Besuch erst, wenn die Ukraine wieder die Kontrolle über die Anlage habe, erklärte Energoatom vergangene Woche. Die ukrainische Atombehörde argumentiert, ein Besuch von IAEA-Experten könne die Präsenz Russlands legitimieren.

Quelle: ntv.de, cls/dpa/AFP

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