Fall Trayvon Martin Sanford feuert Polizeichef
21.06.2012, 10:22 Uhr
Das undatierte Foto zeigt den 12-jährigen Trayvon Martin.
(Foto: dpa)
Mehr als drei Monate sind seit dem Tod von Trayvon Martin vergangen. Dass der Wachmann George Zimmerman ihn getötet hat, ist unstrittig, aber juristisch ist Martins Tod noch immer nicht aufgearbeitet. Der Fall schlägt in der Öffentlichkeit hohe Wellen. Um ein Zeichen des Neuanfangs zu setzen, feuert die Stadt Sanford den zuständigen Polizeichef.
Im Mordfall um den US-Teenager stand Bill Lee, Polizeichef der Stadt Sanford in Florida, monatelang im Zentrum der Kritik - jetzt muss er gehen. Wie der Nachrichtensender CNN berichtete, feuerte die Stadtverwaltung Lee. Der Polizeichef habe das Vertrauen und den Respekt eines Teils der Gemeinde verloren, so Stadtdirektor Norton Bonaparte. "Wir müssen nun mit einem Polizeichef neu beginnen, den alle Bürger von Sanford respektieren können", so Bonaparte. Die Familie des Opfers respektiere die Entscheidung, sagte ein Anwalt der Angehörigen zu CNN.
Lee wollte bereits im April sein Amt niederlegen, doch die Stadtverwaltung lehnte damals den Rücktritt ab. Im Februar hatte der freiwillige Wachmann George Zimmerman den unbewaffneten 17-jährigen schwarzen Teenager Trayvon Martin erschossen. Zimmerman berief sich auf Notwehrgesetze, und die Polizei ließ ihn vorerst laufen.
Erst nach einer landesweiten Welle der Empörung wurde er verhaftet und des Mordes mit bedingtem Vorsatz angeklagt. Ein Termin für die Hauptverhandlung steht noch nicht fest. Sollte Zimmermann verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.
Martins Tod war "vermeidbar"
Die Tötung Martins war einem Polizeibericht zufolge "letztlich vermeidbar". Es gebe keinen Hinweis darauf, dass der 17-Jährige zur Zeit des Vorfalls am Abend des 26. Februar in irgendeine kriminelle Handlung verwickelt war, hieß es in dem Bericht. Wäre Zimmerman in seinem Fahrzeug geblieben und hätte auf die Polizei gewartet, hätte der Vorfall vermieden werden können.
Andere Stellen in dem 183 Seiten langen Bericht scheinen jedoch die Darstellung Zimmermans zu belegen, wonach er in Notwehr schoss. Auf einem Photo vom Abend des Vorfalls erscheint Zimmerman mit einer blutenden Nase. Ein Polizist, der ihn am Abend vernahm, wird mit der Aussage zitiert, Zimmerman habe aus der Nase und am Hinterkopf geblutet. Zudem sei sein Rücken nass und voller Gras gewesen, als habe er auf dem Boden gelegen. Ob er sich etwa selbst ins Gras legte. um den Blutfluss zu stillen, kommt aus dem Bericht allerdings nicht hervor.
Quelle: ntv.de, dpa