Die Weisheit kommt mit dem Alter. Und die Milde auch. Jahrlang waren Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble enge Weggefährten. Bis es zu harten Streitereien kam - und die beiden sich fortan mieden. Doch das Eis scheint nun gebrochen.

Trotz des zerrütteten persönlichen Verhältnisses will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble offenbar an der Ehrung für den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl (beide CDU) am 27. September in Berlin teilnehmen. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Bei dem Festakt der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung im Deutschen Historischen Museum wird auch CDU-Chefin Angela Merkel sprechen.

Der Festakt erinnert an Kohls erstmalige Wahl zum Bundeskanzler im Zuge eines konstruktiven Misstrauensvotums vor 30 Jahren, am 1. Oktober 1982. Danach führte der heute 82-Jährige 16 Jahre lang eine schwarz-gelbe Koalition.

"Ich war schon bei den Koalitionsverhandlungen dabei, die 1982 zur Regierungsbildung geführt haben, und werde natürlich auch hier anwesend sein", sagte Schäuble dem Blatt. "Ich hatte das Glück, in diesen 16 Jahren einer von Kohls engsten Vertrauten gewesen zu sein." Der Minister habe zugleich Verständnis dafür erkennen lassen, dass Kohl eine Einladung zu Schäubles Geburtstagsfeier am Abend zuvor ausgeschlagen hat. Dieser könne leider nicht kommen, weil es ihm gesundheitlich nicht so gut gehe, wird Schäuble zitiert.

Schäuble wird am kommenden Dienstag 70 Jahre alt, die Geburtstagsfeier findet auf Einladung der Unionsfraktion im Deutschen Theater Berlin statt. Er war zu Zeiten Kohls Kanzleramtsminister, Innenminister und Fraktionsvorsitzender der Union. Das Verhältnis zwischen den beiden Politikern ist seit der CDU-Spendenaffäre vor gut zehn Jahren zerstört.