CDU-Politiker droht Parteiausschluss Der kleine Kauder und die großen Schwarzen
08.08.2013, 13:15 Uhr
Siegfried Kauder: "Es war ein kalter Putsch."
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Die CDU in seinem Wahlkreis stimmte für einen anderen Kandidaten. Doch Siegfried Kauder, der jüngere Bruder von Unionsfraktionschef Volker Kauder, will trotzdem wieder in den Bundestag einziehen - offenbar um jeden Preis.
Die ganz Großen sind gegen ihn. Finanzminister Wolfgang Schäuble sagt: "Wir müssen ihn ausschließen." Unionsfraktionschef Volker Kauder sagt: "Er kandidiert gegen einen von uns und will gleichzeitig Parteimitglied bleiben. Das geht nicht." Doch selbst die ganz Großen in der Union schrecken ihn nicht. Nicht einmal der große Bruder.
Siegfried Kauder droht ein Ausschlussverfahren wegen "parteischädigendem Verhalten". Sein CDU-Kreisverband Schwarzwald-Baar entscheidet heute darüber und weiß um die Unterstützung der Parteispitze. Der 62-Jährige hält trotzdem an seiner umstrittenen Kandidatur für ein Direktmandat bei der Bundestagswahl fest. Kauder, seit 2002 Bundestagsabgeordneter, tritt an, obwohl die hiesige CDU sich dieses Mal für einen anderen als offiziellen Unionskandidaten entschieden hat. Als unabhängiger Bewerber macht er damit seinen eigenen Leuten Konkurrenz.
Eine "undemokratische" Entscheidung
Der Fall sorgte für gewaltiges Aufsehen. Wohl vor allem, weil es sich bei Kauder um den jüngeren Bruder des Unionsfraktionschefs handelt. Aber auch, weil der kleine Kauder in Interviews kurz vor der Bundestagswahl nicht vor provokanten Antworten zurückschreckte.
Dass sein Kreisverband ihn nicht aufstellte, nannte er bei n-tv.de einen "kalten Putsch". Die Entscheidung für den offiziellen CDU-Kandidaten, Thorsten Frei, sei undemokratisch gewesen. Damit spielte Kauder auf eine überraschende Verschiebung des Abstimmungstermins der Kür des Direktkandidaten in dem Wahlkreis an und auf eine nicht ausgezählte Wahlurne.
In Kauders Worten schwang dabei eine gewisse Verbitterung mit. "Wir brauchen Einzelkämpfer, Querdenker", sagte er. "Wenn die Partei damit ein Problem hat, muss sie sich ändern." Als Ziel für seine mögliche nächste Legislatur nannte er ausgerechnet Reformen beim Thema Abgeordnetenbestechung. Die Union will an den geltenden Regeln auf keinen Fall rütteln. Auf die Frage, ob für ihn nach dem Ende seiner CDU-Karriere ein Wechsel zur Alternative für Deutschland (AfD) denbar wäre, antwortete er dann noch vage: "Ich bin erstmal unabhängiger Kandidat."
Freunde schütteln "fassungslos" den Kopf
In der Union herrscht seither Entsetzen über das Gebaren des jüngeren Kauder. Schäuble sagte jüngst: "Ich kenne Siegfried Kauder seit Jahrzehnten als prima Kollegen in der CDU und im Bundestag. Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist und in ihm vorgeht." Und weiter: "Was er jetzt macht, lässt seine Freunde fassungslos den Kopf schütteln." Er könne nicht nachvollziehen, warum er nicht akzeptieren kann, dass seine Partei ihn nicht mehr aufgestellt hat.
Die Worte der großen Schwarzen an den kleinen Kauder ändern allerdings nichts an dessen Haltung. Sie wirken sich bestenfalls ein ganz klein wenig auf seine öffentliche Auftritte aus. Kauder ist vorübergehend untergetaucht. Aus seinem Büro heißt es: Er gebe bis zur Entscheidung über seinen Parteiausschluss keine Interviews mehr. Für Freitag allerdings hat er schon eine Pressekonferenz angekündigt.
Quelle: ntv.de