Krieg gegen Boko Haram Soldaten befreien 200 Mädchen
29.04.2015, 01:48 Uhr
Ein Soldat hält Wache im Grenzgebiet zwischen Nigeria, Niger und dem Tschad.
(Foto: REUTERS)
Die Militärs feiern es als großen Sieg, doch letztlich beweist der Erfolg nur das Ausmaß der islamistischen Schreckensherrschaft: Im Nordosten Nigerias retten Soldaten eine große Zahl an Geiseln aus den Händen fanatischer Extremisten.
In Nigeria hat die Armee nach eigenen Angaben 200 Mädchen und 93 Frauen aus einem Lager der Extremistengruppe Boko Haram gerettet. Die Identität der befreiten Zivilisten war zunächst unklar. Schnell kamen Spekulationen auf, dass es sich bei den Mädchen um die vor einem Jahr aus einem Internat der Stadt Chibok entführten Schülerinnen handeln könnte.
Die Hoffnungen scheinen sich nicht zu bestätigen: Stunden nach der Militäraktion hieß es, die Mädchen aus Chibok befänden sich nicht unter den insgesamt fast 300 von der nigerianischen Armee befreiten Mädchen und Frauen. Armeesprecher Oberst Sani Usman habe entsprechende Angaben dazu in einer Erklärung bestätigt, berichtete die nigerianischen Zeitung "This Day". Die Entführung der Schülerinnen aus dem nordostnigerianischen Ort Chibok hatte im vergangenen Jahr für weltweites Entsetzen gesorgt.
Die islamistische Rebellengruppe Boko Haram hatte Mitte April 2014 aus der Schule in Chibok 276 Mädchen verschleppt. Dutzende der Mädchen konnten später fliehen, doch blieben 219 Schülerinnen in der Gewalt der Islamisten. Der Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau erklärte später, sie alle seien zum Islam konvertiert und verheiratet worden. Ein letztes Lebenszeichen hatte es im Mai vergangenen Jahres gegeben, als die Mädchen in einem Video der Gruppe auftauchten.
Die schleppende Reaktion der Regierung von Präsident Goodluck Jonathan hatte bei den Angehörigen der Mädchen aber auch bei Bürgerrechtlern in Nigeria für scharfe Kritik gesorgt. Nigerias neugewählter Präsident Muhammadu Buhari hatte kürzlich zum ersten Jahrestag der Entführung verstärkte Bemühungen versprochen, die Mädchen zu finden. Allerdings hatte er zugleich gewarnt, dass die Jugendlichen womöglich nie gefunden werden.
Offene Gefechte im Nordosten
Bei den aktuellen Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Boko-Haram-Milizen wurden nach Angaben aus Militärkreisen mindestens 40 Soldaten aus dem Niger - Nigerias Nachbarland im Norden - getötet. 35 weitere gelten noch als vermisst, wie ein ranghoher Militärangehöriger des westafrikanischen Landes sagte.
Bei der Einnahme von drei Lagern der Extremisten im Sambisa-Wald im nordöstlichen Bundesstaat Borno wurden laut Angaben der nigerianischen Armee neben den 200 Mädchen auch 93 Frauen befreit. Die geretteten Mädchen und Frauen würden nun befragt, hieß es.
Der Krieg gegen die Terrororganisation dauert an. Erst am Wochenende hatten Kämpfer der sunnitischen Extremistengruppe Boko Haram eine strategisch bedeutende Insel im Tschadsee nahe der nigerianischen Grenze überfallen und in ihre Gewalt gebracht. Örtlichen Medienberichten zufolge kamen Hunderte Boko-Haram-Kämpfer mit Kanus über den See und stürmten die Insel. Inzwischen haben die Streitkräfte des Niger die Kontrolle über die Insel Karamga nach eigenen Angaben wieder zurückgewonnen.
Quelle: ntv.de, rpe/AFP