Meuterei in Mali Soldaten übernehmen die Macht
22.03.2012, 04:17 Uhr
In Bamako greifen die Unruhen um sich.
(Foto: AP)
Bei einer Armee-Meuterei in Mali greifen Soldaten den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Bamako an. Nach eigener Darstellung übernehmen sie die Macht in dem westafrikanischen Land. Augenzeugen berichten von Schusswechseln. UN-Generalsekretär Ban äußert sich besorgt.
Im westafrikanischen Mali haben sich meuternde Soldaten nach eigenen Angaben an die Macht geputscht und Präsident Amadou Toumani Toure gestürzt. In einer Fernsehansprache sagten die Rebellen, das "Klima der Unsicherheit" im Land und die "Unfähigkeit des Regimes, den Terrorismus zu bekämpfen" habe sie zu dem Putsch bewogen.
Die Verfassung sei bis auf weiteres aufgehoben und es sei eine Ausgangssperre verhängt worden, erklärte der Sprecher des neu gegründeten "Nationalkomitees für die Wiederherstellung der Demokratie und des Staates", Leutnant Amadou Konare. Toure sei wegen "seines Unvermögens, die Krise im Norden Malis zu bewältigen" gestürzt worden, fügte er hinzu.
Während seiner Rede war Konare von rund 20 weiteren Rebellen in Militäruniformen umgeben. Sie wollten nun mit den Nachbarländern und internationalen Organisationen über das weitere Vorgehen beraten, hieß es weiter.
Kolonialmacht Frankreich verurteilt Putsch
In Malis ehemaliger Kolonialmacht Frankreich betonte Außenminister Alain Juppé: "Wir haben diesen Militärputsch verurteilt, weil wir uns dem Respekt demokratischer und verfassungsmäßiger Regeln verpflichtet fühlen." Er forderte die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung und die planmäßige Durchführung der Wahlen, die am 29. April stattfinden sollten. Toure, der seit 2002 an der Macht ist, konnte laut Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht mehr als Kandidat antreten.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich ebenfalls "zutiefst besorgt" über die Vorgänge in Mali. Er rief nach Angaben eines Sprechers dazu auf, den Konflikt "friedlich und innerhalb des demokratischen Prozesses" auszutragen.
Schwere Kämpfe seit Januar
Hintergrund des Coups sind die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der malischen Unabhängigkeitsbewegung MNLA und Regierungstruppen. Seit Januar war es in Nord-Mali immer wieder zu schweren Kämpfen gekommen. Truppenteile sind unzufrieden mit der Handhabung des Konflikts mit den Tuareg-Rebellen. Sie werfen der Regierung vor, dass sie nicht genug Waffen für die Gefechte zur Verfügung stelle.
Dem Putsch waren am Mittwoch schwere Kämpfe in der Hauptstadt Bamako vorausgegangen. Zeugen sagten der Nachrichtenagentur dpa, es seien die ganze Nacht lang Schüsse zu hören gewesen. "Es hörte sich aber so an, als seien die meisten Schüsse in die Luft gefeuert worden und nicht direkt auf Menschen", sagte ein Bürger.
Schusswechsel am Präsidentenpalast
Die Aufständischen hatten zunächst die Gebäude des staatlichen Rundfunks und Fernsehens und anschließend den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Bamako gestürmt. Mehrere Minister seien festgenommen worden, berichtete die Webseite "maliactu.net". Präsident Toure soll den Palast rechtzeitig verlassen haben. Wo er sich aufhält, war unklar, jedoch soll er sich Medienberichten zufolge in Sicherheit befinden. Auch in der nördlichen Stadt Gao meuterten Militärs. Sie sollen mehrere hochrangige Offiziere als Geiseln genommen haben.
Die rebellierenden Soldaten hatten sich am Präsidentenpalast Schusswechsel mit den regierungstreuen Truppen geliefert. In der Hauptstadt Bamako seien den ganzen Tag über Schüsse zu hören gewesen. Das Präsidentenamt in Bamako hatte zuvor Berichte über einen Militärputsch dementiert. Deserteure und andere Militärangehörige, die nicht an die Front wollten, hätten gemeutert, erklärte ein Beamter des Präsidentenpalastes.
Quelle: ntv.de, dpa