Politik

Tag der Trauer am 21. August Stoltenberg dankt den Norwegern

Der Platz vor der Kathedrale in Oslo ist übersät von Blumen.

Der Platz vor der Kathedrale in Oslo ist übersät von Blumen.

(Foto: AP)

Norwegen will am 21. August mit einer nationalen Trauerfeier der 77 Toten bei den Terroranschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya gedenken. Das kündigt Ministerpräsident Stoltenberg vor dem Parlament an. Zu der Feier knapp einen Monat nach den Anschlägen sollen Überlebende und Angehörige der Opfer zusammen mit Helfern bei den Rettungseinsätzen, Personal aus Krankenhäusern und Polizisten eingeladen werden.

In einer Trauerstunde hat das norwegische Parlament der 77 Todesopfer des Doppelanschlags vor anderthalb Wochen gedacht. In Anwesenheit von König Harald V. und Kronprinz Haakon hielten die Abgeordneten eine Schweigeminute ab und sangen die norwegische Nationalhymne. Parlamentspräsident Dag Terje Andersen verlas einzeln die Namen der 77 Opfer, an dem Parlamentsgebäude hingen die Fahnen auf Halbmast.

Stoltenberg im Parlament: "Mein größter Dank gilt dem norwegischen Volk."

Stoltenberg im Parlament: "Mein größter Dank gilt dem norwegischen Volk."

(Foto: AP)

Regierungschef Jens Stoltenberg dankte den Norwegern in einer Rede vor den Abgeordneten für ihr Verhalten nach den Anschlägen vom 22. Juli. "Mein größter Dank gilt dem norwegischen Volk, das sich verantwortungsbewusst gezeigt hat, als es darauf ankam, das seine Würde behalten und sich für die Demokratie entschieden hat." Die Generation des 22. Juli sei "die der Helden und der Hoffnung". Für den 21. August kündigte er einen nationalen Gedenktag an, bei dem nicht nur der Opfer gedacht werden soll. Zu einer Gedenkfeier würden Überlebende, die Familien der Opfer sowie die Retter und Helfer eingeladen.

Schwarzer Tag in der Geschichte Norwegens

Stoltenberg sagte bei der Trauerfeier im Parlament: "Wir werden uns an den 22. Juli immer als eine schwarzen Tag in der Geschichte unseres Landes erinnern." Mit Blick auf die vielen jugendlichen Opfer meinte Stoltenberg, die jungen Menschen in Norwegen insgesamt hätten sich "in tränenreichem Protest" erhoben. Der sozialdemokratische Regierungschef appellierte an seine Landsleute, im Gefolge der Anschläge weiter Toleranz zu üben: "Ich bitte von diesem Rednerpult darum, keine Hexenjagd auf Meinungsäußerungen zu starten."

Viele Menschen würden die Trauerphase auch nutzen, um über eigene Haltungen nachzudenken: "Mit dem 22. Juli als Ballast kann es durchaus Dinge geben, die wir vielleicht lieber anders formuliert hätten. Etwas, das wir in Zukunft vielleicht mit größerer Einfühlung ausdrücken werden."

Gizem Dogan, von Breivik auf der Insel Utøya ermordet, wird in Trondheim zu Grabe getragen.

Gizem Dogan, von Breivik auf der Insel Utøya ermordet, wird in Trondheim zu Grabe getragen.

(Foto: dpa)

Der Attentäter Anders Behring Breivik hat zugegeben, zunächst eine Bombe im Regierungsviertel von Oslo gezündet und dann auf die Teilnehmer eines Sommerlagers auf der Insel Utøya geschossen zu haben. Als Motiv für den Massenmord hatte er in seinem "Manifest" immer wieder Hass auf den Islam und islamische Zuwanderer angeführt und die norwegische Migrationspolitik kritisiert. Nach der Festnahme erklärte er vor der Polizei auch, er habe die Sozialdemokraten "möglichst hart" treffen wollen. Die meisten seiner Opfer waren Mitglieder der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF im Alter zwischen 14 und 19 Jahren.

Polizei vernimmt mehr als 200 Zeugen

Die Polizei teilte mit, dass sie seit den Anschlägen mehr als 200 Zeugen vernommen habe. Sie will bei den Ermittlungen unter anderem sämtliche Handys aller Augenzeugen des Massakers auf Utøya mit geführten Gesprächen und SMS-Mitteilungen auf verwertbare Aussagen überprüfen.

Nach Angaben von Anwalt Geir Lippestad behauptet Breivik, während des Attentats auf der Insel mit der Polizei telefoniert zu haben. Er wisse jedoch nicht, ob dies stimme. Mehrere Überlebende des Massakers hatten berichtet, den 32-jährigen Schützen am Telefon gesehen zu haben. Die Polizei wollte dies nicht kommentieren und war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen.

Offensichtlich ergötzt sich der Massenmörder weiter an seinen Untaten. Lippestad sagte, sein Mandant habe sich bei der Vernehmung auch an den Folgen und den Reaktionen auf sein Attentat interessiert gezeigt. "Er wollte wissen, wie viele Menschen verletzt und getötet wurden und fragte nach der Medienreaktion", sagte Lippestad.

Die Polizei will "sämtliche Aktivitäten" des rechtsradikalen Attentäters in den vergangenen zehn Jahren unter die Lupe nehmen. Dabei gehe es vor allem um mögliche Beteiligung an rechtsextremen Netzwerken, hieß es in Oslo.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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