Politik

Kämpfe in Damaskus Syriens Regime schlägt zurück

Regierungstruppen im Stadtviertel Midan der Hauptstadt Damaskus.

Regierungstruppen im Stadtviertel Midan der Hauptstadt Damaskus.

(Foto: dpa)

Im Zentrum der syrischen Hauptstadt Damaskus liefern sich Regierungstruppen und Regimegegner Kämpfe. Immer mehr Syrer verlassen das Land. An der Grenze zum Libanon stauen sich die Autos der Menschen, die sich in Sicherheit bringen wollen.

In Syrien versuchen Regierungstruppen offenbar, die Initiative zurückzugewinnen. In der Hauptstadt Damaskus dauern die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen an, auch aus der Wirtschaftsmetropole Aleppo werden Schießereien gemeldet.

In Damaskus griffen Armee-Hubschrauber in der Nacht Berichten von Einwohnern zufolge Stellungen der Rebellen mit Raketen an. Zudem nahmen Panzer von der Ringstraße aus das Zentrum ins Visier, das die Aufständischen nach dem Anschlag auf die Führung des Sicherheitsapparats zum Teil eingenommen hatten. Regierungsgegner nahmen Einrichtungen der Sicherheitskräfte und Straßensperren unter Beschuss.

Vor etwa einer Woche hatten die Kämpfe zwischen Regimegegnern und Regierungstreuen auch die Hauptstadt Damaskus erfasst. Seither scheint die syrische Staatsmacht mehr und mehr die Kontrolle zu verlieren. Bei einem Bombenattentat auf den nationalen Krisenstab, zu dem sich die Freischärler der Freien Syrischen Armee bekannten, waren am Mittwoch vier der engsten Vertrauten von Machthaber Baschar al-Assad tödlich verletzt worden. Ein syrischer General und 20 weitere Offiziere flüchteten am Freitag in die Türkei. Damit seien nun 22 Generäle desertiert und aus dem Nachbarland über die Grenze gekommen, berichteten türkische Medien.

Zahlreiche Tote

In den vergangenen Tagen hatten die Aufständischen deutlich an Boden gewonnen, den die Regierungstruppen zurückerobern wollen. Die syrischen Streitkräfte hatten als Reaktion auf die von den Rebellen am Dienstag ausgerufene "Schlacht der Befreiung" von Damaskus eine Gegenoffensive gestartet. Nach heftigen Kämpfen übernahmen sie am Freitag die Kontrolle über das Viertel Midan in der Hauptstadt.

Nach Angaben der Opposition wurde am Samstagmorgen die Vorstadt Schaba bei Damaskus überrannt. Dem Angriff sei schwerer Artilleriebeschuss vorausgegangen, bei dem mindestens ein Zivilist getötet und Dutzende weitere verletzt worden seien, berichteten syrische Exil-Aktivisten. Das Militär soll bei seinem Vorgehen auch von regimetreuen Milizen unterstützt worden sein. Schaba gilt wie viele andere Siedlungen im Umland der syrischen Hauptstadt als eine Protesthochburg.

Während ihrer Offensive brachten die Rebellen auch drei Grenzübergänge zum Irak und zur Türkei unter ihre Gewalt. "Das Regime war die letzten drei Tage ohne Führung. Aber die Luft- und Bodenangriffe in Damaskus und den Vororten zeigen, dass es seine Schlagkraft nicht verloren hat und sich neu aufstellt", sagte ein Oppositioneller. Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fielen allein am Donnerstag und am Freitag 550 Menschen den Kämpfen zum Opfer.

Zehntausende fliehen

Die Lage in Syrien treibt immer mehr Menschen in die Flucht. Innerhalb von nur 48 Stunden hätten mehr als 30.000 Syrer die Grenze zum westlichen Nachbarland Libanon überquert, sagte eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Wie die libanesische Zeitung "Daily Star" berichtete, stauten sich die Autos am syrisch-libanesischen Grenzübergang Masnaa auf fast einem Kilometer in Viererreihen. Der Kontrollpunkt ist etwa 50 Kilometer von Damaskus entfernt. Aktivisten gingen inzwischen von rund 60 000 syrischen Flüchtlingen im Libanon aus, heißt es in dem Bericht. In der Türkei sind derzeit mehr als 43. 000 Syrer als Flüchtlinge registriert.

Die EU-Außenminister wollen am Montag weitere Sanktionen gegen Syrien beschließen. Zwischen zwanzig und dreißig Personen und zwei bis drei Firmen oder Organisationen sollten neu auf die Sanktionsliste gesetzt werden, kündigten EU-Diplomaten am Freitag in Brüssel an. Die EU versucht mit ihren Strafmaßnahmen, den Handlungsspielraum der Führung von Präsident Assad einzuschränken. Dazu friert die EU Gelder auf ausländischen Konten ein oder verhängt Reisesperren.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/AFP

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