Trayvon Martins Eltern erleichtert Todesschütze verhaftet
12.04.2012, 07:12 Uhr
Tausende US-Amerikaner demonstrierten, als sie vom Schicksal Trayvon Martins erfuhren.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Der Fall spaltet die USA: Ein selbst ernannter Nachbarschaftswächter erschießt einen schwarzen Jugendlichen und bleibt wochenlang straffrei. Weil er angeblich aus Notwehr handelte. Völlig gerechtfertigt, sagt ein Teil der US-Amerikaner. Der andere wirft dem Schützen und den Behörden Rassismus vor.
Vor sechs Wochen erschoss der selbst ernannte Nachbarschaftswächter George Zimmermann den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin. Jetzt nahmen die Behörden den 28-Jährigen fest und klagten ihn an. Sonderermittlerin Angela Corey wirft ihm Mord mit bedingtem Vorsatz vor. Die Familie des Opfers und Millionen von US-Amerikanern reagierten erleichtert, denn lange sah es so aus, als würde Zimmermann unbestraft davon kommen.

Martins Eltern: "Ein Herz hat keine Farbe. Es ist nicht schwarz, es ist nicht weiß, es ist rot".
(Foto: REUTERS)
Zimmerman hatte Ende Februar in Sanford im Bundesstaat Florida den 17-jährigen Martin erschossen. Das Mitglied einer Bürgerwehr gab an, in Notwehr gehandelt zu haben. Der Jugendliche, der sich nach einem Einkauf in einem bewachten Wohngebiet auf dem Heimweg befand, war jedoch unbewaffnet. Die Polizei ließ Zimmerman seinerzeit nach einer vorübergehenden Festnahme laufen und berief sich dabei auf ein Gesetz, das den Bürgern in Florida das Recht zu schießen gibt, wenn sie sich ernsthaft bedroht fühlen.
Der Anwalt von Martins Familie warf Zimmerman dagegen vor, den Jugendlichen kaltblütig ermordet zu haben. Die Eltern des getöteten Jungen brachten den Fall mit einer Online-Kampagne an die Öffentlichkeit. Sie werfen den Behörden vor, nicht angemessen ermittelt zu haben, weil ihr Sohn schwarz und der Schütze weiß gewesen seien. Der Fall führte zu einer heftigen Debatte über laxe Waffengesetze und Rassismus im US-Justizsystem, in die sich auch . "Wenn ich einen Sohn hätte, würde er wie Trayvon aussehen", sagte Obama und rief die Nation zur "Gewissensprüfung" auf.
38 Prozent der Weißen glauben Zimmermann
hatten in den vergangenen Wochen bei Demonstrationen die Festnahme Zimmermans gefordert. Mehr als 2,5 Millionen Menschen unterschrieben eine Petition mit der Forderung nach Gerechtigkeit in dem Fall. "Wir wollten ganz einfach eine Festnahme - nicht mehr und nicht weniger - und wir haben sie bekommen, und ich sage Danke" sagte Martins Mutter Sybrina Fulton nach der Bekanntgabe der Anklage. "Ein Herz hat keine Farbe. Es ist nicht schwarz, es ist nicht weiß, es ist rot" betonte Fulton, bevor sie in Tränen ausbrach.
In den vergangenen Tagen hieß es zunächst, , unter anderem wegen Todesdrohungen gegen ihn. Nun konnten die Behörden ihn offenbar stellen. Zimmermans Anwalt Mark O'Mara kündigte an, sein Mandant werde bei der ersten Anhörung seine Unschuld betonen. Der 28-Jährige befürchte, keinen fairen Prozess zu bekommen.
Sonderstaatsanwältin Corey sagte dagegen, die Staatsanwaltschaft handle nicht aufgrund von öffentlichem Druck. Wie in jedem anderen Fall werde auf Grundlage von Fakten und der Gesetze des Bundesstaates Anklage erhoben.
Der Tod Martins beschäftigt auch die Bundespolizei FBI sowie das Justizministerium in Washington, das vor drei Wochen die Prüfung eines möglichen rassistischen Motivs Zimmermans einleitete. Nach Angaben von Justizminister Eric Holder reisten ranghohe Mitarbeiter seiner Behörde im Rahmen der Untersuchung nach Sanford und trafen dort auch Martins Familie. Der Fall spaltet die USA: Laut einer Umfrage der "Washington Post" glauben 80 Prozent der Schwarzen, aber nur 38 Prozent der Weißen, dass die Tötung des Jungen ungerechtfertigt war.
Quelle: ntv.de, AFP