Politik

"Politischer Streit unangebracht" Trauermarsch in Erfurt

Rund 2.500 Menschen haben in Erfurt mit einem Trauermarsch der Opfer des beispiellosen Amoklaufs vom vergangenen Freitag gedacht. "Wir teilen gemeinsam Trauer, Schmerz, Sprachlosigkeit und Ohnmacht", sagte die ver.di-Landeschefin Claudia Rühlemann während der Kundgebung zum 1. Mai. Aus Respekt vor den Toten und Angehörigen sei zurzeit politischer Streit unangebracht. "Mich befremdet der Aktionismus derer, die so schnell schon wieder schnelle Antworten parat haben, um sie in Gesetze zu gießen."

Vor dem Hintergrund der Bluttat vom Freitag regte Rühlemann eine Diskussion über den Stellenwert von Erziehungs- und Bildungsarbeit an. "Wie hoch schätzen wir diese Arbeit, mit der Werte und soziale Verantwortung eingeübt werden und die Grundlage für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben ist?", fragte die Gewerkschafterin.

Landesweit beteiligten sich in Thüringen knapp 6.000 Menschen an Kundgebungen, bei denen die Gewerkschaften auf ein Rahmenprogramm mit Musik und Attraktionen für Kinder verzichteten. Parteipolitiker waren tags zuvor von den Rednerlisten gestrichen worden.

In Erfurt äußerte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Jürgen Röhreich, die Hoffnung, "dass nicht nach einer Woche Rummel wieder Ruhe einkehrt". Die schreckliche Tat sollte aus seiner Sicht zum Handeln und Nachdenken zwingen. Während der Schulzeit würden Kinder zu früh und zu oft selektiert, sagte er. Zudem müsse eine gebührenfreie Kindergartenbetreuung Realität werden. Auch wenn das Geld in den Staatskassen knapp werde, dürfe nicht bei den Ausgaben für Kinder gespart werden.

Trauerfeier mit Rau und Vogel

Bei einer zentralen Trauerfeier am Freitag auf dem Domplatz wollen außer anderen Spitzenpolitikern Schröder, Stoiber sowie Bundespräsident Johannes Rau der Opfer gedenken. Im Anschluss ist ein ökumenischer Gottesdienst vorgesehen. (n-tv und n-tv.de übertragen die Trauerfeier am Freitag, 3.Mai, ab 11 Uhr live.)

Der 19-jährige ehemalige Schüler Robert Steinhäuser hatte am Freitag 16 Menschen und sich selbst erschossen. Inzwischen haben die Gerichtsmediziner die Obduktion der Opfer abgeschlossen. Nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis wurden die Opfer des Amoklaufs durch Kopf-, Bauch- und Rückenschüsse aus der Pistole des 19-Jährigen getötet.

Quelle: ntv.de

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