"Sehr ernste Untersuchungen" Trump will China zur Rechenschaft ziehen
28.04.2020, 07:20 Uhr
US-Präsident Trump wütet erneut gegen China. Er wirft dem Land vor, nicht rechtzeitig auf das Coronavirus reagiert zu haben. Er spricht sogar von "vielen Möglichkeiten, sie zur Rechenschaft zu ziehen". Konkret wird er allerdings nicht.
US-Präsident Donald Trump hält an seiner Überzeugung fest, dass China die Coronavirus-Pandemie hätte verhindern können. "Wir führen sehr ernste Untersuchungen durch. Wir sind nicht glücklich mit China. Wir glauben, dass es an seinem Entstehungsort hätte gestoppt werden können. Es hätte ganz schnell eingedämmt werden können und damit hätte es sich nicht auf der ganzen Welt ausgebreitet", sagt Trump auf einer Pressekonferenz. Es gebe "viele Möglichkeiten, sie zur Rechenschaft zu ziehen".
Seine Regierung prüfe derzeit, wie Peking für die Verbreitung des Coronavirus "zur Rechenschaft gezogen" werden könne, sagte Trump weiter. Er äußerte sich nicht dazu, welche Entschädigungssumme seine Regierung verlangen könnte. Es handle sich um eine "sehr substanzielle" Summe, sagte Trump lediglich.
Trump äußerte sich während eines Pressebriefings zur Coronavirus-Krise, welches das Weiße Haus zunächst abgesetzt und dann wieder angesetzt hatte. Der Präsident hatte am Wochenende eine Fortsetzung seiner täglichen Briefings infrage gestellt, nachdem er mit Aussagen zur möglichen Behandlung von Erkrankten per Injektion von Desinfektionsmittel oder Lichtbestrahlung ein PR-Debakel erlebt hatte. Die Aussagen sorgten im Internet für Spott und bei Experten für Fassungslosigkeit. Mediziner warnten eindringlich vor dem Schlucken von Reinigungsmitteln.
Trump: Lage wird jeden Tag "besser"
Trump selbst beteuerte später, seine Äußerungen seien "sarkastisch" gemeint gewesen, und attackierte die Medien. In seinem Presseauftritt am Montag sagte der Präsident dann, dass die USA in der Corona-Krise das Schlimmste überstanden hätten. Jeden Tag werde die Lage "besser". Trump sagte zudem eine "unglaubliche" wirtschaftliche Erholung seines Landes im kommenden Jahr voraus. Die USA sind das am stärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt.
Trump äußerte gleichwohl nun auch die Erwartung, dass viele Schulen des Landes in absehbarer Zeit wieder öffnen würden. Es wäre eine "gute Sache", wenn der Unterricht noch vor Ende des Schuljahres fortgesetzt würde, sagte er. Es scheine so, als ob junge Menschen "sehr gut" durch die Krise kämen - Trump meinte damit offenbar, dass bei jungen Menschen die Folgen der Infektion generell weniger schwer seien. Die Entscheidungsbefugnis für die Schulen liegt allerdings in den Händen der Bundesstaaten, wie Trump selber deutlich machte.
Trumps jüngste Kritik an China fügt sich nahtlos in eine Reihe von Vorwürfen in Richtung China ein: Die US-Regierung bemängelt schon länger Chinas Umgang mit dem Coronavirus-Ausbruch, der Ende letzten Jahres in der chinesischen Stadt Wuhan begann und sich zu einer globalen Pandemie entwickelt hat. Trump sprach zwischenzeitlich vom "chinesischen Virus". Vergangene Woche sagte Außenminister Mike Pompeo, die Vereinigten Staaten seien "fest davon überzeugt", dass die Regierung in Peking den Ausbruch nicht rechtzeitig gemeldet habe und verschleiert hätte, wie gefährlich die durch das Virus verursachte Atemwegserkrankung Covid-19 sei.
Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, erklärte am Montag auf Twitter, Pompeo solle aufhören, ein politisches Spiel zu spielen. "Verwenden sie ihre Energie besser darauf, Leben zu retten." Der Ausbruch des Coronavirus hat laut einer Reuters-Zählung weltweit mehr als 207.000 Menschen das Leben gekostet. Darunter sind allein mehr als 55.000 in den Vereinigten Staaten.
"Gefälschte Tests"
Bereits am Montag warf der Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro, China vor, minderwertige und sogar gefälschte Coronavirus-Antikörper-Testkits in die Vereinigten Staaten zu schicken und "Profit" aus der Pandemie zu schlagen. Navarro, ein offener Kritiker der Volksrepublik, wurde von Trump mit Fragen der Versorgungslinie im Zusammenhang mit der Gesundheitskrise betraut. Er sagte, mehr Tests sowohl für das Virus als auch für Antikörper seien entscheidend, um die Bürger der USA wieder an ihre Arbeitsplätze zu bringen.
"Vielleicht können wir durch Menschen, die immun sind, die Arbeitsplätze sicherer machen. Daher können wir nicht zulassen, dass China zum Beispiel diese gefälschten Tests einführt, weil sich das störend auswirken kann", sagte Navarro in einem Interview mit dem Sender "Fox News". Es gebe eine Menge Antikörpertests aus China, die von geringer Qualität seien und falsche Messwerte anzeigen würden. Die Vereinigten Staaten sind bei der medizinischen Grundausstattung und Pharmaprodukten stark von China abhängig.
Quelle: ntv.de, mli/bad/rts/AFP