Politik

"Ich werde gut versorgt" Trumps Anwalt Giuliani mit Corona infiziert

Dass Giuliani positiv auf das Virus getestet wurde, machte Trump via Twitter öffentlich.

Dass Giuliani positiv auf das Virus getestet wurde, machte Trump via Twitter öffentlich.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Am Morgen ist Rudy Giuliani in einem Fernsehinterview zu sehen, kurz darauf gibt Trump die Corona-Erkrankung seines persönlichen Anwalts bekannt. Für den US-Präsidenten ist das ein herber Rückschlag. Schließlich führt Giuliani die rechtlichen Anstrengungen gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl an.

Der persönliche Anwalt des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, Rudy Giuliani, ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das teilte Trump auf Twitter mit. Der ehemalige Bürgermeister von New York City leitet die rechtlichen Anstrengungen, das Wahlergebnis in den USA zugunsten Trumps zu kippen - bislang ohne nennenswerten Erfolg. Es ist der jüngste einer Vielzahl von Corona-Fällen im direkten Umfeld Trumps.

Warum es Trump war, der die Öffentlichkeit über die Infektion informierte, blieb zunächst unklar. Die "New York Times" und der Sender ABC News berichteten am frühen Abend (Ortszeit), Giuliani sei in der Hauptstadt Washington in einem Krankenhaus. Via Twitter bedankte sich Giuliani bei "Freunden und Anhängern" für ihre Sorge um ihn. "Ich werde sehr gut versorgt und fühle mich gut. Ich erhole mich schnell und bleibe am Ball", schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst. Ob Giuliani Symptome einer Erkrankung zeigt, wurde zunächst nicht bekannt. Mit seinen 76 Jahren gehört er aber zu einer Corona-Risikogruppe.

Trump: "Unermüdlich" gearbeitet

Trump bezeichnete Giuliani in seiner Twitter-Nachricht als "großartigsten Bürgermeister in der Geschichte" von New York City. Dieser habe "unermüdlich" gearbeitet, die "korrupteste Wahl (bei weitem!)" in der Geschichte der USA aufzudecken. Der Republikaner sendete seinem Anwalt auf Twitter Genesungswünsche. "Wir werden weitermachen!!!", fügte er hinzu.

Trump hatte Giuliani Mitte November damit beauftragt, die rechtlichen Anstrengungen gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl und den Sieg des Demokraten Joe Biden anzuführen. Trump hatte sich an seinen Vertrauten gewendet, nachdem der eigentlich damit beauftragte Wahlkampfberater David Bossie wegen einer Coronavirus-Infektion handlungsunfähig war. Trumps Anwältin Jenna Ellis schrieb auf Twitter: "Giuliani ist ein zäher Krieger!" Die Arbeit von Trumps Anwälten werde von Giulianis Infektion nicht beeinträchtigt und man mache weiter.

Giuliani behauptet, beweisen zu können, dass Trump aufgrund eines von der Demokratischen Partei organisierten Stimmenraubs um den Sieg über Joe Biden gebracht wurde. Mehrere Klagen der Trump-Anwälte in verschiedenen Bundesstaaten sind vor Gericht unter anderem wegen fehlender Beweise gescheitert.

Giuliani will Wahlbetrug beweisen

Giuliani war am Sonntagmorgen noch in einem Fernsehinterview bei Fox News zu sehen gewesen, in dem er erneut behauptete, es habe zentral organisierten Wahlbetrug gegeben, der "sehr gut geplant, sehr gut ausgeführt" gewesen sei. US-Behörden hatten die Wahlen am 3. November als sicherste in der Geschichte des Landes bezeichnet. Am Mittwoch hatte Giuliani mit Anwältin Jenna Ellis vor einem Parlamentsausschuss im Bundesstaat Michigan über den angeblichen Wahlbetrug gesprochen.

Giuliani ist ein treuer Weggefährte von Trump, brachte ihn aber bereits mehrfach in Schwierigkeiten. Er war eine zentrale Figur in der Ukraine-Affäre, die ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump ins Rollen brachte. Giuliani hatte sich auch aktiv darum bemüht, die Ukraine zu Ermittlungen gegen Trumps letztlich siegreichen Herausforderer Biden zu bewegen.

Kurioser Auftritt sorgt für Aufsehen

Am 19. November hatte eine Pressekonferenz für Aufsehen gesorgt, bei der sich Trumps Anwälte in Verschwörungstheorien verstrickten. Giuliani redete sich in einem rund 40-minütigen Monolog in Rage und schwitzte im Licht der Scheinwerfer. Im Anschluss daran wurde gerätselt, warum ihm dunkle Farbe über die Wangen lief - vermutlich hatte es sich dabei um Spuren eines Färbemittels oder Mascara gehandelt. Nach der Pressekonferenz war Giulianis Sohn Andrew positiv auf das Virus getestet worden.

Trump war Anfang Oktober selber an Covid-19 erkrankt und deswegen auch im Krankenhaus behandelt worden. Nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus rief er die Amerikaner dazu auf, "keine Angst" vor dem Virus zu haben. Zahlreiche Menschen in seinem Umfeld wurden bereits positiv auf das Virus getestet, neben Trumps Frau Melania und seinen Söhnen Barron und Donald auch enge Mitarbeiter im Weißen Haus wie Stabschef Mark Meadows.

Trump hat entgegen Empfehlungen von Gesundheitsexperten Massenkundgebungen mit Tausenden Anhängern abgehalten - zuletzt am Samstagabend in Georgia. Die meisten Unterstützer folgten dem Beispiel des Präsidenten und trugen keine Masken. Seit Beginn der Pandemie sind in den USA im Zusammenhang mit einer Infektion bereits rund 282.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen erreicht immer neue Spitzenwerte. In den vergangenen Tagen lag sie binnen 24 Stunden bei mehr als 200.000. Fünf Tage in Folge starben pro Tag mehr als 2200 Menschen nach einer Corona-Infektion.

Quelle: ntv.de, chf/dpa

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