Politik

Unzufriedenheit in der Bundeswehr Truppe akzeptiert Reform nicht

Wachposten in Kundus: Lauft Bundeswehrverband geht die Reform an den Bedürfnissen der Truppe vorbei.

Wachposten in Kundus: Lauft Bundeswehrverband geht die Reform an den Bedürfnissen der Truppe vorbei.

(Foto: dapd)

Ärger für Verteidigungsminister de Maizière: Der Bundeswehrverband veröffentlicht eine Umfrage, nach der die große Mehrheit der Soldaten die Reform der Streitkräfte ablehnt. Besonders Probleme bei der Vereinbarkeit von Armee und Familie monieren die Soldaten. Verbandsboss Kirsch fordert, dass nachgebessert wird.

Die Bundeswehrreform und die damit verbundenen Standortschließungen stoßen in der Truppe auf breite Ablehnung. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Bundeswehrverbandes unter Führungskräften der Armee, wie die ARD berichtete. Demnach glauben neun von zehn Befragten, dass die Reform von Verteidigungsminister Thomas de Maizière einer baldigen Korrektur bedarf und nicht von Dauer sein wird. Rund drei Viertel nehmen sie nicht als gemeinsames Projekt der Bundesregierung wahr.

"Die Enttäuschung ist riesig", sagte Verbandschef Ulrich Kirsch der ARD. "Jetzt muss dringend mit den Soldaten gesprochen werden, um zu ergründen, warum sie zu einem so harten Urteil kommen." Bislang geschehe dies nicht in ausreichendem Maße. Dabei könne die Bundeswehr-Führung aus der Einbindung der Soldaten auch wertvolle Erkenntnisse gewinnen, woran es genau kranke und wie sinnvoll umgesteuert werden könne.

Personalabbau und Schließungen

Kirsch sieht Nachbesserungsbedarf vor allem bei sogenannten weichen Faktoren: So lasse die Vereinbarkeit von Dienst in der Armee und Familienleben immer noch sehr zu wünschen übrig. Dies bestätige auch die Umfrage.

Zu der im Frühjahr 2010 noch vom damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf den Weg gebrachten Reform gehört die Aussetzung der Wehrpflicht Mitte 2011, die durch einen freiwilligen Wehrdienst ersetzt wurde. Zudem soll bis 2017 ein Personalabbau auf 170.000 Soldaten und bis zu 15.000 freiwillig Wehrdienst Leistende vollzogen werden. Etwa 30 Standorte sollen geschlossen werden. 2010 hatte die Bundeswehr noch 250.000 Soldaten. Der Bundeswehrverband hat die Umfrage gemeinsam mit der TU Chemnitz durchgeführt. 4000 Fragebögen wurden verschickt, rund die Hälfte kam ausgefüllt zurück.

Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus beklagte, es gebe massive Defizite bei der Vermittlung der Reform in die Truppe. "Die Soldatinnen und Soldaten empfinden die interne Kommunikation als völlig unzureichend", erklärte er. "Sie sind unzufrieden, weil sie sich nicht mitgenommen fühlen - das trifft sowohl auf die Planung der Reform als auch auf die jetzt laufende Umsetzung zu." Es genüge nicht, den "Spießen" (mittlere Führungsebene) 80 Seiten Gesetze zu schicken und darauf zu vertrauen, dass sie die Sache schon richten. "Das ist eine Überforderung der Truppe."

In einer ersten Reaktion betonte das Verteidigungsministerium dagegen, die Reform sei auf einem guten Weg. "Insgesamt wird deutlich, dass die generelle Richtung stimmt", erklärte ein Sprecher. Dass mit einer solch umfassenden Neustrukturierung auch ein Gefühl der Unsicherheit bei den Soldaten einhergehe, sei zu erwarten gewesen. "Es muss uns aber nachdenklich stimmen, dass nur die Hälfte der Befragten die Umsetzung der Neuausrichtung als positiv bewertet und sogar größeren Handlungsbedarf als zuvor sieht."

Quelle: ntv.de, dpa

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