Politik

Protz und Prunk für Ex-Herrscher Turkmenen weihen unbewohnte Stadt ein

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Das Denkmal zeigt ein Pferd von Berdymuchamedows Lieblingsrasse.

Das Denkmal zeigt ein Pferd von Berdymuchamedows Lieblingsrasse.

(Foto: REUTERS)

Rund 73.000 Einwohner sollen eines Tages in Arkadag leben. Noch hat die neue Stadt zu Ehren des langjährigen turkmenischen Präsidenten Berdymuchamedow keine Bewohner. Dafür glänzt sie mit Prunk und Protz - und angeblich 21 internationalen Zertifikaten.

Im autokratisch regierten Turkmenistan ist zu Ehren des langjährigen Präsidenten Gurbanguly Berdymuchamedow eine noch unbewohnte Stadt eingeweiht worden. Zu der prunkvollen Zeremonie, an der Berdymuchamedows Nachfolger, sein Sohn Serdar, teilnahm, waren auch westliche Journalisten eingeladen - ein in dem abgeschotteten zentralasiatischen Land seltener Vorgang.

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(Foto: REUTERS)

Unter der sengenden Sonne sangen Tausende Menschen in traditioneller Kleidung und Fahnen schwenkend ein Loblied auf den langjährigen Staatschef, der die Ex-Sowjetrepublik 16 Jahre lang mit harter Hand regiert hatte und am Donnerstag seinen 66. Geburtstag feierte. Drei Stunden lang wurden Tänze, Shows und Pferdedressur-Kunststücke aufgeführt, bevor ein abendliches Feuerwerk die Zeremonie beendete.

Ein goldenes Denkmal im Zentrum

Die Stadt liegt rund 30 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Aschgabat und soll eines Tages rund 73.000 Einwohner haben. Sie wird nach dem Ehrentitel Berdymuchamedows "Arkadag" genannt, heldenhafter Beschützer. Die Bauzone liegt allerdings in einem Erdbebengebiet.

In ihrem Zentrum thront ein 43 Meter hohes goldfarbenes Denkmal zu Ehren Berdymuchamedows. Das Monument sei eine Hommage an "den großen Sohn des turkmenischen Volkes. Gurbanguly Berdymukhamedow", sagte ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des Ministeriums für Bauwesen und Architektur.

Der frühere Zahnarzt Berdymukhamedow hatte während seiner Zeit als Präsident einen Personenkult um sich herum aufgebaut. Im vergangenen Jahr trat er offiziell als Präsident zurück und wurde durch seinen Sohn Serdar ersetzt. Der Ex-Staatschef übt aber weiterhin große politische Kontrolle aus.

Die Bevölkerung bleibt arm

Das turkmenische Staatssystem gilt als eines der repressivsten der Welt. Die politischen Entscheidungsprozesse sind kaum bekannt. Wahlen in der ehemaligen Sowjetrepublik verlaufen nach Einschätzung von Beobachtern weder frei noch fair. Seit der Amtsübernahme von Gurbanguly Berdymuchamedow im Jahr 2006 gab es nie einen ernstzunehmenden Oppositionskandidaten. Gewaltenteilung, Opposition und Pressefreiheit existieren nicht.

Internationale Menschenrechtsorganisationen werfen der autoritären Regierung regelmäßig vor, die Einnahmen aus den reichen Energievorkommen des Landes in Prestigeprojekte zu stecken, von denen die mehrheitlich arme Bevölkerung des Landes kaum profitiert.

Die Behörden versicherten jedoch, dass für die künftigen Einwohner von Arkadag "die besten Bedingungen geschaffen" würden. Staatsmedien zufolge wird die neue Stadt viele ökologische Standards erfüllen. Bereits jetzt sei sie mit 21 internationalen Zertifikaten ausgezeichnet worden. Behördenangaben zufolge kostete ihr Bau bislang umgerechnet etwa 4,6 Milliarden Euro.

Quelle: ntv.de, chr/AFP

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