Politik

TV-Sendung wirbt für US-Militär US-Stars spielen Krieg

Kontroverse TV-Sendung: "Stars Earn Stripes"

Kontroverse TV-Sendung: "Stars Earn Stripes"

Der US-amerikanische Fernsehsender NBC sorgt mit einer neuen Sendung für Aufregung. In "Stars Earn Stripes" spielen Promis in Gefechtsmanövern um Geld für militärische Hilfsorganisationen. Tatsächlich ist es eine Glorifizierung von Krieg und verkappte Rekrutenanwerbung.

Der General sieht besorgt aus. Einst hatte den Oberbefehl über die NATO-Truppen in Europa, nun aber gilt seine ganze Aufmerksamkeit einer Handvoll Soldaten, die einen Küstenstützpunkt angreifen. Gehüllt in neonblaues Licht tigert der Vier-Sterne-Mann unruhig durch seinen Kommandostand. Auf dem ovalen Videotisch blinken animierte Fenster, Pfeile und Texttafeln auf. "Wir gehen niemals ins Gefecht, ohne sicherzustellen, dass alle Soldaten verstanden haben, worum es geht", hatte Clark seinen Soldaten in der letzten Lagebesprechung noch versprochen. Nun aber sieht Clark, wie links und rechts von ihnen der Boden explodiert, während sie sich unter Stacheldraht hindurch kämpfen und Kisten durch Minenfelder schleppen. "Es ist durchaus möglich, dass ich da draußen sterbe", hat einer von Clarks Männern vor dem Einsatz noch zu Protokoll gegeben. Krieg läuft niemals wie geplant.

Krieg sah nie so gut aus

Jedenfalls nicht in der Realität, und immer sterben dabei Menschen. Auf dem Set des Fernsehsenders NBC aber muss sich keiner Sorgen um seine körperliche Unversehrtheit machen. Denn dessen umstrittene neue Serie "Stars Earn Stripes" ist nicht mehr als eine teuer produzierte Spendengala im Kriegsspiel-Look: Acht Prominente kämpfen darin um Geld für diverse Hilfsorganisationen, alle verbunden mit dem US-Militär. Angeleitet von erfahrenen Elitesoldaten müssen sie zuvor verschiedene Gefechtsszenarien durchlaufen, inspiriert von wirklichen Einsätzen. Die Munition ist echt, die Ausrüstung auch – und der erhoffte Propagandaeffekt sowieso.

Denn in Wirklichkeit ist "Stars Earn Stripes" eher eine Mischung aus patriotischer Liebeserklärung und plumpem Rekrutierungsversuch: Kaum eine Sendeminute, in der nicht die Leistungen der Männer und Frauen in Uniform ausgiebig gewürdigt und spielfilmreif demonstriert werden. "Ich liebe dieses Land", erklärt der inzwischen pensionierte General Wesley Clark gleich zu Beginn der Serie. Er tue all das "um euch, den amerikanischen Bürgern, mit den Leuten bekannt zu machen, die so viel geopfert haben für uns alle."

C-Promis unter Waffen

Doch so viel Vertrauen NBC in den Kampfgeist von Amerikas Armee haben mag, von der Fernsehtauglichkeit der Soldaten scheinen die Macher der Serie nicht wirklich überzeugt zu sein. Deswegen wurden wohl auch acht mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten als Zugpferde angeheuert, von denen einige allerdings auch schon Veteranenstatus haben: Ex-Superman-Darsteller Dean Cain, Ex-Boxerin Laila Ali, Ex-Boyband-Sänger Nick Lachey und Ex-Skiprofi Picabo Street. Dazu kommen die noch aktiven Terry Crews, ein Actionfilm-Hühne, Dolvett Quince, ein TV-Fitnesstrainer, sowie Wrestlerin und Berufs-Diva Eve Torres. Und der Ehemann von Ex-Gouverneurin und Ex-Vizepräsidentschafskandidatin Sarah Palin, Todd. Dessen offizielle Qualifikation ist der viermalige Sieg beim weltgrößten Schneemobilrennen

Die Aufgabe der "Stars" besteht vor allem darin, möglichst ehrfürchtig über ihre Trainer und die Streitkräfte zu sprechen. "Ich danke euch so sehr, dass ihr das mit uns teilt", sagt Wrestlerin Torres nach dem Einsatz, mit Schlamm im Gesicht und Tränen in den Augen. "Ich steh auf den Kerl", jubelt Schauspieler Cain, als ihm der der Scharfschütze und bekannte Kriegsbuch-Autor Chris Kyle zugewiesen wird. Und Laila Ali weiß von ihrem Marineinfanteristen sofort, dass er sein Leben riskieren "und mich in Sicherheit bringen würde". Als ob die Tochter des großen Muhammad Ali tatsächlich den Tod im Scheinwerferlicht fürchten müsste.

Heftige Kritik an NBC

Jeder Star spielt Krieg für eine bestimmte Spendenorganisation, die Soldatinnen und Soldaten helfen. Die werden zwischen Waffentraining, Einsatz und Manöverkritik immer wieder genannt und geehrt. Mal geht es um schlichte Starthilfe für die Zeit nach der Armee, mal um verletzte und traumatisierte Veteranen.

Es sind die seltenen Einblicke in das wahre Leben von Militärangehörigen einer Nation, die Krieg führt – und doch spielen sie nur eine Nebenrolle. Denn am Ende jeder Folge scheidet einer der Stars aus, und mit ihm geht auch die Chance auf den großen Geldsegen. Zwar gibt es eine kleine Summe als Trostpreis, mehr aber auch nicht. Wäre der Sender wirklich so patriotisch wie die Sendung vorgibt, wären die Dollars nicht für so ein solch sinnentleertes Spektakel verschwendet worden. Eine einfache Überweisung oder ein Spendenscheck hätten gereicht.

Besonders viele Freunde hat sich NBC mit "Stars Earn Stripes" bisher auch nicht gemacht. Mehrere Friedensnobelpreisträger, darunter der afrikanische Erzbischof Desmond Tutu, fordern bereits die Absetzung der Show. Sie versuche, "Krieg rein zu waschen in dem er als sportlicher Wettbewerb dargestellt wird", heißt es in einem Brief an die Produzenten. Auch einige Veteranen gingen in den Medien mit NBC hart ins Gericht.

Der Sender hingegen verteidigt das Konzept. Man wollen den "jungen Amerikanern danken, die sich täglich in Gefahr begeben". Und der bekannte Ex-Marinesoldat und Autor Paul De Gelder erklärte: "Die Leute sind nicht dumm, sie wissen, dass das nicht Krieg ist."

Quelle: ntv.de

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