Konzertierte Operation gegen Taliban US-Truppen sterben bei Absturz
06.08.2011, 15:01 Uhr
(Foto: AP)
Es ist einer der schlimmsten Verluste der NATO in Afghanistan: Im Osten des Landes sterben 30 Spezialkräfte der US-Armee bei einem Hubschrauberabsturz. US-Medien berichten von einer Handgranate, die den Helikopter getroffen haben soll. Die Taliban erklären, sie hätten ihn abgeschossen. Die internationale Schutztruppe ISAF untersucht den Vorfall.
Beim Absturz eines Hubschraubers im Osten Afghanistans sind 30 Soldaten einer US-Spezialeinheit ums Leben gekommen. Auch 7 afghanische Soldaten an Bord seien bei dem Vorfall in der Nacht zum Samstag getötet worden, erklärte Präsident Hamid Karsai in Kabul. Angaben des TV-Senders CNN zufolge waren auch Spezialkräfte der Einheit Navy Seals unter den Opfern.
Ein Navy-Seal-Kommando hatte am 2. Mai Terrorchef Osama bin Laden in der pakistanischen Stadt Abbottabad getötet. Allerdings handele es sich bei den Absturzopfern nicht um dieselben Männer, die den Anführer des Terrornetzwerks Al-Kaida erschossen hatten, berichtete der Sender am Samstag unter Berufung auf Regierungsbeamte.
Die radikal-islamischen Taliban erklärten, sie hätten den Hubschrauber der internationalen Schutztruppe ISAF abgeschossen. Die "New York Times" zitierte in ihrer Onlineausgabe einen nicht näher benannten ISAF-Vertreter, wonach eine Granate den Helikopter traf. Die NATO-geführte Schutztruppe bestätigte das nicht und teilte mit, sie untersuche die Umstände des Vorfalls. Bei dem Absturz handelt es sich Medienberichten zufolge um den höchsten Einzelverlust an Menschenleben, den die Schutztruppe in dem zehn Jahre währenden Afghanistaneinsatz zu beklagen hat.
"Außergewöhnliche Opfer"
Karsai übermittelte US-Präsident Barack Obama und den Familien der Opfer sein "tiefstes Beileid". Seine Gedanken und Gebete seien bei den Familien und Angehörigen, erklärte Obama in Washington. Er sprach von "außergewöhnlichen Opfern" der Soldaten in Afghanistan. Sie dienten an der Front, "damit wir in Freiheit und Frieden leben können". NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bedauerte den Verlust so vieler Menschenleben und versicherte, die NATO stehe Seite an Seite mit dem amerikanischen und afghanischen Volk.
Ein Sprecher der NATO-geführten ISAF erklärte, in dem Absturzgebiet in der nahe Kabuls gelegenen Provinz Wardak habe es "feindliche Aktivitäten" gegeben. Bergungsteams seien im Einsatz. Weitere Einzelheiten nannte er zunächst nicht. Nach Angaben eines Sprechers der Provinzregierung läuft in der Region Wardak südwestlich der Hauptstadt Kabul gerade ein Einsatz afghanischer und verbündeter Truppen gegen die Taliban.
Derzeit sind in Afghanistan 140.000 Nato-Soldaten im Einsatz, darunter 100.000 aus den USA. Die Mehrheit wird bis Ende 2014 abgezogen. Obama hatte angekündigt, bis zum Sommer 2012 bereits 33.000 der etwa 100.000 US-Soldaten heimzuholen. Die Koalition in Afghanistan hat immer wieder Hubschrauberabstürze und -abschüsse zu beklagen. Seit Jahresbeginn verloren das Bündnis und die afghanischen Truppen mindestens 15 Flugzeuge oder Hubschrauber. Meist wurden das Wetter oder technisches Versagen als Gründe angegeben. Erst vor zwei Wochen war im Osten des Landes ein Nato-Helikopter abgestürzt; alle Insassen überlebten.
NATO tötet Zivilisten
Unterdessen wurden in der südlichen afghanischen Provinz Helmand bei einem Angriff von NATO-Kampfflugzeugen auf ein Haus acht Zivilisten getötet. Die Opfer, darunter Frau und Kinder, gehörten alle zu einer Familie, teilte die afghanische Polizei mit. Die ISAF reagierte mit dem Bombenangriff am Freitag auf eine Taliban-Attacke auf eine Patrouille im Bezirk Nad Ali, bei der laut örtlicher Polizei ein ISAF-Soldat getötet wurde.
"Kurz nach dem Einsatz (der Luftwaffe) erhielten die Bündnistruppen Berichte, dass Zivilisten von den Aufständischen gefangen gehalten wurden und bei dem Luftangriff dabei gewesen sein könnten", sagte ISAF-Sprecher Justin M. Brockhoff. Der Vorfall werde untersucht. Im ersten Halbjahr 2011 wurden nach Angaben der Vereinten Nationen in Afghanistan 79 Zivilisten bei Einsätzen von NATO- und US-Truppen getötet.
Nach einem NATO-Beschluss sollen der Kampfeinsatz am Hindukusch bis 2014 beendet und die Sicherheitsverantwortung für das Land bis dahin schrittweise an die Afghanen übergeben werden. In den ersten sieben Gebieten haben afghanische Armee und Polizei vor wenigen Wochen das Kommando von der ISAF übernommen.
Quelle: ntv.de, dpa