Trump: "Historischer Moment" USA greifen iranische Atomanlagen an
22.06.2025, 02:05 Uhr Artikel anhören
Der Iran müsse den Krieg nun "beenden", forderte Trump.
(Foto: AP)
Die USA steigen in Israels Krieg gegen den Iran ein. Drei Atomanlagen seien vom US-Militär angegriffen worden, gibt US-Präsident Trump bekannt. Wenn der Iran nicht zum Frieden bereit sei, würden weitere Schläge folgen.
Die USA haben an der Seite Israels in den Krieg gegen den Iran eingegriffen. Um 20.00 Uhr (Ortszeit, 2.00 Uhr MESZ) schrieb US-Präsident Trump auf seinem Sprachrohr Truth Social, das US-Militär habe einen "sehr erfolgreichen Angriff" auf drei Atomanlagen verübt - einschließlich auf die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo.
"Herzlichen Glückwunsch an unsere großartigen amerikanischen Kämpfer", schrieb Trump auf Truth Social. "Es gibt kein anderes Militär auf der Welt, das dies hätte tun können." In Großbuchstaben fügte er hinzu: "JETZT IST DIE ZEIT FÜR FRIEDEN!" Es handle sich um einen "historischen Moment" für die USA, Israel und die ganze Welt.
Zwei Stunden später wandte er sich in einer kurzen Ansprache an die Nation. Irans "entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung" seien komplett zerstört, sagte Trump im Weißen Haus. Bombardiert worden seien die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo sowie die Standorte Natans und Isfahan. Iran müsse sich jetzt für den Weg des Friedens entscheiden, sonst würden künftige Attacken viel größer, drohte Trump.
"Wenn der Frieden nicht schnell kommt, werden wir die anderen Ziele mit Präzision, Schnelligkeit und Geschick angreifen, die meisten von ihnen können in wenigen Minuten ausgeschaltet werden", warnte Trump die Führung in Teheran. Das Ziel der USA sei die Zerstörung der iranischen Kapazitäten zur Anreicherung gewesen und die Beendigung der nuklearen Bedrohung durch den "weltweit größten staatlichen Sponsor des Terrors", erklärte Trump. Auf den Stützpunkten des US-Militärs in der Region - etwa im Irak, in Katar oder in Kuwait - sind US-Medien zufolge insgesamt gut 40.000 Soldaten stationiert.
Angeblich kein "Regime Change" geplant
Laut einem Bericht des Senders CBS hatten die USA kurz nach den Luftschlägen den Iran kontaktiert und mitgeteilt, dass es zunächst keine weiteren Angriffe geben solle. Man plane auch nicht, auf einen Sturz der Führung in Teheran hinzuarbeiten. Bei dem Angriff seien Tarnkappenbomber vom Typ B-2 eingesetzt worden, berichtete der gewöhnlich sehr gut informierte israelische Journalist Barak Ravid auf X unter Berufung auf einen ranghohen israelischen Beamten. Diese Flugzeuge sind als einzige in der Lage, schwere sogenannte Bunkerbrecher-Bomben abzuwerfen.
Israel soll laut dem israelischen Armeesender im Vorfeld über die Angriffspläne informiert worden sein. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte kurz zuvor unter Berufung auf mehrere Insider berichtet, dass Israel erwogen haben soll, die Angriffe auf das Atomprogramm auch ohne Unterstützung der USA durchzuführen. Trump hatte am Donnerstag gesagt, er werde in den kommenden zwei Wochen über eine Beteiligung der USA entscheiden. So lange wollte die israelische Regierung aber dem Bericht zufolge nicht warten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einer "mutigen Entscheidung" des US-Präsidenten. Diese werde "die Geschichte verändern", sagte er in einer Videobotschaft.
Nur US-Waffen können unterirdische Atomanlagen erreichen
Experten hatten in den vergangenen Tagen argumentiert, Israel könne sein Kriegsziel, das iranische Atomprogramm zunichtezumachen, ohne Unterstützung des US-Militärs nicht erreichen. Fordo, eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen, liegt in bis zu 80 Metern Tiefe unter einem Berg und könnte Fachleuten zufolge nur mit den größten sogenannten Bunkerbrecher-Bomben im US-Arsenal zerstört werden. Israel verfügt weder über diese schweren Bomben noch über die zum Abwurf notwendigen großen Militärflugzeuge.
Stunden vor dem Angriff hatten US-Medien berichtet, dass die Tarnkappenbomber ihren regulären US-Luftwaffenstützpunkt Whiteman im Bundesstaat Missouri verlassen haben. Mehrere dieser Flugzeuge des Typs B-2 hätten sich auf den Weg nach Westen über den Pazifik begeben, berichteten das "Wall Street Journal" und die "Washington Post" unter Berufung auf Regierungsbeamte und Flug-Tracking-Dienste. Das "WSJ" wertete das als Zeichen dafür, dass die US-Regierung die Tarnkappenbomber für den Fall eines möglichen Angriffs auf den Iran in Stellung bringt. Mit einem so schnellen Angriff hatten Beobachter allerdings nicht gerechnet.
Das US-Militär unterstützte in den vergangenen Tagen bereits Israels Verteidigung, vor allem mit dem Abschuss von ballistischen Raketen aus dem Iran. Zunächst hatte die US-Regierung aber stets betont, dass sie sich nicht an den Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran beteiligt sei. Der Schutz der eigenen Truppen in der Region habe Vorrang, heißt es. Auf den Stützpunkten des US-Militärs in der Region - etwa im Irak, in Katar oder in Kuwait - sind US-Medien zufolge aktuell insgesamt gut 40.000 Soldaten stationiert.
Das US-Militär hatte in den vergangenen Tagen schrittweise seine Präsenz im Nahen Osten verstärkt und nach und nach zusätzliche Ressourcen in die Region verlegt. Trump war eigentlich mit dem Ziel angetreten, die USA nicht in neue Kriege zu führen. Viele seiner Wähler und Unterstützer hatten das auch in den letzten Tagen vehement gefordert.
Quelle: ntv.de, ino/dpa/rts