Plante Iran Attentat? USA warnen vor Anschlägen
12.10.2011, 12:27 Uhr
Frauen gehen im Iran an einem anti-amerikanischen Wandbild vorbei.
(Foto: dpa)
Die USA sind alarmiert. Washington befüchtet neue Anschläge und ruft die Bürger zu erhöhter Wachsamkeit auf. Nach Erkenntnissen der US-Ermittler sollen "Elemente der iranischen Regierung" einen Bombenanschlag auf den saudischen Botschafter in Washington geplant und finanziert haben. Außenministerin Clinton fordert harte Maßnahmen. Die Iran spricht von einer "lächerlichen Show".
Nach den Berichten über ein vereiteltes Attentat auf den saudischen Botschafter in Washington fürchtet die US-Regierung neue Anschläge. Das Außenministerium rief alle Bürger zu erhöhter Wachsamkeit auf. In der Warnung hieß es, nach dem aufgedeckten Komplott sehe die US-Regierung Hinweise auf einen "aggressiveren Fokus der iranischen Regierung bei terroristischen Aktivitäten gegen Diplomaten aus verschiedenen Staaten". Dies schließe auch Anschläge in den USA ein. Die Warnung gelte bis zum 11. Januar 2012.
Nach Erkenntnissen der US-Ermittler sollen "Elemente der iranischen Regierung" einen Bombenanschlag auf den saudischen Botschafter in Washington geplant und finanziert haben. Auch Hintermänner lateinamerikanischer Drogenkartelle sollen verwickelt sein, sagte Justizminister Eric Holder.
US-Präsident Barack Obama sprach von einem "eklatanten Verstoß gegen US- und internationales Recht", wie das Weiße Haus mitteilte. Außenministerin Hillary Clinton forderte schärfste Maßnahmen gegen Teheran. Das Regime in Teheran müsse weiter isoliert werden. Die USA wollten sich mit ihren Freunden und Partnern in der Welt beraten, "wie wir eine starke Botschaft" an den Iran richten können."Die USA beabsichtigen, den Iran für seine Handlungen zur Verantwortung zu ziehen", sagte Justizminister Eric Holder.
In einer ersten Reaktion verhängte das Finanzministerium Sanktionen gegen fünf iranische Hintermänner und Mitglieder der Al-Kuds, einer Spezialeinheit der iranischen Revolutionsgarden. Ein verdächtiger Iraner mit US-Pass sei bereits Ende September in New York festgenommen worden. Der Verdächtige, der 56-jährige Manssor Arbabsiar, erschien vor einem New Yorker Gericht. Er bleibe in Haft, ein Verfahren solle am 25. Oktober anlaufen.
Er habe die Taten mutmaßlich mit dem Al-Kuds-Mitglied Gholam Shakuri geplant, der als Unterstützer des internationalen Terrorismus bekannt sei, hieß es. Die USA werfen den beiden zahlreiche schwere Straftaten vor, darunter Pläne, "eine Massenvernichtungswaffe zu benutzen".
FBI und DEA decken Pläne auf
Die Pläne wurden offenbar von der Bundespolizei FBI und der Drogenfahndung DEA aufgedeckt. Obama habe seit Juni von den Ermittlungen gewusst, teilte das Weiße Haus mit. Die Verschwörung sei "vom Iran aus konzipiert, unterstützt und gelenkt" worden, sagte Holder. Die Regierung denke daher über neue Sanktionen nach.
Das Attentat galt nach US-Angaben dem saudischen Botschafter Adel al-Jubeir, der seit 2007 in Washington ist. Konkret sollen die Verdächtigen versucht haben, ein internationales Drogenkartell für 1,5 Millionen Dollar (rund 1,1 Millionen Euro) Blutgeld mit der Ausführung des Anschlags zu betrauen. Der Plan habe vorgesehen, den saudischen Diplomaten in einem Restaurant zu töten. Dabei sei auch billigend in Kauf genommen worden, dass bei einer Explosion viele Menschen hätten sterben können, sogar US-Senatoren, die das betreffende Restaurant häufig frequentierten.
Der Außenminister von Saudi-Arabien, Prinz Saud al-Faisal, dankte den US-Behörden für ihre Ermittlungen. Ein Sprecher des saudischen Ministeriums erklärte, der Prinz habe seinen Dank in einem Telefonat mit Clinton ausgedrückt.
US-Medienberichten zufolge sahen die Pläne auch Bombenanschläge auf die saudische und israelische Botschaft in Washington vor. Holder sagte, die USA würden sich mit Regierungen in aller Welt in Verbindung setzen und sie über die Einzelheiten des angeblichen iranisches Terrorplots informieren. "Ich denke, man muss besorgt sein über die furchteinflößende Natur dessen, was die iranische Regierung hier versucht hat." Der US-Senator Dick Durbin sagte, auch die israelische Botschaft in Washington sollte angegriffen werden.
Kontaktmann arbeitete für DEA
Der Komplott flog auf, weil sich Arbabsiar an ein scheinbares Mitglied eines Drogenkartells in Mexiko gewandt habe, das er für den Auftragsmord anwerben wollte. Tatsächlich habe er aber mit einem Kontaktmann der Drogenbehörde DEA gesprochen. Die beiden hätten sich in den vergangenen Monaten mehrfach in dem lateinamerikanischen Land getroffen, um das Attentat vorzubereiten.
Dagegen bezeichnete der Iran die Vorwürfe als völlig haltlos. Es handele sich um eine "lächerliche Show", sagte der Sprecher des Teheraner Außenministeriums nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur ISNA. Ein Berater von Präsident Mahmud Ahmadinedschad nannte die Vorwürfe ein "konstruiertes Szenario", um von den innenpolitischen Problemen der USA abzulenken. Die sind insbesondere wegen des iranischen Atomprogramms äußerst angespannt. Saudi-Arabien ist ein wichtiger Verbündeter der USA im Nahen Osten und zugleich großer Rivale des Irans im Kampf um die Vorherrschaft in der Golfregion.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa