Politik

Grüne nach Fukushima im Höhenflug Wähler misstrauen Atom-Schwenk

Der Atomunfall von Fukushima beeinflusst nachhaltig das Wählerverhalten. Wenn am Sonntag Bundestagwahlen wären, könnten die Grünen mit 21 Prozent der Stimmen rechnen. Aufgrund der anhaltenden Schwäche der SPD würde dies dennoch nicht für eine rot-grüne Mehrheit reichen. Dafür ist SPD-Fraktionschef Steinmeier Deutschlands beliebtester Politiker.

Das Reaktorunglück von Fukushima bringt den Grünen einen bislang ungekannten Zulauf. Sie setzen ihren bundesweiten Aufwärtstrend in den Umfragen fort.

Noch nie konnten die Grünen so viel Zulauf für sich verbuchen.

Noch nie konnten die Grünen so viel Zulauf für sich verbuchen.

(Foto: dapd)

Im wöchentlichen Wahltrend von RTL und "Stern", der noch vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erhoben wurde, steigen sie um einen Punkt auf 21 Prozent. Damit haben sie seit Beginn der Reaktorkatastrophe von Fukushima insgesamt sechs Punkte zugelegt. Die Linke verliert dagegen zum zweiten Mal in Folge einen Punkt und fällt auf 8 Prozent - ihr schlechtester Wert seit Gründung der gesamtdeutschen Partei im Juni 2007.

Die anderen Parteien stagnieren. Wie in der Vorwoche kommt die Union auf 33 Prozent, die SPD auf 25 und die FDP auf 5 Prozent. Rot-Grün kommt damit auf 46 Prozent und liegt acht Punkte vor Schwarz-Gelb (38 Prozent). Allerdings haben SPD und Grüne weiterhin keine Mehrheit der Stimmen.

Eine Debatte über Angela Merkel gibt es nicht.

Eine Debatte über Angela Merkel gibt es nicht.

(Foto: dapd)

Für Forsa-Chef Manfred Güllner steht fest, dass der Union ganz klar das Atommoratorium geschadet habe. Drei Viertel der Befragten hätten bereits vor den Äußerungen von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) das Abschalten der sieben ältesten Atommeiler für drei Monate für reine Wahltaktik gehalten. Zudem seien die Stammwähler der Union über die abrupte Kehrtwende von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Ausstiegsfrage irritiert.

"Grüne vertreten eine homogene Gruppe"

Die Grünen seien hingegen die klaren Gewinner der aktuellen Diskussion über die Atomkraft. Sie profitierten laut Güllner auf allen Ebenen der Politik. Bei der SPD sei dies weniger stark ausgeprägt, weil sie den Anspruch einer Volkspartei habe und unterschiedliche Wählergruppen unter einen Hut bringen müsse. Die Grünen hingegen verträten als Klientelpartei eine homogene Gruppe. "Die können mit einem einzigen Thema durchaus punkten und auch Wähler mobilisieren", sagte Güllner. Die Anhänger seien "kosmopolitisch" und mehr als bei anderen Parteien vor allem an überregionalen Ereignissen interessiert als an lokalen. In einer schwierigen Situation sieht Güllner die FDP. Deren Wähler, die ihr bei der Bundestagswahl mit fast 15 Prozent ihr Vertrauen schenkten, seien zutiefst enttäuscht.

FDP ist "Partei der Enttäuschten"

Für den Parteienforscher Gero Neugebauer ist die FDP sogar nur noch eine "Partei der Enttäuschten". Sie habe keine Erfolge in der Regierungskoalition aufzuweisen, mit denen sie hausieren gehen könne. Der Negativtrend der Partei habe durch die aktuellen Themen in den vergangenen Tagen einen Schubs bekommen, da die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Aussagen von FDP-Politikern gelitten habe. Die Personaldiskussionen in der Partei seien eine logische Folge.

Steinmeier beliebtester Politiker

Die Deutschen haben großes Vertrauen in Frank-Walter Steinmeier.

Die Deutschen haben großes Vertrauen in Frank-Walter Steinmeier.

(Foto: dpa)

Nach dem Politikerranking des "Stern" schenken die Deutschen erstmals seit langem wieder einem SPD-Politiker ihr größtes Vertrauen. Demnach kommt SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier mit 56 Zählern auf den ersten Platz. Er gewann im Vergleich zum vorigen Ranking vom Dezember einen Punkt hinzu. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) büßt dagegen vier Vertrauenspunkte ein. Mit 55 Zählern muss sie sich hinter Steinmeier mit Platz 2 begnügen. In der Umfrage vergeben die Befragten ausgewählten Politikern Punkte auf einer Skala von 0 (kein Vertrauen) bis 100 (sehr hohes Vertrauen).

Größter Gewinner ist Thomas de Maizière (CDU), der vor vier Wochen vom Innen- ins Verteidigungsministerium wechselte: Er gewinnt vier Punkte hinzu und belegt mit 52 Punkten nun den dritten Platz der vertrauenswürdigsten Politiker. Am Ende der Skala rangieren neben Linken-Fraktionschef Gregor Gysi zwei Politiker der FDP: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle stürzte nach seinen umstrittenen Atom-Äußerungen um sechs Punkte auf 32 Zähler ab. Mit 31 Punkten bildet Außenminister Guido Westerwelle weiter das Schlusslicht.

Guttenberg stürzt ab

Das Magazin ließ auch die Meinung zum einstigen CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg erfragen, der am 1. März als Verteidigungsminister zurückgetreten war. Er verlor nach der Plagiatsaffäre 15 Punkte, genießt in der Bevölkerung mit 49 Zählern aber noch immer mehr Vertrauen als sein Parteichef Seehofer (42 Punkte).

Quelle: ntv.de, dpa

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