Politik

Wahl in Frankreich Wahlbeteiligung etwas geringer - Vorteil Le Pen?

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Die Wahl in Frankreich läuft, Macron und Le Pen haben ihre Stimmen bereits abgegeben. Es gibt zudem erste Hinweise auf die Höhe der Wahlbeteiligung, die bisher etwas geringer ausfällt als vor fünf Jahren. Dies dürfte Amtsinhaber Macron eher ungelegen kommen.

Bei der zweiten und entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich zeichnet sich eine geringere Wahlbeteiligung ab als vor fünf Jahren. Wie das Innenministerium gegen 17 Uhr mitteilte, gaben bis dahin 63,2 Prozent der Berechtigten ihre Stimme ab - etwa zwei Prozentpunkte weniger als 2017. Damals wie heute traten der spätere Wahlsieger Emmanuel Macron und die rechtsextreme Herausforderin Marine Le Pen gegeneinander an. Auch diesmal sagen Umfragen dem Amtsinhaber die besseren Siegchancen voraus. Laut einer Ipsos-Erhebung kann er mit 57 Prozent der Stimmen und damit einer klaren Mehrheit rechnen. Vor fünf Jahren hatte Macron Le Pen ebenfells in der Stichwahl geschlagen. Damals kam er auf 66,1 Prozent der Stimmen, seine Kontrahentin auf 33,9.

Gefahr birgt für ihn aber eine geringe Wahlbeteiligung, mit der Analysten ebenfalls rechnen. So könnten sich viele Wähler des linksextremen Kandidaten Jean-Luc Mélenchon schwertun, dem wirtschaftsliberalen Macron ihre Stimme in der Stichwahl zu geben. Mélenchon hatte in der ersten Runde der Wahl vor zwei Wochen die Stichwahl verpasst, aber mit 22 Prozent das drittbeste Ergebnis nach Macron (27,8) und Le Pen (23,2) geholt. Der Spitzenkandidat gab anschließend keine ausdrückliche Wahlempfehlung für den Präsidenten ab, sondern sagte lediglich, man solle nicht Le Pen die Stimme geben. Die Mélenchon-Wähler könnten der Wahl fernbleiben.

Hohe Enthaltung hilft Le Pen

Analysten warnen, dass eine hohe Enthaltung den Abstand zwischen Macron und Le Pen verringern und damit zu einem "echten Risiko" für den liberalen Amtsinhaber werden könnte. Auch Macron und seine Verbündeten wiesen immer wieder darauf hin, dass die vielen Wähler, die 2016 in Erwartung eines klaren Ergebnisses in Großbritannien und den USA zu Hause geblieben waren, erst den Brexit und die Wahl von Donald Trump an die US-Staatsspitze ermöglicht hatten.

Macron gab seine Stimme bereits am Mittag ab. Der Liberale wählte gemeinsam mit seiner Frau Brigitte am Mittag im nordfranzösischen Le Touquet-Paris-Plage, einem Küstenort am Ärmelkanal, rund 250 Kilometer von Paris entfernt. Im Stadtzentrum der Küstengemeinde und vor dem Wahllokal hatten Hunderte Menschen auf das Ehepaar Macron gewartet. Der Präsident schüttelte minutenlang Hände, gab Autogramme und ließ Fotos mit sich schießen. Le Pen wählte am Vormittag bereits im nordfranzösischen Hénin-Beaumont bei Lille.

Umfrage-Vorsprung für Macron

In den letzten Umfragen vor der Abstimmung lag Macron mit etwa 55 bis 56,5 Prozent vor Le Pen. Insgesamt 48,7 Millionen Französinnen und Franzosen können zwischen den beiden Bewerbern abstimmen. Eine entscheidende Frage für das Schlussduell ist, wem der beiden es gelingen würde, auch frustrierte Wähler an die Urnen zu holen.

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Zahlreiche Parteien, ausgeschiedene Kandidaten und gesellschaftliche Gruppen riefen dazu auf, in der entscheidenden Endrunde mit einer Stimme für Macron gegen Le Pen zu wählen. Eine solche republikanische Front hatte es bereits 2017 und zuvor 2002 gegeben. Damals waren Le Pen beziehungsweise ihr Vater und rechtsextremer Parteigründer Jean-Marie Le Pen ihren Kontrahenten deutlich unterlegen.

Hochrechnung gegen 20 Uhr

Für den Fall ihres Sieges haben Macron und Le Pen einen feierlichen Auftritt geplant. Der amtierende liberale Präsident Macron will seine Anhänger auf dem Champ-de-Mars in der Nähe des Eiffelturms in Paris empfangen, wie die Zeitung "Le Parisien" berichtet. Le Pen möchte vom Lokal im Bois de Boulogne, wo der Wahlabend gefeiert wird, mit den 13 Bussen ihrer Wahlkampagne zu einer Korsofahrt durch Paris starten.

Der französische Präsident wird auf fünf Jahre gewählt. Das Wahlsystem sieht maximal zwei Runden vor. Zuerst tritt ein breites Kandidatenfeld an Kandidaten an - erlangt niemand die absolute Mehrheit, gibt es eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Die Wahllokale sind in Frankreich bis 19 und mancherorts bis 20 Uhr geöffnet. Wegen der Zeitverschiebung wurde in einigen französischen Überseegebieten, etwa in der Karibik, bereits am Samstag abgestimmt. Kurz nach 20 Uhr wird mit einer ersten Hochrechnung gerechnet.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP

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