Politik

Umstrittene US-Lieferung an Kiew Was verbirgt sich hinter Uranmunition?

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Russland bezeichnet die Lieferung von Uranmunition als "klares Zeichen der Unmenschlichkeit".

Russland bezeichnet die Lieferung von Uranmunition als "klares Zeichen der Unmenschlichkeit".

(Foto: picture alliance/dpa/U.S. Air National Guard)

Die USA schnüren ein neues Waffenpaket für die Ukraine. Darunter ist erstmals auch Uranmunition. Die ist hochwirksam - und hoch umstritten. Das liegt nicht nur an ihrer Radioaktivität.

Die USA wollen erstmals im Rahmen militärischer Hilfen umstrittene Uranmunition an die Ukraine liefern. Die mit abgereichertem Uran gefüllten Granaten sind Teil eines am Mittwoch vom Verteidigungsministerium angekündigten neuen Hilfspakets im Volumen von 175 Millionen Dollar. Die Granaten sollen von Abrams-Panzern verschossen werden. Zudem sollen Panzerabwehrsysteme, Flugnavigationssysteme und Munition für mobile Artillerieraketensysteme (HIMARS) dem ukrainischen Militär übergeben werden.

Die russische Botschaft in Washington hat die Pläne der USA, Uranmunition an die Ukraine zu liefern, als "klares Zeichen der Unmenschlichkeit" verurteilt. "Washington, das von der Idee besessen ist, Russland eine 'strategische Niederlage' zuzufügen, ist bereit, nicht nur bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen", erklärte die russische Botschaft am Vortag im Onlinedienst Telegram. Es sei auch bereit, künftige Generationen abzuschreiben.

Der Einsatz von Uranmunition ist sehr umstritten. Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt, das bei der Anreicherung von Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken oder bei der Herstellung von Atomwaffen entsteht. Es ist etwa 60 Prozent weniger radioaktiv als Uran im Naturzustand. Uran hat eine sehr hohe Dichte und ist etwa 1,7-mal so dicht wie Blei. Es ist so hart, dass es beim Auftreffen auf ein Ziel seine Form nicht verändert. So wird abgereichertes Uran eingesetzt, um Granaten und Bomben mehr Durchschlagskraft zu verleihen.

Waffen mit "willkürlicher Wirkung"

Laut dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, ist Uranmunition nicht radioaktiv und "nicht einmal nahe dran", als Atomwaffe zu gelten. Die Verwendung von Uranmunition oder auch DU-Munition (englisch: depleted uranium) ist nach internationalem Recht nicht verboten.

Die USA lieferten "vorsätzlich Waffen mit willkürlicher Wirkung", erklärte die russische Botschaft indes. "Sie sind sich der Folgen voll bewusst: Die Explosion (...) führt zur Bildung einer sich bewegenden radioaktiven Wolke". Dies zeige, dass die USA "zutiefst gleichgültig" gegenüber der Gegenwart und der Zukunft der Ukraine und ihrer europäischen Nachbarn seien, erklärte die Botschaft weiter und fügte hinzu, die russische Armee werde die an die Ukraine gelieferten Waffen weiterhin methodisch zerstören.

Das Problem ist nicht die Radioaktivität

Munition mit abgereichertem Uran ist in vielen Ländern Teil des Militärarsenals, insbesondere in den USA und Russland. Sie wurde im Zweiten und Dritten Golfkrieg eingesetzt sowie im ehemaligen Jugoslawien 1990. Das Pentagon hat eingeräumt, abgereichertes Uran im Jahr 2015 zweimal im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) in Syrien eingesetzt zu haben. Moskau hat die britische Ankündigung, der Ukraine Uranmunition zur Verfügung zu stellen, als "ernsthafte" Eskalation des Krieges verurteilt.

Mehr zum Thema

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) stuft abgereichertes Uran als giftiges und radioaktives Schwermetall ein. Beim Aufprall auf ihr Ziel setzen die Geschosse Uranoxid und -partikel frei. Nach Angaben der kanadischen Atomsicherheitskommission ist das gesundheitliche Hauptrisiko nicht die Radioaktivität, sondern die chemische Giftigkeit des abgereicherten Urans. Demnach kann die Aufnahme oder das Einatmen hoher Mengen die Niere beeinträchtigen und über längere Zeit das Lungenkrebsrisiko erhöhen. Abgereichertes Uran gilt auch als eine mögliche Ursache für Gesundheitsprobleme bei Golfkriegsveteranen sowie als möglicher Grund für die hohe Zahl von Krebserkrankungen und Geburtsfehlern in der irakischen Stadt Falludscha. Dies wurde wissenschaftlich jedoch nicht nachgewiesen.

Viele Studien kamen zu dem Schluss, dass es keine Beweise für die Schädlichkeit von abgereichertem Uran gibt. Diese Ergebnisse bleiben jedoch umstritten. Nach Angaben des UN-Büros für Abrüstungsfragen (UNODA) haben Studien, an denen auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) beteiligt war, keine signifikanten Risiken für Öffentlichkeit und Umwelt beim Einsatz abgereicherten Urans ergeben, solange nur kleine Teile beim Aufprallen in die Umwelt gelangten. In Situationen allerdings, in denen Fragmente von oder gar vollständige Munition mit abgereichertem Uran gefunden würden, "gibt es ein potenzielles Risiko von Strahlenwirkung für Personen, die in direkten Kontakt damit kommen".

Quelle: ntv.de, vmi/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen