Verdacht nach Absturz Wollte Russland das Flugzeug im Meer verschwinden lassen?
27.12.2024, 08:48 Uhr Artikel anhören
38 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben. Viele sind zudem schwer verletzt.
(Foto: picture alliance/dpa/The Administration of Mangystau/AP)
Einigkeit herrscht unter vielen Experten darüber, dass die russische Flugabwehr für den Absturz der Maschine von Aserbaidschan Airlines verantwortlich ist. Nun heißt es, dass zudem eine Notlandung verwehrt worden sein soll. Stattdessen sei das Flugzeug über das Meer geschickt worden. Mit perfidem Hintergedanken?
Aserbaidschanische Regierungsquellen, die mit Euronews sprachen, gehen davon aus, dass eine russische Boden-Luft-Rakete den Flugzeugabsturz in Kasachstan verursacht hat. Auch der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt teilte diese Einschätzung bei ntv.
Die aserbaidschanischen Kreise berichteten außerdem, dass das beschädigte Flugzeug von Aserbaidschan Airlines zuvor trotz der Bitte der Piloten um eine Notlandung nicht in Russland landen durfte. Stattdessen sei die Crew angewiesen worden, Hunderte Kilometer über das Kaspische Meer in Richtung Aktau in Kasachstan zu fliegen. Den Weg über das Wasser schaffte die Maschine zwar, stürzte dann aber in der Nähe der Küste ab.
Das Medium caliber.az äußerte den Verdacht, Russland habe das Flugzeug eigentlich im Meer verschwinden lassen wollen, um die eigene Verantwortlichkeit zu vertuschen. Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger sagte bei ntv: "Man verweigert keinem Flugzeug, das in Schwierigkeiten ist, mehrfach die Notlandung, außer man will irgendetwas vertuschen. Und darum ging es." Auf X schrieb Jäger: "Aus russischer Sicht ist misslich, dass es misslang, das Flugzeug im Kaspischen Meer verschwinden zu lassen. Das war wohl der Plan."
Angebliches Transkript veröffentlicht
Eine Insider-Quelle, die mit den russischen Strafverfolgungsbehörden verbunden sein will, veröffentlichte ein angebliches Transkript der Kommunikation zwischen der Flugzeugbesatzung und einem russischen Dispatcher in Grosny. Das Institut für Kriegsstudien (ISW) konnte dies jedoch nicht verifizieren.
In dem mutmaßlichen Transkript heißt es, der Pilot habe dreimal versucht, in Grosny zu landen und einen Dispatcher über den vollständigen Ausfall der GPS- und Kommunikationssysteme informiert. Auch habe er mitgeteilt, dass die Steuerung des Flugzeugs ausgefallen sei. Dispatcher sind für die Ausarbeitung und Einteilung von Flugplänen zuständig.
Widersprüchliche Behauptungen aus Russland
Artjom Korenjako, Sprecher der russischen Luftverkehrsbehörde Rosaviation, behauptete laut ISW, der Pilot habe sich für eine Landung auf dem Flughafen Aktau in Kasachstan entschieden. "Russische Quellen erhoben ursprünglich auch widersprüchliche Behauptungen, dass die Maschine wegen der Gefahr von Drohnenangriffen oder nebligem Wetter in Grosny zu den Flughäfen Mineralnyje Wody und Machatschkala umgeleitet worden sei." Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte den Flugzeugabsturz am Freitag nicht kommentieren.
Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sagte zu ntv, auf einen Abschuss deute "sehr, sehr viel hin". Man sehe an dem Wrack Durchschüsse, also Einschläge von Schrapnellen. Dies deute darauf hin, dass in der Nähe des Flugzeugs eine Flugabwehrrakete explodiert sei. In der Region gebe es niemanden außer Russland, der über Flugabwehr verfüge. Zum Zeitpunkt des Treffers soll es einen ukrainischen Drohnenangriff in der Region gegeben haben.
Quelle: ntv.de, rog