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Abschuss nach Drohnenabwehr? Insider: Russische Luftabwehr ist schuld am Flugzeugabsturz

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Offiziell gibt es noch keine Ursache für den Flugzeugabsturz in Kasachstan. Doch Insider aus Aserbaidschan sagen, das russische Militär habe die Maschine abgeschossen. Absicht wird allerdings nicht unterstellt - und Russland mahnt vor Spekulationen.

Der Absturz einer Passagiermaschine der Azerbaijan Airlines in Kasachstan mit 38 Toten geht Insidern zufolge auf Beschuss durch die russische Flugabwehr zurück. Das sagten vier mit den Ermittlungen in Aserbaidschan vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. "Niemand behauptet, dass es absichtlich passiert ist", sagte einer der Insider. Angesichts der festgestellten Fakten erwarte die Regierung aber, "dass die russische Seite den Abschuss des aserbaidschanischen Flugzeugs zugibt".

Einer mit den Ermittlungen vertrauten Person zufolge deuten die vorläufigen Ergebnisse darauf hin, dass das Flugzeug von einem russischen Luftabwehrsystem des Typs Pantsir-S getroffen worden sei. Dessen Kommunikation beim Anflug auf Grosny sei durch elektronische Kriegsführungssysteme lahmgelegt worden.

Russland verweist auf Untersuchung

Russland warnte indes vor Spekulationen zu einem möglichen Abschuss. "Zurzeit läuft eine Untersuchung, jeder Vorfall in der Luftfahrt muss von spezialisierten Luftfahrtbehörden untersucht werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. "Es wäre falsch, eine Hypothese aufzustellen, bevor die Schlussfolgerungen der Untersuchung vorliegen."

Auch der Vorsitzende des Senats in Kasachstan, Maulen Aschimbajew, nannte die Abschuss-Theorie einen "Hype" und wies sie als nicht belegte Behauptung zurück. Derzeit könne man weder bestätigen noch dementieren, dass die russische Luftabwehr die Maschine abgeschossen habe, sagte der Vize-Regierungschef des Landes. Die Untersuchung habe noch zu keinem Ergebnis geführt, fügte ein Staatsanwalt hinzu.

In der Ukraine, im Lager der russischen Opposition im Ausland und selbst von kremltreuen Militärbloggern gab es aber schon seit Mittwoch die Vermutung, die russische Flugabwehr habe die Maschine bei der Abwehr eines ukrainischen Drohnenangriffs getroffen. Bergungstrupps hatten am Abend am Unglücksort bei Aktau an der Küste des Kaspischen Meeres in den Trümmern der Maschine die Flugschreiber geborgen. Ihre Auswertung sowie die Funksprüche sollen Ermittlern helfen, die Absturzursache zu klären.

Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, die Darstellung, dass eine russische Flugabwehrrakete das Passagierflugzeug abgeschossen hat, sei ihr durch ranghohe Staatsvertreter in Aserbaidschan bestätigt worden. Es wurden aber keine Namen genannt.

Fotos des Heckteils der Unglücksmaschine zeigen Schäden, die den Einschlaglöchern von Schrapnell aus Flugabwehrwaffen ähneln. Die zwei Flugschreiber der Embraer wurden nach kasachischen Angaben an diesem Donnerstag gefunden.

Hunderte Kilometer vom Kurs abgewichen

Das westliche Verteidigungsbündnis NATO forderte Aufklärung. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Familien und Opfern des Azerbaijan Airlines-Fluges J28243", schrieb NATO-Sprecherin Farah Dakhlallah auf X. "Wir wünschen den bei dem Absturz Verletzten eine schnelle Genesung und fordern eine umfassende Untersuchung."

Am Mittwoch war der Jet vom Typ Embraer 190 in der Nähe der kasachischen Stadt Aktau abgestürzt. Dabei starben 38 Menschen. An Bord waren nach Angaben der Azerbaijan Airlines 62 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder. Das Flugzeug hatte ein Gebiet in Russland verlassen, das das russische Militär noch vor Kurzem gegen Angriffe ukrainischer Drohnen verteidigt hatte.

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Die Maschine mit der Flugnummer J2-8243 war der Airline zufolge auf dem Weg von Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Sie habe etwa drei Kilometer von der kasachischen Stadt Aktau entfernt notlanden müssen. Staatliche russische Agenturen meldeten, das Flugzeug sei wegen Nebels in Grosny umgeleitet worden. Aktau liegt auf der anderen Seite des Kaspischen Meeres - gegenüber von Aserbaidschan und Russland. Unklar blieb bislang, warum die Maschine Hunderte Kilometer vom Kurs abwich.

Nach Angaben des aserbaidschanischen Internetportals caliber.az hatten die Piloten um eine Notlandung in den nächstgelegenen russischen Flughäfen Mineralnye Wody oder Machatschkala gebeten. Dies sei nicht genehmigt worden, sodass die Crew das beschädigte Flugzeug über das Kaspische Meer hinweg nach Aktau in Kasachstan gesteuert habe. Dort kam es zur Katastrophe.

Quelle: ntv.de, ara/rts/dpa

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