Politik

Korsische Separatisten-Ikone Yvan Colonna erliegt seinen Verletzungen

Yvan Colonna galt als Galionsfigur der korsischen Separatisten.

Yvan Colonna galt als Galionsfigur der korsischen Separatisten.

(Foto: via REUTERS)

Fast 20 Jahre lang sitzt der korsische Separatist Yvan Colonna auf dem französischen Festland in Haft. Unschuldig, wie er stets beteuert. Als er Anfang März von einem Mithäftling angegriffen wird, löst das in Korsika schwere Krawalle aus. Nun starb Colonna an den Folgen seiner schweren Verletzungen.

Der wegen Mordes an einem französischen Präfekten verurteilte korsische Separatist Yvan Colonna ist tot. Colonna sei den schweren Verletzungen erlegen, die er bei einem Angriff durch einen Mithäftling Anfang März erlitten habe, teilte seine Familie mit. Dem Anwalt der Familie zufolge starb Colonna in einem Krankenhaus in Marseille.

Nach dem Angriff auf Colonna gab es gewaltsame Proteste, unter anderem in der korsischen Hauptstadt Ajaccio.

Nach dem Angriff auf Colonna gab es gewaltsame Proteste, unter anderem in der korsischen Hauptstadt Ajaccio.

(Foto: IMAGO/PanoramiC)

Der 61-jährige Colonna war Anfang März in seinem Gefängnis im südfranzösischen Arles von einem anderen Insassen - einem ehemaligen Dschihadisten in Afghanistan - attackiert und lebensgefährlich verletzt worden. Auf Korsika kam es nach dem Angriff zu tagelangen schweren Ausschreitungen, bei denen Dutzende Menschen verletzt wurden. Wegen der Unruhen stellte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron in der vergangenen Woche eine Debatte über eine Autonomie der Insel in Aussicht.

Colonna, ein korsischer Schäfer und Unabhängigkeitskämpfer, war in Frankreich wegen der Ermordung des Präfekten Claude Erignac im Februar 1998 schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Colonna hatte die Tat stets bestritten und war bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) gezogen. Die Straßburger Richter wiesen seine Klage jedoch als nicht zulässig ab.

Eine Gruppe korsischer Nationalisten hatte Erignac am 6. Februar 1998 in Ajaccio auf offener Straße erschossen, als er mit seiner Frau zu einem Konzert gehen wollte. Ein Jahr nach dem Mord bezichtigten mehrere Mitglieder des korsischen Kommandos Colonna der Tat. Später zogen sie ihre Aussagen zurück und erklärten, die Polizei habe sie bei den Verhören unter Druck gesetzt. Colonna war nach dem Tod des Präfekten abgetaucht und erst im Sommer 2003 in einer Schäferhütte auf Korsika gefasst worden. Er erklärte seine jahrelange Flucht damit, dass er von vornherein als Schuldiger abgestempelt worden sei.

Das Verhältnis zwischen Korsika und der Regierung in Paris gilt seit langem als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, oft mit Gewalt. Die Untergrundorganisation FLNC legte 2014 die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen gemäßigte Nationalisten politisch an Bedeutung. Mittlerweile haben sie die Mehrheit im Regionalparlament und fordern einen Autonomiestatus. Nach den heftigen Ausschreitungen hat sich Frankreich bereit erklärt, nun mehr Autonomie für die Mittelmeerinsel ins Auge zu fassen.

Quelle: ntv.de, ino/AFP

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