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Zwischenruf Iran provoziert an der Levante

Die iranischen Schiffe haben inzwischen das Mittelmeer erreicht.

Die iranischen Schiffe haben inzwischen das Mittelmeer erreicht.

(Foto: AP)

Die arabische Welt ist im Umbruch. Israel beobachtet die Entwicklung mit Sorge, denn die eigene Sicherheit hängt davon ab. Dass ausgerechnet jetzt iranische Kriegsschiffe den Suez-Kanal durchfahren ist eine Provokation. Und ein Zeichen der Stärke des Regimes in Teheran.

Israel beobachtet die Umbrüche in der arabischen Welt mit wachsender Sorge. Schließlich fällt mit dem Sturz des ägyptischen Machthabers Husni Mubarak ein wichtiger Garant der Stabilität an der "Südfront" aus. Die Hauptsorge, so ist immer wieder zu hören, bleibt aber das Hegemoniestreben des Iran, verbunden mit der Furcht, die Islamische Republik könnte mittelfristig über Atomwaffen verfügen.

Die erstmalige Durchfahrt iranischer Kriegsschiffe durch den Suezkanal seit der Vertreibung von Schah Reza Pahlevi im Jahre 1979 ist eine Provokation, die sich zunächst an die Adresse Israels richtet. Der Übergangsmacht in Ägypten ist kein Vorwurf zu machen, das Land ist sogar verpflichtet, Kriegsschiffen von Staaten, die sich im Kriegszustand mit anderen befinden, die Durchfahrt zu gewähren.

Unterstützung für Syrien

Das Ziel der Reise ist Syrien, das bislang weitgehend von Demonstrationen gegen Staatschef Baschar al-Assad verschont geblieben ist. Die syrische Führung, der einzige arabische Verbündete des Iran, erfährt durch die Präsenz iranischer Kriegsschiffe plakative und unmissverständliche Unterstützung.

Der Iran versucht, die Umbrüche in Ägypten und Tunesien, die Revolten im Jemen und Libyen als islamische "Revolutionen" darzustellen. Die Proteste in Bahrain werden ohnehin von der schiitischen Bevölkerungsmehrheit getragen, wenngleich die meisten keine Islamische Republik nach dem Vorbild des schiitischen Iran wollen. Der Iran seinerseits hat das Königshaus von Bahrain in der Vergangenheit zum Rückzug aufgefordert und Gebietsansprüche auf den rund 200 Kilometer vor seiner Küste im Persischen Golf gelegenen Inselstaat angemeldet.

Innere Unzufriedenheit kompensieren

Nun ist kaum zu befürchten, dass die Kriegsschiffe vom Mittelmeer aus das Feuer auf die israelische Küste eröffnen. Der Iran könnte mit seinen Sadschel-2-Langstreckenraketen problemlos israelisches Territorium erreichen. Doch es geht dem selbst von Protesten heimgesuchten Regime um eine unmissverständliche Demonstration seiner Macht, nicht zuletzt auch, um innere Unzufriedenheit durch unsicherheitspolitisches Machtgehabe zu kompensieren.

Auch wenn die beiden Schiffe logischerweise nicht israelische Hoheitsgewässer durchqueren: Zwei, drei israelische Kampfflugzeuge oder -hubschrauber, die in gebührendem Abstand "Geleitschutz" geben, könnten zu Zusammenstößen führen. Zumal erst vor ein paar Tagen ein US-Flugzeugträger den Suezkanal in Richtung Mittelmeer durchfahren hat. Zurückhaltung heißt das Gebot der Stunde, in einer Region, die ohnehin schon an - fast - allen Ecken brennt.

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Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.

Quelle: ntv.de

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