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Bourbonen sind auf Bewährung König Felipe der Letzte?

Spaniens neuer König: Felipe VI.

Spaniens neuer König: Felipe VI.

(Foto: dpa)

Spaniens neuer König Felipe VI. beginnt seine Regentschaft unter schwierigen Bedingungen. Dem 46-Jährigen kommt die Aufgabe zu, sein Volk zu einen. Nicht weniger als das Überleben der Monarchie steht auf dem Spiel.

Juan Carlos macht freiwillig Platz für seinen Sohn.

Juan Carlos macht freiwillig Platz für seinen Sohn.

(Foto: imago/CordonPress)

Der König ist tot, es lebe der König! Bezogen auf die europäischen Monarchien ist dieser Spruch eigentlich überholt, setzt sich doch immer mehr durch, dass die Monarchinnen und Monarchen ihre letzten Lebensjahre außerhalb des medialen Interesses in aller Ruhe verbringen und den Thron zugunsten ihrer Sprösslinge räumen - in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und nun auch Spanien. In Norwegen, Schweden und Dänemark ist eine Abdankung der amtierenden Monarchen durchaus möglich. Nur die britischen Windsors tanzen mit Sicherheit weiter aus der Reihe: Queen Elizabeth II. wird ihrem Land bis zum letzten Atemzug dienen, ehe dann Sohn Charles, der sich bereits im Rentenalter befindet, das Zepter übernehmen kann.

Dies wollte sich Spaniens König Juan Carlos wohl doch nicht mehr antun, mit seinem Rückzug will er nach 39 Jahren Regentschaft für frischen Wind im Bourbonen-Haus sorgen. Seit geraumer Zeit kämpft der 76-Jährige mit gesundheitlichen Problemen. Statt im Palacio de la Zarzuela "residierte" er immer öfter in der Klinik. Derweil brodelte es im Königreich, seine Menschen sind mit Auswirkungen einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise konfrontiert und müssen zum großen Teil seit Jahren den Gürtel enger schnallen. Die Eskapaden der Bourbonen - Juan Carlos‘ Elefantenjagd in Afrika, seine diversen Liebschaften sowie das unlautere Geschäftsgebaren von Schwiegersohn Iñaki Urdangarin - sorgte vom Baskenland bis nach Andalusien für Kopfschütteln und teilweise auch für Wut. Forderungen, die prassende Königsfamilie sollte endlich zugunsten einer Republik das Weite suchen, wurden immer lauter.

Es wird auch dieses Herumhacken auf seine Person gewesen sein, das Juan Carlos zur Abdankung bewogen hat. Er wusste um die Brüche in der Geschichte der spanischen Monarchie. Denn die Spanier gehen - sind sie einmal wütend - mit ihren gekrönten Häuptern nicht zimperlich um. Das Schicksal der Könige Amadeus und Alfons XIII., die 1873 beziehungsweise 1931 den Republikanern Platz machen mussten, waren für den Monarchen abschreckende Beispiele. Gerade bei Großvater Alfons waren es scharfe politische und ökonomische Konflikte, die ihn vom Thron fegten.

Spaniens neues Königspaar.

Spaniens neues Königspaar.

(Foto: imago/CordonPress)

Dass die Spanier mit ihrem alten König mitunter zu hart ins Gericht gingen, steht auf einem anderen Blatt. Juan Carlos war nicht für das Platzen der Immobilienblase verantwortlich. Dennoch verhielt er sich - siehe oben -  in wichtigen Momenten falsch. Die Tragik des Abgedankten besteht darin, dass während der letzten Jahre auf dem Thron seine Verdienste, die er sich nach den finsteren Franco-Jahrzehnten bei der Durchsetzung der parlamentarischen Demokratie in Spanien erworben hat, in den Hintergrund geraten sind.

Die Republikaner und das Sparen

So steht in Spanien die Monarchie im Kreuzfeuer der Kritik und der neue König Felipe VI. hat es nicht leicht. Er besteigt zu einem Zeitpunkt den Thron, in dem Tausende in Madrid, Barcelona und anderswo für die Republik auf die Straße gehen. Aber der 46-Jährige ist nicht der erste Monarch, der diese Erfahrung machen muss. Schwedens König Carl XVI. Gustaf schlug sich in den 1970er Jahren ebenfalls mit den Republikanern in seinem Land herum. Zu seinem Glück erspähte der junge Herr Bernadotte während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München die Bürgerliche Silvia Sommerlath mit dem Fernglas, machte sie zu seiner Frau und zeugte drei wunderbare Kinder. Die Abschaffung der Monarchie war vom Tisch.

Die Familiengründung hat Felipe bereits hinter sich. Dabei hatte er Durchsetzungsvermögen bewiesen und gegen den anfänglichen Widerstand seiner Eltern die Journalistin Letizia Ortiz ins Bourbonen-Haus gebracht. Nun heißt es für Felipe, König für alle Spanier zu sein, auch für die nach Unabhängigkeit strebenden Katalanen und Basken. Gelingt ihm das nicht, dann könnte er als Spaniens letzter König in die Geschichte eingehen.

Der Anfang seiner Regentschaft ist vielversprechend. Die Krönung verlief ohne Pomp, auf die Anwesenheit der ausländischen Blaublüter wurde verzichtet. Felipes Botschaft ist eindeutig: Nicht nur das Volk muss darben, auch bei den Bourbonen ist Sparhans Küchenmeister. Eine erste Bewährungsprobe wartet bereits auf ihn: Nach dem WM-Aus der Fußballer ist Trauerarbeit angesagt. Und wer ist dafür besser geeignet als der König?

Quelle: ntv.de

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