Falsche Tanne, echter Wow-EffektKünstliche Weihnachtsbäume im Test - der Sieger überstrahlt alle
Von Johanna Heß-Szanto und Anna Kriller
Immer mehr Haushalte setzen auf künstliche Weihnachtsbäume. Die Tannen aus Plastik gelten als nachhaltig, pflegeleicht und sehen oft täuschend echt aus. Aber können sie den echten Baum wirklich ersetzen? Der ntv Produkt-Check stellt drei Kunstbäume auf die Festtagsprobe.
Rund 25 Millionen Weihnachtsbäume ziehen jedes Jahr in deutsche Wohnzimmer ein: festlich geschmückt, duftend nach Wald, voller Tradition. Doch nur wenige Wochen später landen die Tannen achtlos auf den Gehwegen - ein Kreislauf, der immer häufiger infrage gestellt wird. Künstliche Weihnachtsbäume versprechen Abhilfe: langlebig, pflegeleicht und im besten Fall täuschend echt. Wir haben drei verschiedene Kunsttannen genau unter die Lupe genommen, das Ziel: herausfinden, welche Modelle der Natur am nächsten kommen und welche ihren künstlichen Ursprung auf den ersten Blick verraten.
So testen wir die Kunstbäume
Gemeinsam mit Weihnachtsbaumdekorateurin und Nachhaltigkeitsexpertin Sandra Henze testet die Redaktion des ntv Produkt-Check' drei künstliche Tannen mit einer Größe von knapp 1,80 Meter. Alle Bäume konnten wir online bestellen. Im Mittelpunkt des Tests stehen Aufbauzeit, Stabilität, Nadelmaterial, Haptik, Fülle und der Gesamteindruck. Am Ende überprüfen wir das Weihnachtsfeeling: Erkennen zufällig ausgewählte Menschen, dass es sich bei den Exemplaren um Kunstbäume handelt?
Diese künstlichen Weihnachtsbäume testen wir
Wichtig für Verbraucher: Im Rahmen unseres Tests konnten wir den künstlichen Weihnachtsbaum von Pure Living zu einem Preis von rund 50 Euro unter der unverbindlichen Preisempfehlung erwerben. Auch die RS Trade Spessarttanne war um etwa zehn Euro reduziert. Es empfiehlt sich also, die Preise regelmäßig zu vergleichen, um ein Schnäppchen zu ergattern.
Unser Testsieger: Pure Living Weihnachtsbaum
Der Weihnachtsbaum von Pure Living ist mit knapp 250 Euro UVP der mit Abstand teuerste im Test, allerdings macht sich das auch in seiner Optik bemerkbar. Schon beim Auspacken fällt auf: Der Baum wirkt hochwertig und edel, die Nadeln sind naturgetreu, der Stamm kräftig, die Optik dicht und voll. Mit 675 Nadelspitzen erreicht die Tanne in unserem Test trotz der vergleichsweise geringen Anzahl einen klaren Premium-Eindruck. Der Aufbau gelingt problemlos und wird von einer gut verständlichen Anleitung begleitet. Nach etwa 21 Minuten steht der Baum - perfekt geformt - im Raum.
Die Kombination aus PE-Spritzguss-Spitzen und dichter PVC-Befüllung sorgt für ein realistisches Erscheinungsbild, das einer echten Nordmanntanne nahekommt. Einziger kleiner Nachteil: Beim ersten Aufstellen verströmt der Baum einen leichten Kunststoffgeruch, der jedoch nach etwa zwei Tagen Auslüften verschwindet - ein Phänomen, das bei allen von uns getesteten Kunstbäumen auftritt. Insgesamt überzeugt uns der Pure Living Baum am meisten in Optik und Haptik und wird von Expertin Sandra Henze wie auch von Passanten gleichermaßen als besonders naturgetreu bewertet.
Unser Fazit: Der Pure Living Weihnachtsbaum überzeugt in allen Bereichen, Optik, Haptik, Standfestigkeit und Gesamteindruck sind herausragend. Er wirkt am naturgetreuesten und kann sowohl Passanten als auch unsere Nachhaltigkeits-Expertin überzeugen. Wer Wert auf Qualität und ein realistisches Erscheinungsbild legt, trifft mit diesem Baum eine sehr gute Wahl.
Unser Preis-Leistungs-Sieger: RS Trade 19001 Spessarttanne
Wem 250 Euro zu teuer sind, der sollte einen Blick auf unseren Preis-Leistungs-Sieger werfen: Für rund 80 Euro (Preis während unseres Testzeitraums) liefert RS Trade eine satte, grüne PVC-Tanne inklusive Metallständer. Der Aufbau dauert in unserem Test etwa 16 Minuten und gelingt ohne Anleitung problemlos, da das Schirmsystem selbsterklärend ist. Aus der Nähe zeigt der Baum typische Merkmale von PVC-Nadeln: glänzende Oberflächen, teils plattgedrückt, ähnlich wie Lametta. Nach dem Auffächern der Zweige wirkt der Baum jedoch deutlich voller, mit über 1400 Nadelspitzen erzielt er ein solides Volumen. Aus unmittelbarer Nähe ist der Baum in unserem Test als künstlich erkennbar, mit etwas Abstand und der richtigen Beleuchtung ergibt sich jedoch ein ansprechendes, festliches Gesamtbild. Für den Preis ist die Qualität zufriedenstellend, kann jedoch nicht mit den Premium-Modellen mithalten.
Unser Fazit: Die Spessarttanne bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ist einfach aufzubauen, wirkt aus der Distanz ansprechend und eignet sich für Haushalte, die eine pflegeleichte und kostengünstige Lösung suchen. Wer höchste Authentizität erwartet, sollte jedoch zum Premium-Modell greifen.
Wolkenland Künstlicher Weihnachtsbaum
Der Wolkenland-Weihnachtsbaum vermittelt auf den ersten Blick einen positiven Eindruck: PE- und PVC-Zweige, FSC-zertifizierter Holzständer und natürliche Farbgebung. Bei genauerer Betrachtung fallen jedoch Schwächen auf: Einige Zweige sitzen locker, das Nadelwerk ist weniger dicht, schlecht verarbeitete Drähte erschweren das exakte Formen der Äste. Der Aufbau dauert wie beim Preis-Leistungs-Sieger etwa 16 Minuten. Im Praxistest zeigt sich, dass der Holzständer nicht vollständig stabil ist und der Baum leicht wackelt. Zudem bestehen die oberen Äste überwiegend aus kurzen Stummelästchen, wodurch die Spitze eher unregelmäßig wirkt. Das Ergebnis: ein solider Baum, der jedoch deutliche Schwächen in Standfestigkeit und Optik aufweist.
Unser Fazit: Der Wolkenland-Weihnachtsbaum ist solide verarbeitet, überzeugt in unserem Test jedoch weder in Sachen Standfestigkeit noch Gesamtoptik. Er ist für einfache Dekorationen geeignet, kann aber weder mit den hochwertigen Premium-Modellen noch mit dem Preis-Leistungs-Sieger vollständig mithalten.
Was macht einen guten, künstlichen Tannenbaum aus?
Wer sich für einen künstlichen Weihnachtsbaum entscheidet, sollte einige Punkte beachten, um eine langlebige, optisch ansprechende und sichere Wahl zu treffen.
Material und Nadeltyp: PE wirkt natürlicher als PVC
PE-Nadeln (Spritzguss) wirken besonders realistisch, fühlen sich natürlicher an und glänzen weniger stark. PVC-Nadeln sind günstiger, zeigen jedoch häufig plattgedrückte, glänzende Oberflächen und wirken dadurch künstlicher.
Tipp: Modelle, die PE-Spitzen außen mit dichter PVC-Füllung im Inneren kombinieren, erzeugen sowohl Volumen als auch ein naturgetreues Erscheinungsbild.
Anzahl der Nadelspitzen: Je mehr, desto voller
Die Anzahl der Nadelspitzen entscheidet wesentlich darüber, wie realistisch der Baum wirkt.
Mit unter 800 Spitzen wirkt der Baum eher licht und schnell künstlich.
1000-1500 Spitzen erzeugen einen soliden, vollen Eindruck.
Ab 2000 Spitzen sind die Kunst-Tannen sehr dicht, hochwertig und gehören oft zur Premiumklasse.
Zudem sollte darauf geachtet werden, dass die Zweige stabil genug sind, um Schmuck und Beleuchtung sicher zu tragen.
Aufbau und Qualität (Ständer, Segmente, Haptik)
Für einen stabilen, langlebigen Baum sind Metallständer in der Regel robuster als Kunststofffüße. Ein Klapp- oder Schirmsystem erleichtert den Aufbau deutlich. Man sollte darum auf sauber verarbeitete Drähte, fest montierte Zweige und robuste Segmentverbindungen achten. Ein deutlicher Kunststoffgeruch kann ein Hinweis auf minderwertige Materialien sein.
Nachhaltigkeit und Gesundheit: Zertifikate prüfen
Ein guter Kunstbaum sollte mindestens sieben bis zehn Jahre nutzbar sein. Weitere Kriterien sind
schadstoffarme Materialien (z. B. REACH-konform)
schwer entflammbare Kunststoffe
möglichst recycelbare Materialien
verlässliche Herstellerangaben statt No-Name-Produkte ohne Sicherheitsinformationen
Tipp: Wer besonders nachhaltig kaufen möchte, investiert lieber einmal in ein qualitativ hochwertiges Modell und nutzt das dann über mehrere Jahre.
*Die Testredaktion rund um den "ntv Produkt-Check" ist unabhängig, erwirbt alle Produkte auf eigene Kosten, führt Tests durch und bewertet nach objektiven Kriterien. Wenn Sie ein Produkt über einen Link kaufen sollten, erhalten wir eine Provision. Der Preis ändert sich dadurch nicht.