Berlin & Brandenburg Kritik an autofreier Friedrichstraße reißt nicht ab
21.05.2022, 11:46 Uhr
(Foto: Wolfgang Kumm/dpa/Archivbild)
Berlin (dpa/bb) - Die Kritik am Modellprojekt "Flaniermeile Friedrichstraße" und den neuen Plänen des Senats dazu reißt nicht ab. "Die Friedrichstraße ist tot", zitiert der "Tagesspiegel" (Samstag) den CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzenden Kai Wegner. Aus Sicht des CDU-Politikers ist die "Fahrrad-Autobahn" in der Straßenmitte schuld daran. Der Leerstand in den Läden sei enorm, auch weil Fußgänger Angst vor den Radfahrern hätten. "Wir müssen den alten Zustand wieder herstellen", forderte Wegner, der am Freitag mit Gewerbetreibenden in der Friedrichstraße gesprochen hat.
Im Zuge des Modellversuchs "Flaniermeile Friedrichstraße" ist seit August 2020 ein etwa 500 Meter langer Abschnitt zwischen Französischer und Leipziger Straße, an dem auch das Luxus-Kaufhaus Galeries Lafayette liegt, für Autos tabu. Die Verkehrsverwaltung räumte Ende April ein, die Idee der Flaniermeile habe so nicht funktioniert und kündigte an, dass sie den Radweg in der Straßenmitte abschaffen will. Künftig sollen überall Fußgänger Vorrang bekommen.
Stattdessen soll die benachbarte Charlottenstraße Fahrradstraße werden. Auch daran gibt es viel Kritik, weil über die Charlottenstraße unter anderem mehrere Parkhäuser zu erreichen sind. Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, warnte vor "Experimenten zu Lasten von Existenzen".
SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Raed Saleh sagte der "Berliner Morgenpost" (Samstag): "Ich möchte nicht, dass die Autos auf die Friedrichstraße zurückkommen." Allerdings sei nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet die Charlottenstraße die Ausweichroute für Radfahrer werden solle, wenn darüber große Parkhäuser angebunden seien. Saleh sprach sich außerdem für eine breite Beteiligung der Anlieger, der Einzelhändler und auch der Senatswirtschaftsverwaltung aus. "Es kann nicht sein, dass die Verkehrsverwaltung alleine über die Umgestaltung dieses wichtigen Teils der Berliner Mitte entscheidet."
Quelle: dpa