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Berlin & BrandenburgWilder Westen in Berlin: Wird "Old Texas Town" geräumt?

12.12.2025, 12:12 Uhr
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Der Pachtvertrag ist längst abgelaufen, die Nerven liegen blank: Was wird aus "Old Texas Town" - bleibt der wilde Westen Berlins bestehen?

Berlin (dpa/bb) - Die Zweifel sind groß, ob es für die Westernstadt in Berlin-Spandau noch eine Chance am bisherigen Standort gibt. Eigentümer, Bezirk und der Verein Old Texas Town, der das Gelände bisher genutzt hat, finden einfach nicht zueinander. Der Pachtvertrag für den Verein ist schon Ende August abgelaufen. "Das Bezirksamt Spandau setzt weiterhin auf einen konstruktiven Dialog", sagte Bezirksstadtrat Thorsten Schatz der Deutschen Presse-Agentur. Noch ist allerdings keine Einigung absehbar.

"Beim letzten gemeinsamen Gespräch zwischen Eigentümer, Vereinsvorstand und Bezirksamt Anfang November haben wir unmissverständlich darauf gedrängt, eine tragfähige Lösung zu finden", sagte Schatz.

Eigentümer des Geländes ist die Dr. Aldinger & Fischer Grundbesitz und Vermarktungs GmbH, die das Gelände für eine Summe von jährlich einem Euro an den Verein verpachtet hatte. Der Verein würde mit seiner Westernstadt samt Saloon, Bank, Gefängnis, Kirche, Schmiede und Sattlerwerkstatt am liebsten dort bleiben. Der Aufforderung, das Gelände zu übergeben, ist er nicht nachgekommen.

Eine Annäherung hat es bisher nicht gegeben. Aus Sicht des Unternehmens sind die Verhandlungen gescheitert. Nach dem gemeinsamen Gespräch im November habe es einen Vergleichsvorschlag an sämtliche Parteien übermittelt, teilte die GmbH mit. "Dieser sah vor, dass der Pachtvertrag mit Old Texas bis zum Beginn des Jahres 2031 verlängert wird. Dabei sollte die Pacht weiterhin nur einen Euro pro Jahr betragen."

Bebauungsplan sieht ein "Sondergebiet Westernstadt" vor

Außerdem habe der Eigentümer angeboten, die bei der Rückgabe des Geländes entstehenden Kosten in sechsstelliger Höhe zu übernehmen. Im Gegenzug wollte das Unternehmen die Möglichkeit für eine "gewerbliche Entwicklung" dort bekommen.

Der 2012 festgesetzte Bebauungsplan mit dem "Sondergebiet Westernstadt" lässt dort allerdings keine andere Nutzung zu - der Bezirk müsste ihn ändern, will das aber nicht.

Das Unternehmen hat sich nach seiner Sicht auf die andere Seite zubewegt: "Das Bezirksamt Spandau und der Verein Old Texas haben auf das Vergleichsangebot allerdings nicht reagiert und keinerlei weitere Verhandlungsbereitschaft gezeigt", kritisierte es.

Es bleibe keine Alternative, als den eingeschlagenen Rechtsweg fortzusetzen - soll heißen, auf einer Räumung zu bestehen. Eine Räumungsklage hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits im Spätsommer eingereicht.

Ralf Keber, alias Jack Hunter, ist seit 2008 Vorsitzender des Vereins und Bürgermeister von "Old Texas Town". Zum Stand der Verhandlungen könne er nichts sagen. Die führe inzwischen das Bezirksamt. "Mehr weiß ich nicht. Der Verein ist daran nicht beteiligt."

Aus seiner Sicht seien die Gespräche noch nicht beendet gewesen. Zur Reaktion der Dr. Aldinger & Fischer Grundbesitz und Vermarktungs GmbH sagt er: "Ich kann es nur so deuten, dass es dem Eigentümer nicht schnell genug ging."

Der Bezirk hält zur Westernstadt

Der Streit über die Westernstadt im Westen Berlins landete Ende November bereits in der "New York Times". Eine im Juni gestartete Online-Petition für den Erhalt der Westernstadt hat bisher rund 11.600 Unterstützer gefunden. Der Verein demonstrierte im Sommer vor dem Brandenburger Tor. Die Band The BossHoss erklärte sich solidarisch.

Und das Bezirksamt hält weiter zu den Western-Fans: "Die derzeit eskalierende Strategie des Eigentümers können wir nicht nachvollziehen", sagte Schatz. "Fakt ist: Der Bezirk ist nicht bereit, die Westernstadt aufzugeben."

Das Angebot des Eigentümers, den Pachtvertrag um acht Jahre zu verlängern – verbunden mit der Forderung nach einem späteren Freibrief für eine Bebauung –, sei für den Verein ebenso wenig akzeptabel wie für das Bezirksamt. "Trotzdem prüfen wir weiterhin, wie eine verlässliche vertragliche Grundlage aussehen könnte, die echten Verhandlungen dient."

Aus Sicht des Bezirksstadtrats sind die weiterhin wünschenswert: "Während wir auf Gesprächsbereitschaft setzen, geht der Eigentümer juristisch hart gegen einen ehrenamtlich getragenen Verein vor", sagte er. "Das bedauern wir sehr – und bleiben dennoch am Tisch."

Quelle: dpa

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