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Hamburg & Schleswig-HolsteinDrogendeal scheitert an Paketschein - Helfer muss in Haft

09.12.2025, 12:59 Uhr
Der-Angeklagte-wird-wegen-Beihilfe-zum-Handel-mit-48-Kilo-Kokain-zu-drei-Jahren-Haft-verurteilt

Wer ist Adressat, wer Absender? Drogendealer füllen einen Paketschein falsch aus. Ihre Kokain-Sendung fliegt auf. Dann geht ein Rettungsversuch schief und bringt den Helfer in Haft.

Hamburg (dpa/lno) - Ein falsch ausgefüllter Paketschein hat einen großen Drogendeal in Hamburg auffliegen lassen. Nach einem Versuch, die Sendung mit 48 Kilo Kokain zurückzuholen, wurde ein 23-Jähriger verhaftet. Das Landgericht Hamburg verurteilte den irakischen Medizinstudenten nun wegen Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge zu drei Jahren Gefängnis. Das Rauschgift habe einen Wert von weit über einer Million Euro gehabt, sagte die Vorsitzende Richterin Nele Behr.

Ende Februar hatte ein Mittäter die vier Kokainpakete - mit einem falschen Absender - zum Verkauf nach Australien verschicken wollen. Doch der Aufgeber vertauschte beim Ausfüllen des Paketscheins Absender und Adressat. Die nun angeblich aus Australien kommende Sendung sollte an einen Auto-Ersatzteilhandel in Köln gehen. Ein Mitarbeiter des Kurierdienstes wurde angesichts des vergleichsweise geringen Portos misstrauisch, öffnete die Pakete und verständigte die Polizei, wie die Richterin sagte.

Die Hintermänner ahnten nichts von der Sicherstellung und schickten Anfang März einen Komplizen aus der Schweiz los, um die Pakete in Hamburg zurückzuholen. Der aus Norwegen angereiste Angeklagte sollte die Schmuggellieferung übernehmen und ins Ausland schaffen. Doch die Polizei fing den aus der Schweiz kommenden Mann schon in Baden-Württemberg ab.

Angeklagter wollte angeblich Paket mit Luxusuhr abholen

Der Angeklagte begab sich nach seiner Ankunft aus Oslo selbst zur Paketdienstfiliale in der Nähe des Hamburger Flughafens und versuchte sein Glück. Angeblich wollte er für einen Freund eine Sendung mit einer teuren Luxusuhr abholen. Doch unverrichteter Dinge musste er nach Oslo zurückfliegen, wie die Richterin erklärte. Dort wurde er verhaftet und schließlich nach Deutschland ausgeliefert.

Die Aussage des 23-Jährigen, er habe nur eine teure Uhr für einen Freund abholen wollen, sei nicht glaubwürdig. Er habe weder eine Vollmacht als Abholer noch die Tracking-Nummer der Sendung gehabt. Tatsächlich habe er die Drogenlieferung "retten" wollen. Der Angeklagte habe billigend in Kauf genommen, dass es sich dabei um Kokain im zweistelligen Kilobereich handelte. "Wir sind überzeugt, dass Sie genau wussten, was Sie da taten", sagte die Vorsitzende der Strafkammer.

Möglicherweise Freundschaftsdienst

Das Motiv des Angeklagten konnte das Gericht nicht klären. Für den Flug nach Hamburg und eine Hotelübernachtung hatte er lediglich 800 Dollar bekommen. Möglicherweise sei es ein Freundschaftsdienst gewesen, sagte Behr.

Die Staatsanwältin hatte eine Strafe von dreieinhalb Jahren beantragt. Der Verteidiger forderte Freispruch. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Quelle: dpa

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