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Hessen A49-Weiterbau bleibt umstritten: Baustopp nicht in Sicht

(Foto: Nadine Weigel/dpa/Archivbild)

Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten am umstrittenen Lückenschluss der A49 in Mittelhessen bereits abgeschlossen werden - doch das Projekt sorgt weiter für Diskussionsstoff.

Gießen/Homberg/Ohm (dpa/lhe) - Gut zwei Jahre nach Baubeginn für den Lückenschluss der Autobahn 49 in Mittelhessen schwelt der Konflikt um das Projekt weiter. Während Autobahngegner unter anderem weitere Funde sogenannter polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie die "Verunreinigung von Flüssen und Bächen" durch Baustellenwasser beklagen, sieht das Regierungspräsidium Gießen als obere Genehmigungsbehörde die Gewässerschutzvorgaben bisher "grundsätzlich" eingehalten und verweist auch auf regelmäßige Kontrollen, etwa in Form von Baustellenbegehungen. Schädliche Auswirkungen auf das Grundwasser oder die Trinkwassergewinnung "konnten bislang jedenfalls nicht festgestellt werden", so die Behörde. Einige PAK sind in hohen Konzentrationen gesundheitsschädlich und werden als krebserregend eingestuft.

Anfang Mai hatte das RP Gießen eigenen Angaben zufolge nach dem "vereinzelten" Nachweis von PAK-haltigem Material in einem Damm entlang der A49-Baustelle nahe Stadtallendorf (Landkreis Marburg-Biedenkopf) einen Teil-Baustopp für diesen Damm verhängt, die anderen Arbeiten an dem Lückenschluss laufen weiter. PAK sind nach Angaben des RP häufig in alten Straßendecken enthalten. Bei einer Pressekonferenz hatten Autobahngegner, darunter der Vorsitzende der Linksfraktion im hessischen Landtag, Jan Schalauske, sowie die bisherige Grünen-Kommunalpolitikerin Barbara Schlemmer aus Homberg/Ohm, kürzlich von weiteren PAK-Funden gesprochen und einen umgehenden und umfassenden Baustopp gefordert.

Dafür sieht das Regierungspräsidium jedoch nach eigenen Angaben derzeit keinen Anlass. Der Anfang Mai an dem Damm verhängte Teil-Baustopp gelte weiter, und durch ihn werde sichergestellt, "dass keine Maßnahmen erfolgen, die die Feststellung des Sachverhalts behindern können (z. B. durch Überbauung oder weitere Aufschüttung von Erdmaterial)", so die Behörde. Nach vereinzelten Funden auffälliger und teils PAK-haltiger Bruchstücke seien bei weiteren Überprüfungen mit Hilfe eines Baggers "keine weiteren Auffälligkeiten festgestellt" worden. Dennoch habe man vorsorglich Untersuchungen des Erdmaterials im Damm angeordnet. "Derzeit liegen hierzu noch keine Ergebnisse vor", hieß es.

Die A49 soll nach der Fertigstellung des Lückenschlusses Kassel und Gießen direkter miteinander verbinden. Im Bau sind die Teilstrecken von Schwalmstadt über die Anschlussstelle Stadtallendorf-Nord bis zum künftigen Ohmtal-Dreieck, im November 2024 soll die Strecke von Fritzlar bis zum Ohmtal-Dreieck durchgehend befahrbar sein. Gegen die Rodungen für den Weiterbau der Autobahn im Dannenröder Forst und umliegenden Waldstücken hatte es im Spätherbst und Winter 2020/21 heftige Proteste von Umweltschützern gegeben.

Schlemmer, die als Kandidatin auf die Liste der hessischen Linken für die Landtagswahl im Oktober gewählt worden war, sieht im Dannenröder Wald zudem Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrechtslinie missachtet. Dort fließe Bauwasser "mit allem Dreck der Trasse" bei Regen ungefiltert in den Fluss Gleen, erklärte sie. Ob es zu einer Verschlechterung der Wasserqualität des Flusses komme, werde "offensichtlich nicht von den Behörden überprüft". Man fordere daher die sofortige Einrichtung von Messstellen und die regelmäßige Überprüfung der Wasserqualität.

Vom RP Gießen hieß es dazu, Untersuchungen von Wasserproben aus Oberflächengewässern erfolgten nur anlassbezogen. Dies sei bei der Gleen bisher nicht erforderlich gewesen - die Einrichtung von Messstellen sei laut Planfeststellung nicht vorgesehen "und wird aus fachlicher Sicht als nicht notwendig erachtet". Es gebe unangekündigte Baustellenüberwachungen. Temporäre Sedimenteintragungen seien vereinzelt festgestellt worden. "In solchen Fällen wird die Bau-Arbeitsgemeinschaft umgehend durch die Fachbehörde aufgefordert, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Umsetzung wird regelmäßig durch die Fachbehörde kontrolliert."

Auch die Autobahn GmbH verwies auf ein mit dem RP Gießen abgestimmtes und genehmigtes Entwässerungskonzept für den A49-Bau. "Es werden generell keine Direkteinleitungen vorgenommen - auch nicht in den konkret genannten Fällen." Ebenso werde das Gewässer-Monitoring gemäß der Planfeststellung und im Rahmen eines mit dem RP und dem Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke (ZMW) genehmigten Konzepts vorgenommen. "Im Rahmen des Monitorings wird die Gewässerqualität kontinuierlich überwacht, die Messwerte werden an die zuständige Behörde übermittelt."

Quelle: dpa

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