HessenSchutz vor Gewalt - Debatte über Zahl der Frauenhäuser

In Hessen soll ein künftiges Gesetz den Schutz für Betroffene häuslicher Gewalt verbessern. Wie viele Frauenhäuser gibt es? Und reichen ihre Plätze?
Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen will Frauen besser vor Gewalt schützen. In einer Regierungserklärung sagte Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) im Landtag in Wiesbaden, nach dem Beschluss des Bundestags zum Gewalthilfegesetz im Januar solle auch ein hessisches Gesetz dazu auf den Weg gebracht werden, um betroffene Frauen bestmöglich zu schützen.
Sie betonte, für das neue Bundesgesetz sei sie dankbar, es gehe um einen "Gamechanger". Das Gewalthilfegesetz sieht unter anderem einen Rechtsanspruch auf kostenfreien Schutz und Beratung für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder vor.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Max Schad sagte, Hessen werde in erheblichem Umfang neue Plätze in Frauenhäusern schaffen. Auch mehr Beratungsangebote werde es künftig geben. Es gehe um Prävention, Schutz, Intervention und Unterstützung für betroffene Frauen.
Der AfD-Parlamentarier Volker Richter kritisierte dagegen, immer wieder würden Schutz suchende Frauen von Frauenhäusern abgewiesen. Es gebe zu wenige Plätze, mindestens doppelt so viele seien nötig. Auch Frauenhäuser selbst beklagen seit Jahren einen Mangel an Plätzen. Die Grünen-Abgeordnete Julia Herz monierte, CDU und SPD hätten in dieser Wahlperiode Vorschläge der Opposition etwa zu mehr Frauenhausplätzen abgelehnt.
Die Zahl der Frauenhäuser in Hessen war 2024 im Vergleich zum Vorjahr um eines auf 32 gestiegen, wie das Sozialministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die Zahl der Betten für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder in Frauenhäusern erhöhte sich um rund 80 auf etwa 900. Ein Ministeriumssprecher ergänzte: "In Offenbach soll ein weiteres Frauenhaus entstehen." Dann wären es landesweit 33.
Land investiert in diesem Jahr 7,5 Millionen Euro in Frauenhäuser
Laut dem Sozialministerium investiert die schwarz-rote Landesregierung in diesem Jahr ebenso wie schon 2024 wieder 7,5 Millionen Euro in Frauenhäuser - nach 6,9 Millionen Euro im Jahr 2023 und 5,4 Millionen Euro im Jahr 2022.
Der Kriminalstatistik für Hessen zufolge gab es im Bereich der häuslichen Gewalt im vergangenen Jahr 11.879 registrierte Straftaten. Fast 80 Prozent der Verdächtigen waren Männer – und 81 Prozent der Opfer Frauen. Experten gehen auch von einer hohen Dunkelziffer aus.
Ministerin Hofmann kritisiert "Tradwife"-Bewegung
Sozialministerin Hofmann sprach in ihrer Regierungserklärung mit dem Titel "Starke Frauen für ein starkes Hessen" darüber hinaus von einer beunruhigenden gesellschaftlichen Entwicklung. Selbstverständlich erscheinende Frauenrechte würden wieder infrage gestellt.
"Die "Tradwife"-Bewegung verherrlicht die traditionelle Hausfrauenrolle. Die "Incel"-Bewegung verbreitet Frauenverachtung." "Incel" setzt sich auf den Worten "involuntary" und "celibate" zusammen und bedeutet "unfreiwillig sexuell enthaltsam". Hofmann ergänzte, manche politischen Kräfte wollten das Rad der Geschichte zurückdrehen.
Die Ministerin zählte verschiedene Projekte für mehr Gleichberechtigung von Frauen in Hessen auf. Unter anderem kündigte sie ein neues Bündnis mit Wirtschaft und Wissenschaft an, um mehr junge Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen - MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Außerdem will Hofmann einen Aktionsplan für MINT-Angebote bereits in Kindergärten vorlegen, um bei Mädchen schon früh das Interesse für entsprechende Berufe zu wecken.