Hessen Stadtschülerrat will Rapper Haftbefehl im Lehrplan sehen
31.10.2025, 17:40 Uhr 
		                      Haftbefehl statt Goethe: Offenbacher Schüler fordern Rap im Unterricht – und liefern Argumente dafür - das Kultusministerium lehnt ab.
Offenbach (dpa/lhe) - Die Musik und das Leben des Offenbacher Rappers Haftbefehl sollten nach Ansicht des Stadtschüler*innenrates im Unterricht thematisiert werden. "Haftbefehl ist kein Randphänomen – er ist Teil der kulturellen DNA unserer Stadt und unserer Generation", sagte Luca Albert Dobrita, Stadtschulsprecher von Offenbach. Seine Sprache, sein Werdegang und seine Themen erzählten von der Realität, die viele junge Menschen täglich in der Stadt leben. Zuvor berichtete der Hessische Rundfunk. Beim hessischen Kultusministerium stieß der Vorstoß auf Ablehnung.
"Weder die Texte des Rappers noch sein kontroverses Auftreten in der Öffentlichkeit stehen im Einklang mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag, den die Schulen erfüllen", erklärte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage. Sowohl die Texte als auch die Lebensgeschichte des Rappers verdeutlichten "eine wiederholte Neigung zur Kriminalität bzw. eine ambivalente Distanzierung davon und sind somit keinesfalls geeignet, eine Vorbildfunktion für adoleszente Personen zu erfüllen". Falls der Stadtschülerrat das Thema Hip-Hop oder Rap im deutschsprachigen Bereich im Unterricht aufgreifen wolle, gebe es viele andere Möglichkeiten und Beispiele.
Der Rat seinerseits forderte die "bewusste Auseinandersetzung mit seinem Werk und seinem Lebensweg im Unterricht – insbesondere in den Fächern Musik, Politik & Wirtschaft sowie Deutsch". Sogar konkrete Vorschläge machten die Schülerinnen und Schüler auf der Webseite des Stadtschüler*innenrats:
- Im Musikunterricht: als Analyse moderner Rhythmik, Sprachrhythmus und Flow
- Im Deutschunterricht: zur Untersuchung von Sprachvariationen, Dialektik, Mehrsprachigkeit und gesellschaftlicher Ausdrucksform
- Im Politikunterricht: als Einstieg in Themen wie soziale Ungleichheit, Migration, Aufstiegschancen und Integration
"Wenn Schule ein Ort der Lebensrealität sein soll, dann darf sie nicht nur Goethe lesen, sondern auch Haftbefehl hören", sagte dazu Cengizhan Nas, stellvertretender Stadtschulsprecher. Bildung dürfe nicht ignorieren, wie Jugendliche wirklich sprechen, fühlen und denken. Und das täten sie nun mal nicht wie Goethe vor gut 200 Jahren.
Neue Doku über Rapper Haftbefehl
Die Forderung der Schüler kommt auch vor dem Hintergrund einer neuen Netflix-Dokumentation über Aykut Anhan, der sich als Rapper Haftbefehl nennt. Die Doku spannt einen Bogen vom Offenbacher Hochhausviertel Mainpark, in dem Anhan aufwächst, über seinen kometenhaften Aufstieg als Musiker bis hin zu psychischen Problemen und Drogenkonsum, die fast tödlich waren.
Quelle: dpa
 
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            