Mecklenburg-Vorpommern Experte vor Lebensmitteltagung: Nachholbedarf bei Algenzucht
04.11.2022, 06:20 Uhr
(Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB)
Die wachsende Weltbevölkerung und ökologische Anforderungen stellen die Lebensmittelproduktion vor Herausforderungen. Um deren Zukunft dreht sich eine Tagung in Neubrandenburg. Auch Algen sind ein Thema.
Neubrandenburg (dpa/mv) - Algenzucht zur Lebensmittelproduktion bietet nach Expertenansicht "ein unfassbares Potenzial". Mecklenburg-Vorpommern habe hier allerdings Nachholbedarf, sagte der Wissenschaftler Michael Sandmann von der Hochschule Neubrandenburg, der Deutschen Presse-Agentur. "Hier sind andere Bundesländer uns auf jeden Fall voraus."
Unter dem Titel "Lebensmittelwertschöpfung neu denken" wollen Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik am Freitag in Neubrandenburg auch darüber diskutieren, wie Ideen ihren Weg aus dem Labor in die Supermarktregale finden. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) hat sich angekündigt.
Das große Potenzial von Algen liegt nach Aussage Sandmanns zum einen in deren schnellem Wachstum. "Die können zehn- bis hundertmal schneller wachsen als unsere typischen, in der Landwirtschaft genutzten Pflanzen." Zum anderen könne man zahllose Produkte aus den Mikroorganismen herstellen: von Nahrungsergänzungsmitteln über Kosmetika bis hin zu biologischen Kunststoffen. Wissenschaftler sehen in proteinreichen Algen gar einen möglichen Pfeiler der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung.
Zwar gibt es laut Sandmann in Neustadt Glewe (Landkreis Ludwigslust-Parchim) eine der größten Algenfarmen Europas. Ansonsten beherberge der Nordosten aber höchstens kleinere Produzenten. In MV kämen die meisten Initiativen in diesem Bereich aus Richtung der Forschung beziehungsweise in Form von Fördermittelprojekten, aber weniger aus der Wirtschaft.
Der Sprung hin zur industriellen Produktion sei auch wegen hoher Produktionskosten schwierig. Dabei gebe es auch dafür funktionierende Geschäftsmodelle etwa mit höherpreisigen Nahrungsergänzungsmitteln. Das Wissen sei da und im Prinzip auch für bislang konventionell arbeitende Landwirte umsetzbar. "Man muss sich halt nur in dieses neue Thema rein trauen." Algen würden in einer Art Aquarium gezüchtet - sogenannten Photobioreaktoren.
Quelle: dpa