Mecklenburg-Vorpommern Gewerkschaft blickt besorgt auf angespannten Wohnungsmarkt
21.07.2024, 07:06 Uhr
(Foto: Bernd W�stneck/dpa)
Gerade in den Sommermonaten spielt der Tourismus im Nordosten eine große Rolle. Doch für Arbeitskräfte wird die Suche nach bezahlbaren Wohnungen zunehmend schwierig, wie eine Gewerkschaft kritisiert.
Schwerin (dpa/mv) - Bezahlbare Wohnungen für Arbeitskräfte werden in Tourismusregionen Mecklenburg-Vorpommerns nach Gewerkschaftsangaben zunehmend zum Problem. "Es ist vielerorts fast nicht mehr zu bezahlen", sagt Jörg Dahms, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), der Deutschen Presse-Agentur. Verschlechtert habe sich die Lage insbesondere etwa auf Usedom oder der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst.
Einige Jobs im Tourismus würden nur nach Mindestlohn bezahlt, was die Suche nach Wohnraum erschwere. "Als Mindestlöhner kann man sich das nicht mehr leisten." Dahms fordert höhere Löhne, um die teuren Mieten besser ausgleichen zu können. Nach seinen Angaben sind im Nordosten etwa 56.000 Menschen im Tourismus beschäftigt.
Gewerkschaft: Inflation hat Problem verschärft
Bei Bauplänen müsse vor Ort nicht nur an Hotels oder Ferienwohnungen gedacht werden, sondern auch an die Menschen, die dort wohnten. "Die Inseln leben von den Beschäftigten", sagt Dahms. Er sieht die Entwicklung seit einigen Jahren mit Sorge, die zeitweise hohe Inflation habe das Problem deutlich verschärft.
Tobias Woitendorf vom Landestourismusverband sagt, dass sich die Lage beim bezahlbaren Wohnraum nicht verbessert habe. Wohnungsmangel sei ein Nachteil im Wettbewerb. Hier seien auch Kommunen gefragt, bei Bauplänen darauf zu achten, dass es ausreichend bezahlbare Wohnungen gebe: "Bei Ferienwohnungen braucht es hingegen kein Kapazitätenwachstum."
Eine Verbandsumfrage unter Einwohnern in MV habe im vergangenen Jahr ergeben, dass die Wohnraumsituation in einigen Orten als Problem angesehen wird – etwa auf Usedom, Rügen, der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst sowie in Rostock. Es komme auf einen Dreiklang aus bezahlbarem, verfügbarem und attraktivem Wohnraum an, fordert der Verbandschef.
Mehr Geld für sozialen Wohnungsbau in MV
Ein Sprecher des Bauministeriums in Schwerin verwies auf Programme des Landes, um für günstigeren Wohnraum zu sorgen. So seien Bundes- und Landesmittel für sozialen Wohnungsbau gestiegen. In diesem Jahr stünden dafür insgesamt 114 Millionen Euro zur Verfügung, ein Jahr zuvor seien es 78 Millionen Euro gewesen.
Zudem habe die Landesregierung 2020 eine Richtlinie in Kraft gesetzt mit einem Gesamtfördervolumen in Höhe von fünf Millionen Euro für die Schaffung von Mitarbeiterwohnungen in Tourismusschwerpunktgemeinden. Bis Ende 2023 war demnach ein Großteil der Summe gebunden.
Wohnungsunternehmerverband wirbt für Werkswohnungen
Der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner, forderte Tourismusunternehmen auf, mit der Schaffung vom Werkswohnungen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die öffentliche Hand fördere den Tourismus an vielen Stellen. Daher trügen die Unternehmen eine soziale Verantwortung, der sie unter anderem durch die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum gerecht werden könnten. "Ein gutes Wohnumfeld dürfte zudem zur Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beitragen", zeigte sich der Verbandschef überzeugt.
Auch betriebswirtschaftlich seien Werkswohnungen interessant. So stellten Genossenschaften seit mehr als 120 Jahren unter Beweis, dass ein Wohnungsunternehmen auch mit günstigen Mieten dauerhaft wirtschaftlich gesund sein könne. Werkswohnungen könnten kostensparend in standardisierter Modulbauweise errichtet werden. Einmal genehmigt, würden diese Wohnungen auch an anderen Standorten entstehen und so die Baukosten nachhaltig sinken. Nach Ansicht Breitners könnte die Schweriner Landesregierung durch geeignete Förderprogramme für Werkswohnungen die Lage auf dem Wohnungsmarkt entspannen, Kommunen wiederum könnten bevorzugt Grundstücke zur Verfügung stellen.
Quelle: dpa