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Mecklenburg-VorpommernLandrat verteidigt Hybrid-Dienstwagen mit Krisenszenarien

15.12.2025, 15:58 Uhr
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Luxus-Hybrid statt E-Auto: Landrat Sternberg sorgt mit seiner Krisenbegründung für Kritik. Was steckt hinter dem Streit um einen PS-starken Dienstwagen und die Belange des Klimaschutzes?

Ludwigslust/Schwerin (dpa/mv) - Der Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg (SPD), hält ein Elektro-Auto als Dienstwagen für nicht krisentauglich. Der Verweis auf Szenarien eines Spannungs- oder Verteidigungsfalls in Deutschland und langanhaltende Stromausfälle, mit denen er das Festhalten an einem Hybrid-Fahrzeug mit Verbrennungsmotor begründete, rief kritische Reaktionen hervor.

"Wenn ein Landrat einen 2,5-Tonnen-BMW mit fast 500 PS mit Kriegs- und Blackoutszenarien rechtfertigt, ist das vor allem eines: eine absurde Ausrede. Herr Sternberg zieht mögliche Bedrohungslagen heran, um klimapolitisch rückwärtsgewandte Luxusentscheidungen zu begründen", erklärte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Constanze Oehlrich. Wer Verantwortung trage, solle Vorbild sein und "sich nicht mit irrationalen Behauptungen über Klimaschutz und Glaubwürdigkeit stellen", so Oehlrich wörtlich.

Auch Umwelthilfe spricht von absurder Begründung

Auch die Deutsche Umwelthilfe, die regelmäßig die Fahrzeugflotte von Bundes- und Landespolitikern auf deren Klimaverträglichkeit unter die Lupe nimmt, äußerte sich kritisch. "Stefan Sternberg hat die bislang absurdeste Begründung für den Einsatz eines klimaschädlichen Verbrenner-Dienstwagens geliefert", sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Gerade bei Stromausfällen verschaffe ein modernes Elektro-Auto sogar einen Vorteil: "Über die Energieversorgung des Autos lassen sich dringend benötigte Elektrogeräte direkt am Fahrzeug anschließen und betreiben, sodass Arbeitsfähigkeit und Erreichbarkeit gewährleistet bleiben", erklärte Resch. Woher die Energie kommt, wenn die Batterien entladen sind, sagte er nicht.

Laut Resch lag bei der Dienstwagenabfrage der DUH im Jahr 2025 auf Bundes- und Länderebene der Anteil an rein batterieelektrischen Dienstwagen bei 57 Prozent. "Damit sollte es auf Landratsebene erst recht möglich sein und es gibt keine Ausreden. Neben der Wahl des richtigen Antriebes sollte auch die Frage nach der Dimensionierung des Fahrzeugs in den Fokus rücken", mahnte der DUH-Geschäftsführer.

Die AfD warf Sternberg vor, ein völlig überteuertes Dienstfahrzeug mit dem Verteidigungsfall rechtfertigen zu wollen. "Wer im Verteidigungsfall unserer Heimat Deutschland von seiner Luxuslimousine aus die Einsatzführung im Landkreis leisten will, dem fehlt es erstens an Ernst, zweitens an Demut und drittens an Realitätssinn", erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion, Thore Stein.

Grünen-Anfrage im Kreistag

Ausgangspunkt der Debatte war eine Anfrage der Kreistagsfraktion aus Bündnis90/Die Grünen und Freie Wähler in Ludwigslust-Parchim, der weitere Nachfragen folgten. In der Antwort, aus der der NDR zuerst zitierte, ließ Sternberg mitteilen, dass Planungen und die Vorhaltung von Fahrzeugen "nicht aus dem Dienstalltag heraus, sondern stets aus der Sicht der größten anzunehmenden Katastrophe" erfolgten. Der Landrat sei als politischer Gesamtverantwortlicher der oberste Einsatzleiter im Landkreis, sein Dienstwagen mit Führungsfahrzeugen der Hilfsorganisationen vergleichbar.

Der Spannungs- oder Verteidigungsfall sei für Deutschland das größte Krisenszenario, welches eintreten könne, heißt es in der Antwort weiter. Unterhalb dieses Szenarios sei ein langanhaltender und flächendeckender Stromausfall vorstellbar. Dann müsse der Strom - auch für ein E-Fahrzeug - durch Dieselaggregate erzeugt werden. Öffentliche Ladesäulen seien nicht notstromversorgt. "Dies wird alles umgangen, indem direkt ein Verbrennerfahrzeug genutzt wird, eine Folgeversorgung mit Diesel dauerhaft sichergestellt ist und die Durchhaltefähigkeit deutlich mehr gegeben ist als mit einem E-Fahrzeug", heißt es in dem Schreiben des Landrats.

Nach Recherchen des NDR nutzt Sternberg unter den sechs Landräten in MV das schwerste und zugleich schnellste Gefährt. Die Limousine habe ein Leergewicht von fast 2,5 Tonnen, Verbrenner- und Elektro-Motor bringen demnach zusammen 489 PS auf die Straße. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 250 km/h angegeben.

Quelle: dpa

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