Regionalnachrichten

Mecklenburg-Vorpommern Lehrerverband legt Forderungskatalog für "Gute Bildung" vor

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Rückläufige Steuereinnahmen zwingen das Land zum Sparen. Der Lehrerverband VBE warnt vorsorglich davor, auch in der Bildung den Rotstift anzusetzen.

Schwerin (dpa/mv) - Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Mecklenburg-Vorpommern hat angesichts absehbarer Löcher im Landeshaushalt vor Einsparungen im Bildungsbereich gewarnt und einen 16-Punkte-Plan für gute Schule vorgelegt. Die Fehler der Haushaltsschieflage vor etwa 20 Jahren mit gravierenden Folgen für den Schulbetrieb dürften sich nicht wiederholen, mahnte der VBE-Landesvorsitzende Michael Blanck in Schwerin. 

Auch angesichts der Bedrohungen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung dürften Investitionen in Bildung nicht dem Diktat einer Schuldenbremse unterliegen. "Wenn es nicht anders geht, muss es eben über einem Sondervermögen gehen", sagte Blanck. Eine ähnliche Forderung hatte auch schon die oppositionelle CDU erhoben.

Verband fordert Entlastung der Lehrer 

Der VBE, der im Juni aus Protest gegen die aktuelle Bildungspolitik und geplante Änderungen im Lehramtsstudium den Bildungspakt für MV verlassen hatte, fordert insbesondere eine Stärkung der Regionalen Schulen. Vor allem dort sollen mehr Lehrer eingestellt und der Wert der Mittleren Reife erhöht werden.

"Wenn wir es zulassen, dass bis zu neun Prozent eines Jahrgangs die Schule ohne Abschluss verlassen, müssen wir uns über den Fachkräftemangel nicht wundern", sagte Blanck. Multiprofessionelle Teams, zu denen auch unterrichtsbegleitendes Personal, Gesundheitsfachkräfte und Sonderpädagogen gehören, sollten die Inklusion in zunehmend heterogenen Klassen voranbringen und Entlastung für Lehrer bringen. 

Um den Lehrerberuf attraktiver zu machen, soll perspektivisch die Unterrichtsverpflichtung für Pädagogen wieder gesenkt werden. Mit 27 Pflichtstunden müssten Lehrer in MV derzeit bundesweit mit am meisten arbeiten. "Für junge Lehrer ist das oft ein Grund, sich für ein anderes Bundesland zu entscheiden", sagte Blanck. Dem könne unter anderem mit der Einführung von Arbeitszeitkonten und der späteren Absenkung der Pflichtstunden bei rückläufiger Schülerzahl begegnet werden. 

Älteren Lehrern soll durch Zulagen sowie weniger Pflichtstunden der Verbleib im Beruf erleichtert werden. Nach Angaben Blancks scheiden derzeit viele Lehrkräfte vorzeitig aus dem Schuldienst aus. "Sie sind ausgebrannt. Viele gehen mit 63 oder früher. Es stört nicht der Unterricht, sondern das drumherum", stellte der Verbandschef fest.

Großer Bedarf an Lehrernachwuchs 

Früheren Angaben des Bildungsministeriums zufolge scheidet in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 etwa die Hälfte der rund 12.600 Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen altersbedingt aus dem Dienst aus. Jährlich sind etwa 1.000 Neueinstellungen erforderlich, um das zu kompensieren und Zusatzbedarfe zu decken. Deshalb stellt das Land zunehmend auch Lehrer im sogenannten Seiteneinstieg ein und sorgt für eine berufsbegleitende Qualifizierung in Pädagogik und Didaktik.

Blanck forderte verstärkte Anstrengungen auch im Schulbau. Trotz der millionenschweren Programme verschiedener Landesregierungen sei der Nachholbedarf noch immer immens. "Die Linke hat 2019 den Investitionsstau auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt. Das können die Kommunen allein nicht leisten", sagte Blanck und richtete an das Land die Forderung, trotz angespannter Haushaltslage weitere Mittel für die Sanierung und Digitalisierung der Schulen locker zu machen.

Landtagsfraktionen mit unterschiedlichen Reaktionen

Die CDU-Landtagsfraktion stellte sich hinter die Forderungen des Lehrerverbandes. "Der Beruf der Lehrkraft in Mecklenburg-Vorpommern braucht dringend ein Attraktivitätsprogramm, und die Regionalen Schulen müssen in den Fokus unserer Bildungspolitik rücken", mahnte der CDU-Abgeordnete Torsten Renz. Er erneuerte zudem die Kritik am neuen Lehrerbildungsgesetz, das die Zusammenlegung der Studiengänge für Gymnasial- und Regionalschullehrer vorsieht und am Mittwoch erstmals im Landtag beraten wird.

Andreas Butzki von der SPD warf der CDU eine Fake-News-Kampagne vor, da sie die Lehrerbildungsreform als Abschied vom Gymnasium darstelle. "Fakt ist: Oft wissen junge Menschen mit 18 noch nicht, wo genau der Weg im Leben hingehen soll. Angehende Lehramtsstudenten müssen sich durch die neue Regelung erst am Ende ihres Studiums entscheiden, ob sie am Gymnasium oder an der Regionalen Schulen unterrichten wollen. So sorgen wir für mehr Flexibilität im Lehramtsstudium", erklärte Butzki. Zudem verwies er darauf, dass ein 400 Millionen Euro schweres Schulbauprogramm aufgelegt worden sei. 

Linksfraktionschefin Jeannine Rösler ermahnte den Bund, mehr Verantwortung zu übernehmen. "Investitionen in Bildung müssen auch im Bund endlich Priorität erhalten. Unter anderem wegen der unsäglichen Schuldenbremse ist ein echtes Zukunftsinvestitionsprogramm bislang ausgeblieben. Wir teilen die Auffassung des VBE, beim Bund ein Sondervermögen Bildung einzurichten – als zentralen Hebel, die notwendigen Mittel bereitzustellen", erklärte sie. Trotz begrenzter finanzieller Spielräume habe aber Rot-Rot in MV selbst zahlreiche Maßnahmen ergriffen und kräftig in die Bildung investiert.

Enrico Schult von der AfD-Landtagsfraktion forderte von der Landesregierung ein inhaltliches Umsteuern. "Wir wollen zuerst die Unterrichtsqualität verbessern, endlich wieder über Erziehungsziele reden", sagte er. Zur Sicherung des Lehrernachwuchses solle im Land eine pädagogische Hochschule gegründet werden, die fachlich exzellent und praxisnah ausbilde.

Quelle: dpa

Regionales
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen