Mecklenburg-VorpommernMehr Fälle von Kindeswohlgefährdung in MV

Vernachlässigung, Gewalt, sexueller Missbrauch: Mehr als 5.500 Verdachtsfällen sind die Jugendämter im Land letztes Jahr nachgegangen. In jedem fünften Fall war die Situation akut.
Schwerin (dpa/mv) - Die Jugendämter in Mecklenburg-Vorpommern haben im vergangenen Jahr 1.718 Fälle von Kindeswohlgefährdung festgestellt und damit 2,7 Prozent mehr als 2023. Bei 1.120 Kindern waren bereits erhebliche Schädigungen des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls eingetreten, wie das Statistische Amt des Landes mitteilte. Dann werde von akuter Kindeswohlgefährdung gesprochen. In weiteren 598 Fällen lag den Angaben zufolge eine latente Kindeswohlgefährdung vor.
Insgesamt wurden die Jugendämter im Land im vergangenen Jahr in 5.502 Verdachtsfällen aktiv, wie es weiter hieß. Gehen entsprechende Hinweise ein, nehmen die Experten zunächst eine Gefährdungseinschätzung vor. Bei 2.248 Fällen wurde demnach keine Kindeswohlgefährdung festgestellt, jedoch Hilfebedarf - etwa in Form von Erziehungsberatung. In 1.536 Verfahren wurden den Angaben zufolge weder eine Kindeswohlgefährdung noch ein Hilfebedarf ermittelt.
Ministerin Drese kündigt Kinderschutzgesetz an
Für Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) zeigen die Zahlen einen kontinuierlich hohen Hilfe- und Handlungsbedarf. "Jede Form von physischer, psychischer oder sexueller Gewalt darf uns als Gesellschaft nicht ruhen lassen", sagte sie.
Die Sensibilität für das körperliche, geistige und seelische Wohl von Kindern sei in den letzten Jahren größer geworden. Gleichzeitig seien auch die Erwartungen an die Kinder- und Jugendhilfe gewachsen.
Drese kündigte ein Kinderschutzgesetz an. Es stehe in dieser Woche im Landtag zur Abstimmung. Es gehe darum, Prävention und Intervention zu vereinen, Schutzräume zu schaffen und Hilfen anzubieten. Erfolgreiche Projekte, wie die Kinderschutzhotline, das Bündnis Kinderschutz MV und die Kontaktstelle Kinderschutz, sollen demnach fortgeführt werden. Das Landesjugendamt soll gestärkt werden.