Niedersachsen & BremenFolgen der Geflügelpest - werden Weihnachtsgänse teurer?

Die Vogelgrippe macht Gänsehaltern in Niedersachsen zu schaffen. Etwa ein Fünftel des Bestandes musste getötet werden. Das bedeute aber nicht zwingend, dass die Weihnachtsgans teurerer wird.
Hannover (dpa/lni) - Die Vogelgrippe trübt die Stimmung bei Niedersachsens Gänsehaltern kurz vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft. Seit den Ausbrüchen ab Mitte Oktober mussten 32.000 Gänse getötet werden, sagte die Geschäftsführerin der Niedersächsischen Tierseuchenkasse, Ursula Gerdes. Damit sei etwa 19,5 Prozent des Bestandes betroffen.
"Die Halter leben immer in Angst, weil ihre Tiere Freilandtiere sind", ergänzte der Verbandschef der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW), Friedrich-Otto Ripke. Damit seien sie direkt dem Infektionsdruck ausgesetzt und es bestehe immer die Sorge vor Ausbrüchen, wie es sie in den vergangenen Wochen gab.
Weihnachtsgans zu 80 Prozent Importware
"Das führt aber nicht dazu, dass wir keine Weihnachtsgans mehr kaufen können", betonte Ripke. Von den Gänsen kommen ihm zufolge etwa 80 Prozent als Importware im Wesentlichen aus Osteuropa. Nur etwa 19 Prozent sei Eigenversorgung aus Deutschland, sagte der Verbandschef.
Die Gänsehalter plagen aber auch aus einem weiteren Grund Zukunftssorgen. "Es sind teilweise Elterntierbetriebe betroffen, die Bruteier und Küken produzieren", erläuterte Ripke. Diese könnten im nächsten Jahr knapper werden, so dass in der Nachzucht Probleme auftreten könnten und Teuerungen möglich seien.
Sorgen vor Generationswechsel
Seine größte Sorge sei, dass Halter etwa bei einem Generationswechsel aufhören, sagte Ripke. "Dann würde der Selbstversorgungsgrad noch unter 19 Prozent sinken". Das wäre nach seinen Worten schlecht, weil Importgänse ganz andere Haltungsbedingungen haben und der Tierschutz in Osteuropa nicht so gegeben sei.
Eine entscheidende Frage ist für den Verbandschef Geflügelwirtschaft, wie viele Verbraucher zu Weihnachten eine deutsche Weihnachtsgans kaufen. "Die ist ungefähr doppelt so teuer wie die Importgans", sagte Ripke. Die Nachfrage sei aber das entscheidende Zeichen für die Gänsehalter.
Viele Gänse sind längst gekauft
Die aktuelle Situation bedeute nicht zwingend, dass die Preise steigen. Etwa die Hälfte des Marktes laufe über den Lebensmitteleinzelhandel mit Vertragsbedingungen, die weiterhin gelten, berichtete Ripke. Bei der Direktvermarktung über den Halter vor der Haustür sehe er aber einen leichten Trend mit etwa 10 Prozent nach oben. Im Einzelhandel und in der Gastronomie seien viele Gänse längst gekauft. "Da muss es nicht teuer werden", sagte Ripke.
Mit Blick auf die Vogelgrippe leistet die Tierseuchenkasse auch finanzielle Entschädigungen an die Halter. Dies soll die Mitarbeit bei der Seuchenbekämpfung fördern und wirtschaftlichen Verluste mindern. Verbandschef Ripke verwies aber darauf, dass dies nur für die Elterntiere als Zuchttiere gelte. Außerdem bleibe die Entschädigung nicht vollständig bei den Tierhaltern. "Sie müssen in den kommenden Jahren durch höhere Versicherungsbeiträge die Rücklage selbst wieder mit auffüllen."