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Niedersachsen & Bremen Heizung läuft nicht - Wohnkomplex in Göttingen unbewohnbar?

Immer wieder sorgt der Wohnkomplex nahe dem Göttinger Bahnhof wegen schlechter Wohnungszustände für Schlagzeilen. Was eine Mieterin jetzt fordert.

Göttingen (dpa/lni) - Weil in einem Hochhauskomplex in Göttingen die Heizung nicht läuft, soll das Gebäude für unbewohnbar erklärt werden. Das fordert Rechtsanwalt Sven Adam, der mehrere Menschen in dem Gebäude vertritt. Mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht will er erreichen, dass die Stadt Göttingen das Gebäude für unbewohnbar erklärt und Bewohner sofort in angemessenen Notunterkünften unterbringt. 

Konkret klagt Adam zunächst wegen der nicht laufenden Heizung im Namen einer alleinerziehende 36-Jährigen und ihrer vier Kinder, die in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im fünften Stock leben. Mit einer weiteren Klage vor dem Amtsgericht, will er die Hausverwaltung dazu bringen, die Heizung sofort wieder in Betrieb zu nehmen, sagte Adam. Die sei seit dem Ende der Heizperiode im März abgestellt. Wenn weiter behauptet werde, dass die Heizung defekt sei, müsse sie repariert oder die Reparatur durch einen Techniker nach Wahl der Klägerin geduldet werden.

Er habe Hinweise darauf, dass die Heizung bewusst nicht angestellt werde, um Kosten zu sparen, sagte Adam. Die Hausverwaltung äußerte sich dazu auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht.

Probleme lange bekannt

Katastrophale Zustände in dem Hochhaus an der Groner Landstraße in der Nähe des Bahnhofes sind nichts Neues. Wegen schlechter Wohnbedingungen sind Mitarbeiter der Stadt Göttingen regelmäßig an und in dem Gebäude für Kontrollen. Es gebe unter anderem bauliche Mängel und Ungezieferbefall, heißt es von der Stadt. Die Lage ist allerdings knifflig, unter anderem weil die Mehrheitseigentümerin des Wohnkomplexes mit mehr als 400 Wohnungen insolvent ist.

Mit Blick auf die Stadt Göttingen forderte Adam, dass sie das Gebäude unter Zwangsverwaltung nehmen solle. "Die Stadt Göttingen kann dieses Problem nicht weiter aussitzen. Mindestens die Familien mit Kindern müssen da schnell raus", sagte der Anwalt. In dem Gebäude leben viele Menschen, die Sozialleistungen beziehen, gleichzeitig gehörten die Mietpreise pro Quadratmeter zu den höchsten in Göttingen. Adams Kollege Nils Spörkel sagte: "Das Geschäftsmodell, sich Spitzenpreise durch das Jobcenter finanzieren zu lassen, während das Haus verfällt, muss beendet werden."

adt: Wärmeversorgung soll bis Ende der Heizperiode sichergestellt werden

Das Wohl aller Bewohnerinnen und Bewohner liege der Stadt am Herzen, sagte ein Verwaltungssprecher. Mit der Hausverwaltung sei daher eine Vereinbarung darüber getroffen worden, die Versorgung des Hauses mit Wärme bis zum Ende der aktuellen Heizperiode sicherzustellen.

Weiter teilte der Sprecher mit: Die Erklärung der Unbewohnbarkeit sei an hohe Hürden geknüpft und könne auch immer nur für einzelne Wohnungen erklärt werden. "Selbst vermüllte, von Schimmel betroffene oder von Ungeziefer befallene Wohnungen können nicht einfach für unbewohnbar erklärt werden." Der Gebäudekomplex insgesamt könne nach aktueller Rechtslage nicht für unbewohnbar erklärt werden.

Stadt weist Berichte über ausstehende Mieten zurück 

Medienberichte über ausstehende Mietzahlungen von Sozialleistungsempfängern könnten unterdessen nicht bestätigt werden, teilte die Stadt in einer Pressemitteilung mit. Die Stadt vermutet, dass die Eigentümerverwaltung damit "in der öffentlichen Wahrnehmung eine künstliche Legitimationsgrundlage für die aktuell nach dortigen Angaben nicht funktionierende Heizung" schaffen wolle. Die Eigentümer und die Hausverwaltung würden wirtschaftliche Interessen über ihre soziale Verantwortung stellen. "Dieses Vorgehen kritisiere ich scharf", sagte Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD).

Quelle: dpa

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