Niedersachsen & BremenKritik an Standort für Forschungsstelle Küste am Festland

Die Forschungsstelle Küste soll umziehen, von ihrem alten Standort auf Norderney ans Festland in Norddeich. An dem Vorhaben und auch an der Wahl des neuen Standortes üben die Grünen im Landtag nun Kritik.
Norddeich (dpa/lni) - Die Grünen im niedersächsischen Landtag kritisieren das Vorhaben, die Forschungsstelle Küste (FSK) von Norderney ans Festland zu verlegen, scharf. Sie fordern einen Neustart bei der Standortsuche. Noch sei völlig offen, welche Mietkosten auf das Land bei der nun angedachten Lösung zukommen, teilte die Grünen-Landtagsabgeordneten Meta Janssen-Kucz (Borkum) mit. Sie verwies auf eine Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach ist bislang noch kein Mietpreis für die neue Unterkunft vereinbart, auch da die Größe der anzumietenden Fläche noch unklar ist.
Nach der Schließung des traditionsreichen Dienstsitzes 2020 auf der Insel sollen die Forscher der FSK nach Plänen des Umweltministeriums ab Ende 2024 in einem Neubau in Norddeich unterkommen. Den Bau des Gebäudes übernimmt allerdings nicht das Land, sondern die dort ansässige Reederei Norden-Frisia. Die Forschungsstelle soll als Hauptmieter in den Mehrzweck-Neubau einziehen. Bekannt ist bereits, dass der Mietvertrag über 20 Jahre laufen soll.
"Das Land weiß nicht, wie viel die Miete für die Büroflächen in Norddeich über die nächsten zwei Jahrzehnte kosten wird. Es ist nicht nachvollziehbar, auf welcher Grundlage Umweltminister Lies den Umzug der Forschungsstelle Küste aufs Festland angeordnet hat", teilte Janssen-Kucz mit. Dies sei ein "eklatanter Verstoß" gegen die Prinzipien der Wirtschaftslichkeit und der Sparsamkeit.
Umweltminister Olaf Lies (SPD) und Reederei-Vorstand Carl-Ulfert Stegmann hatten für das Vorhaben im vergangenen November eine Absichtserklärung unterzeichnet. Nach Angaben des Ministeriums sprechen vor allem die Nähe zum Norddeicher Hafen und die gute Erreichbarkeit für den nun gefundenen neuen Standort.
Auch am Standort in Norddeich üben die Grünen Kritik und fordern einen Neustart bei der Suche. "Bevor hier kostspielige Fakten geschaffen werden, müssen alle umsetzbaren Optionen auf den Tisch und die Zahlen offengelegt werden. Wir fordern einen transparenten Kostenvergleich zwischen der Sanierung der Bestandsgebäude auf Norderney und einer Dauermiete in Norddeich", sagte Janssen-Kucz. Aus Sicht der Grünen verfügt der bisherige Standort auf Norderney über Vorteile. Diese seien bislang nicht ausreichend gewürdigt worden.
Wie aus der Antwort der Landesregierung hervorgeht, hatte das Land 24 mögliche Flächen für einen Neubau auf dem Festland im Norden im Landkreis Aurich geprüft. "Ein geeignetes Grundstück wurde trotz intensiver Suche nicht gefunden", heißt es darin. Deshalb sei ein landeseigener Bau ausgeschieden.
Die Forschungsstelle Küste (FSK), die es seit rund 80 Jahren gibt, berät die Landesregierung zu Fragen beim Küsten- und Naturschutz. Wegen maroder Gebäude hatte das Umweltministerium den Dienstsitz auf Norderney geschlossen - die Sicherheit für Mitarbeiter wie Besucher sei nicht mehr gewährleistet, so die damalige Begründung. Die rund 25 Angestellten sind nun in einem Behelfsquartier in Norden untergebracht. An der Schließung hatte es Kritik gegeben - unter anderem von den Angestellten selbst und der Stadt Norderney, die die Einrichtung lieber weiter auf der Insel gesehen hätten.