Niedersachsen & Bremen Noch keine Entscheidung über Schulschließungen im Land
12.03.2020, 15:30 Uhr
(Foto: Caroline Seidel/dpa/Symbolbild)
Die Zahl der Corona-Infektionen klettert in die Höhe, zugleich werden immer mehr Maßnahmen zur Abwehr der Krankheit getroffen. Ob ab Montag die Schulen in Niedersachsen schließen, steht noch nicht endgültig fest. Ministerpräsident Weil rechnet mit einer monatelangen Krise.
Hannover (dpa/lni) - Während die Zahl der Corona-Infektionen in Niedersachsen weiter ansteigt, hat die Landesregierung noch keine endgültige Entscheidung über landesweite Schulschließungen ab Montag getroffen. Die nächsten Schritte bei der Bekämpfung der Krankheit sollen am Freitag bekannt gegeben werden, wie das Sozialministerium am Donnerstag mitteilte. Eine Schulschließung ab Montag bis Ende März würde bedeuten, dass die Schüler vier Wochen am Stück zu Hause bleiben würden und erst nach den Osterferien Mitte April wieder zur Schule gehen könnten.
Die Kultusministerkonferenz schließt allerdings wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus eine flächendeckende Schließung von Schulen in ganz Deutschland oder in einzelnen Regionen nicht aus. Das sagte die Vorsitzende, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), am Donnerstag nach Beratungen mit ihren Kollegen und Kolleginnen aus den anderen 15 Bundesländern in Berlin. Allerdings stellen sich die Minister auch auf das zweite mögliche Szenario ein, dass der Schulbetrieb während der Coronavirus-Krise weitergeführt wird. Ansonsten bräuchten nämlich Millionen jüngerer Schüler eine Betreuung und angesichts berufstätiger Eltern gerate die öffentliche Daseinsvorsorge in Gefahr.
ZAHL DER FÄLLE: Mit Stand Donnerstagnachmittag gab es 129 laborbestätigte Covid-19-Fälle, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Schwerpunkte sind die Region Hannover mit 25 und der Landkreis Stade mit 14 Fällen. Das Testergebnis eines am Montag in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel neu aufgenommenen Häftlings stand am Donnerstag noch aus. Er hatte beim medizinischen Dienst angegeben, vor einigen Tagen Fieber, Husten und Schnupfen gehabt zu haben. Weitere Verdachtsfälle bei Gefangenen in Niedersachsen waren zunächst nicht bekannt. Im Bremen wurden am Mittwochabend 32 bestätigte Infektionen mit dem Virus Sars-Cov-2 gezählt.
LAGEEINSCHÄTZUNG DER REGIERUNG: Ministerpräsident Stephan Weil rechnet damit, dass das Virus das Land noch monatelang herausfordern wird, und stellt finanzielle Hilfen des Landes in Aussicht. "Nach meiner Einschätzung werden mindestens die nächsten Monate in Niedersachsen und in ganz Deutschland von dem Coronathema bestimmt sein. Das Coronavirus wird uns längere Zeit in den Krisenmodus bringen und unser Leben beeinflussen", sagte der SPD-Politiker der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".
HANDLUNGSFÄHIGKEIT DER BEHÖRDEN: Die Ministerien rüsten sich dafür, eine größere Zahl von Mitarbeitern wegen der Corona-Epidemie vorsorglich von zu Hause arbeiten zu lassen. Großzügigere Lösungen für den Wechsel ins Home Office seien ermöglicht worden, ergab eine Umfrage des Radiosenders Antenne Niedersachsen. Im Agrarministerium arbeiten demnach bereits 52 Mitarbeiter teilweise im Home Office, 82 haben die Genehmigung dazu im Sozialministerium. Andere Ministerien könnten kurzfristig Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten lassen.
WIE RÜSTEN SICH DIE KOMMUNEN GEGEN DAS VIRUS? In zahlreichen Landkreisen haben spezielle Testzentren ihre Arbeit aufgenommen. Dort, wo es solche Zentren noch nicht gibt seien mobile Testteams unterwegs, teilte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) mit. Sie nehmen in begründeten Verdachtsfällen Abstriche von Patienten. Testzentren gibt es unter anderem in Braunschweig, Wilhelmshaven, Oldenburg, Vechta, Hannover, Aurich und Lüneburg. Außerdem wurde ein Verteilzentrum für Schutzkleidung für Ärzte und medizinisches Fachpersonal eingerichtet.
VORSICHT ABZOCKE: Manche Betrüger sind kreativ und reagieren schnell auf neue Entwicklungen. Dass sie nun auch das Coronavirus als Masche nutzen könnten, davor warnt die Polizei Osnabrück. "Ein Unternehmen aus unserem Bereich ist bereits auf einen Fake-Shop hereingefallen", sagte am Donnerstag Matthias Bekermann von der Polizeiinspektion Osnabrück. Die Firma habe online Schutzmaterial gegen Vorkasse bestellt, die Ware sei aber nie angekommen. Bürger sollten beim Bestellen in unbekannten Internet-Shops vorsichtig sein, raten die Beamten.
HOCHSCHULEN: Bremen setzt Lehrveranstaltungen an seinen Hochschulen wegen der Epidemie bis zum 17. April aus. Nur der Prüfungsbetrieb solle "unter Beachtung einer sorgfältigen Risikoabwägung" weiterlaufen. Das teilte Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling (SPD) am Donnerstag mit.
RISIKOGEBIET KIRCHE? Die Landeskirche Hannovers empfiehlt, Konfirmationen aus dem Frühjahr in den Sommer oder die Zeit nach den Sommerferien zu verschieben. Die große Enge der Kirche bei den Feiern führe zu einem signifikant erhöhten Infektionsrisiko. Alternativ könne die kirchliche Feier nur mit engsten Familienangehörigen stattfinden. Ähnliches gelte für Taufen und Trauungen, das Abendmahl sowie Jugendfreizeiten. Kirchliche Großveranstaltungen wie Konzerte sollen bis Ende Mai ausfallen.
AB AUF DIE INSEL? Fähren zu ostfriesischen Inseln fahren trotz der Ausbreitung des Coronavirus bislang ohne Einschränkungen weiter. Wie sich die Covid-19-Epidemie auf die Tourismuszahlen auf den Inseln auswirkt, ist den Fährunternehmen zufolge noch nicht absehbar.