Rheinland-Pfalz & Saarland "Das ist Gift" - "Stadtbild"-Debatte wirkt nach
04.11.2025, 04:02 Uhr
		                      Bei so manchen Menschen mit Migrationshintergrund herrscht Enttäuschung, sagt eine Expertin aus Mainz, die sich viel um Integration kümmert. Was ihr fehlt und was das für Folgen hat.
Mainz (dpa/lrs) - Die Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zum Thema Stadtbild hallen bei Menschen mit Migrationshintergrund in Rheinland-Pfalz nach. "Einige sind wirklich enttäuscht und traurig", sagte Peimaneh Nemazi-Lofink der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Sie ist Leiterin des Instituts zur Förderung von Bildung und Integration in Mainz. Merz habe ein Stück weit die Rhetorik der AfD übernommen. "Das erwartet man nicht von einem Bundeskanzler."
Merz hatte kürzlich gesagt, die Bundesregierung korrigiere frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik und mache Fortschritte, "aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen". Erst später wurde er konkreter: Probleme machten jene Migranten, die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus hätten, nicht arbeiteten und sich nicht an Regeln hielten.
Mangel an Willkommenskultur?
Für Nemazi-Lofink mangelt es in Deutschland grundsätzlich an einer Willkommenskultur wie in anderen Ländern - mit Folgen. Menschen, die zum Arbeiten hierherkämen, spürten dies und gingen nach einiger Zeit wieder. Dabei sei es etwa in Mainz schlicht Realität, dass Vielfalt und Diversität das Stadtbild prägten. Dennoch sei die Gesellschaft auch wegen Aussagen wie der von Merz sehr gespalten, sagte Nemazi-Lofink. "Das ist Gift."
Für Nemazi-Lofink wirkt sich das sowohl auf Menschen mit Migrationshintergrund aus als auch auf Einstellungen von Deutschen. Durch ihre Arbeit wisse sie, dass es nicht am Willen von nach Deutschland gekommenen Menschen mangele, einen Sprachkurs zu machen. Vielmehr fehlten Kursangebote, erklärte Nemazi-Lofink, die jahrelang im Beirat für Migration und Integration der Stadt Mainz aktiv war.
Quelle: dpa