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Rheinland-Pfalz & SaarlandDas ist das wichtigste Ziel des neuen ZF-Chefs

09.12.2025, 14:41 Uhr
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ZF steckt bis zum Hals in Schulden. Der Zulieferer, der auch ein Werk in Saarbrücken hat, setzt deshalb auf einen harten Sparkurs. Der neue Chef sieht erste Erfolge.

Friedrichshafen/Stuttgart/Saarbrücken (dpa/lrs) - Der neue ZF-Chef Mathias Miedreich will den massiven Schuldenberg des kriselnden Autozulieferers möglichst schnell abtragen. "Für mich und für das Vorstandsteam ist in den nächsten zwei Jahren die absolute Maxime, die Entschuldung nach vorne zu treiben", sagte Miedreich im Wirtschaftspresseclub Stuttgart. Der Manager ist seit dem 1. Oktober Chef des zweitgrößten deutschen Zulieferers, der auch ein Werk in Saarbrücken unterhält. Er löste Holger Klein ab, der im September überraschend seinen Hut nehmen musste.

Der Schuldendienst schränkt den Konzern demnach enorm ein: "Wir haben keine unternehmerische Handlungsfreiheit", sagte Miedreich. ZF sei nicht an der Börse notiert und habe deshalb nur wenige Möglichkeiten, an frisches Geld zu kommen. Die Anteilseigner könnten kein Kapital zuschießen, und weitere Schulden könne man nicht aufnehmen. "Das heißt, die einzige Möglichkeit, die wir haben, unternehmerische Freiheit zu bekommen und in Dinge wieder zu investieren, ist, unsere Schuldenlast zu reduzieren."

Verkauf von Unternehmensteilen?

Aus dem Tagesgeschäft heraus dauert das Miedreich zufolge aber zu lange. Deshalb erwäge man auch den Verkauf von Unternehmensteilen, wenn das einen höheren strategischen Wert habe, als das Geschäft weiterzubetreiben. Ein Beispiel dafür sei die frühere Division "Passive Sicherheitstechnik", die hauptsächlich Airbags und Sicherheitsgurte fertigt. Es gebe aber auch noch den ein oder anderen Bereich, den man sich gerade anschaue.

Die Division wurde schon vor einiger Zeit aus den Strukturen des Konzerns herausgelöst und firmiert eigenständig als Tochter unter dem Namen ZF Lifetec. Für den Bereich sucht der Zulieferer einen Partner - bislang aber ohne Erfolg. Im Raum steht auch ein Börsengang. Man sei nicht unter Zeitdruck, sagte Miedreich. Das Geschäft laufe gut, und man wolle keinen Verlust machen.

Schulden in Milliardenhöhe

ZF war in den vergangenen Jahren auf Einkaufstour - und das hat eine Menge Geld gekostet. Insbesondere die Käufe des Bremsenspezialisten Wabco und des Zulieferers müssen verarbeitet werden. Die Schulden beliefen sich Ende September auf gut 10,6 Milliarden Euro. In Zeiten der Niedrigzinsphase war die Finanzierung noch relativ günstig. Aktuell muss das Unternehmen jedes Jahr Hunderte Millionen Euro Zinsen zahlen. Geld, das an anderer Stelle fehlt und nicht in Zukunftsprodukte investiert werden kann.

ZF hat neben Getrieben unter anderem auch Antriebe, Lenksysteme, Bremsen, Sicherheitstechnik und Fahrwerkskomponenten im Angebot. Der Konzern leidet wegen der gedämpften Fahrzeugproduktion unter ausbleibenden Aufträgen der Hersteller und dem schleppenden Wandel zur E-Mobilität. Das Unternehmen machte zuletzt Millionenverluste. Bis Ende 2028 sollen in Deutschland bis zu 14.000 Stellen gestrichen werden. Tausende Jobs sind schon weggefallen. Auch die Arbeitszeit vieler Mitarbeiter wurde gekürzt. Miedreich bekräftigte, dass der Konzern mit der angekündigten Streichung auskommen werde.

Antriebssparte schreibt "schwarze Null"

Die Wirkung der Sparanstrengungen sei bereits spürbar. "Die Division E, die im letzten Jahr Hunderte Millionen Verlust gemacht hat, ist schon zum Halbjahr auf die schwarze Null zurückgekehrt", sage Miedreich. Die Sparte wird das Jahr mit Gewinn abschließen. Davon sei er überzeugt. Diese Kehrtwende habe geklappt, das sei aber noch nicht genug.

Die Kernsparte, die neben elektrischen und hybriden Antrieben auch Verbrenner entwickelt und produziert, steht im Zentrum der Restrukturierung. Anfang Oktober einigten sich Management und Arbeitnehmer auf ein Bündnis, das umfassende Sparmaßnahmen umfasst. Diese sollen zu Kosteneinsparungen von mehr als 500 Millionen Euro bis 2027 führen.

Das Vorgehen sieht Miedreich als Blaupause für andere ZF-Geschäftsbereiche. Diese hätten zwar unterschiedliche Herausforderungen, sagte er. Aber sein Ziel sei, gemeinsam mit den Arbeitnehmern dieses gemeinschaftliche Konzept überall da anzuwenden, wo es nötig sei, Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. ZF müsse effizienter und schneller werden. Den einzelnen Sparten will der neue Chef dabei mehr Freiraum lassen, als es bisher der Fall war.

Quelle: dpa

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