Sachsen-AnhaltTropische Nächte: Sachsen-Anhalt erlebt sengende Hitze

Sachsen-Anhalt leidet unter der Hitze - Temperaturrekord inklusive. Selbst der Brocken kratzte an einer historischen Marke. Derweil wuchsen die Sorgen der Feuerwehr, Fähren fielen aus, Badestellen waren rappelvoll.
Magdeburg/Huy (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt ist nach vorläufigen Daten der bisherige Hitzerekord geknackt worden. In Huy-Pabstorf (Landkreis Harz) wurden am Mittwoch 40,0 Grad Celsius gemessen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwochabend mitteilte. Demnach war die Temperatur dort so hoch wie noch nie seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung in Sachsen-Anhalt. Der bisher geltende Hitzerekord für Sachsen-Anhalt wurde 2019 in Bernburg mit 39,6 Grad gemessen.
Selbst am Brocken ging das Thermometer am Mittwoch auf die 30-Grad-Marke zu. Für den aktuellen Temperatur-Rekord am Brocken reichte es jedoch nicht. Dieser wurde vor wenigen Jahren bei 29,7 Grad gemessen, erklärte ein DWD-Sprecher. Doch auch diesmal zeigten sich äußerst ungewöhnliche Wettererscheinungen am höchsten Berg Sachsen-Anhalts: Eine "Tropische Nacht" habe es demnach von Dienstag auf Mittwoch am Brocken gegeben. Dass die Temperaturen in der Nacht nicht unter 20 Grad sanken, sei äußerst ungewöhnlich.
Bei der Feuerwehr blieb es bis auf vereinzelte Brände am Nachmittag verhältnismäßig ruhig, sagte der Chef des Landesfeuerwehrverbandes, Kai-Uwe Lohse. Aber das Bild könne sich noch ändern. Daher warnte er eindringlich davor, nicht in Wäldern zu grillen oder Feuer zu machen.
Wie das Landeszentrum Wald am Mittwoch auf seiner Internetseite mitteilte, gilt derzeit die höchste Gefahrenstufe 5 in sieben Regionen. Dazu gehören der Altmarkkreis Salzwedel, Wittenberg mit der Dübener Heide, aber auch die Börde nördlich der Autobahn 2. In den übrigen Regionen des Landes herrsche die zweithöchste Waldbrandwarnstufe 4, wie im Harz und im Salzlandkreis. Gemäß Landeswaldgesetz ist es bei der Warnstufe 5 verboten, den Wald außerhalb von Wegen zu betreten.
Der Wasserstand einiger Gewässer sorgt derweil für Bedenken. Die Saalefähre Groß Rosenburg im Salzlandkreis stellte ihren Betrieb am Mittwoch vorerst ein. Und Sachsen-Anhalts Angler sorgen sich ob der hohen Verdunstung in einigen Gewässern um die Gesundheit der Fischbestände. Sie sähen insbesondere in kleineren stehenden Gewässern die Gefahr eines "Totalverlustes" der Fischpopulation, sagte Gerhard Jarosz, Sprecher des Landesanglerverbandes Sachsen-Anhalt. Im Kreis Mansfeld-Südharz hätten in einigen Seen schon große Fische wie Hechte die andauernde Wärme nicht überlebt.
"Wir können kein Wasser hinfahren oder die Fische in Massen umsetzen. Wir sind relativ chancenlos", sagte Jarosz. Besonders Raubfische wie Hechte und Zander seien bei Sauerstoffmangel sehr empfindlich. Wenn einmal der Sterbeprozess im Gewässer einsetzt, sei der Vorgang schwer aufzuhalten. Die Zersetzung setze zudem giftige Stoffe frei, die wiederum den Prozess beschleunigen.
Die Wetterlage soll sich laut DWD zwar am Donnerstag umstellen. Die Hitze werde nach Südosten verdrängt, sagte ein Sprecher. Aber dennoch bliebe es warm bei Höchstwerten zwischen 28 und 32 Grad. Bei wechselnder Bewölkung kann es demnach zu einzelnen Schauer im Tagesverlauf kommen. Selbst kleinere Gewitter sind möglich.