Sachsen Nachbar mit Axt angegriffen? Prozess in Görlitz begonnen
08.10.2025, 13:54 Uhr
Weil er seinen Nachbar mit einer Axt angegriffen haben soll, steht ein Mann vor dem Landgericht Görlitz. Die Hintergründe liegen noch im Dunkeln.
Görlitz (dpa/sn) - Wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung steht ein 51-jähriger Mann vor dem Landgericht Görlitz. Der gelernte Industriekaufmann soll mit einer Axt auf seinen Nachbarn losgegangen sein und ihn mehrfach mit Fäusten ins Gesicht geschlagen haben. Einen anderen Nachbarn habe der Angeklagte eine Minute lang gewürgt, so die Staatsanwaltschaft. Dieser habe kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Die beiden Taten waren der Gipfel eines jahrelangen Nachbarschaftsstreits in Seifhennersdorf.
"Ein paar aufs Maul bekommen"
Der Angeklagte äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Sein Verteidiger bestritt den Vorwurf des versuchten Totschlags. Der Axthieb in Richtung des Halses sei nicht passiert. "Im Endeffekt hat er ein paar aufs Maul bekommen, es sind aber keine Axthiebe gefallen", so der Verteidiger.
Das erste Opfer schilderte die Tat an einem Abend im April dieses Jahres. "Ich spürte einen Handgriff ins Genick, drehte mich um und bekam einen Faustschlag ins Gesicht." Daraufhin sei er ins Haus gelaufen und habe seine Frau gebeten, die Polizei zu holen. Anschließend sei er zu seiner Garage gegangen. Der Angeklagte habe ihn verfolgt. Im letzten Moment habe er sich in sein davor abgestelltes Auto retten und es verriegeln können. Sein Nachbar habe mehrmals gegen die Scheibe geschlagen.
Daraufhin sei der Angeklagte zurück in seine Doppelhaushälfte gegangen und mit einer Axt angerannt gekommen. Der Rentner konnte nach eigenen Angaben in seine Garage flüchten und sich dort mit einem Besenstiel gegen seinen Nachbarn verteidigen, der die Axt fallen gelassen und ihn erneut mit Faustschlägen ins Gesicht angegriffen habe. Erst als die Frau ihrem Mann zu Hilfe kam und das Geschehen mit dem Handy filmen wollte, habe er von ihm abgelassen.
Gründe für Nachbarschaftsstreit liegen im Dunkeln
Die Gründe für den jahrelangen Nachbarschaftsstreit blieben bislang im Dunklen. "Weshalb er uns so tyrannisiert? Ich weiß es nicht. Wir trauten uns nicht mehr in den Garten", so der Nachbar, den der Angeklagte gewürgt haben soll. Die Tochter des mit der Axt bedrohten Rentners sagte aus, dass der Angeklagte mehrfach angekündigt habe, dass er ihren Vater umbringen wolle.
Der Angeklagte soll außerdem Polizisten mehrfach beleidigt und bedroht haben. Er befindet sich seit April in Untersuchungshaft. Der Fall sollte ursprünglich am Amtsgericht Görlitz verhandelt werden. Aufgrund einer weiteren rechtlichen Bewertung wurde das Verfahren an das Landgericht abgegeben. Die Schwurgerichtskammer hält auch eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags für möglich.
Quelle: dpa