SachsenWeihnachtsoratorium und Vorfreude auf Bachs h-Moll-Messe

Die Weihnachtszeit ist so etwas wie die Hauptsaison des Dresdner Kreuzchores. Doch schon richtet sich der Blick nach vorn auf den Höhepunkt des kommenden Jahres
Dresden (dpa/sn) - "Jauchzet, frohlocket": Mit Bachs "Weihnachtsoratorium" (Kantaten I-III) hat der Dresdner Kreuzchor die diesjährigen Weihnachtskonzerte eröffnet. Gemeinsam mit der Philharmonie der Elbestadt erklang am Freitagabend das Werk in der vollen Kreuzkirche und erhielt dafür viel Beifall.
Unter der Leitung von Kreuzkantor Martin Lehmann war zudem ein Solistenensemble mit Griet de Geyter (Sopran), Sophie Harmsen (Alt), Patrick Grahl (Tenor) und Andreas Wolf (Bass) zu erleben. Wolf musste krankheitsbedingt für die Aufführungen heute und Sonntag absagen; für ihn springt Henryk Böhm ein.
Christvespern des Kreuzchores am Heiligabend sind Kult
In den Nachmittagsstunden des Heiligabends folgen die beiden legendären Christvespern des Kreuzchores, bei denen meist keiner der mehr als 3.000 Sitzplätze im größten sächsischen Kirchenbau frei bleibt. Das Programm mit vielen bekannten Weihnachtsliedern geht auf den früheren Kreuzkantor Rudolf Mauersberger (1889–1971) zurück, der den Chor von 1930 bis 1971 leitete.
Die Vesper - eine gut einstündige kirchliche Feier - wird hier seit 1371 zelebriert. Auch die Mette am ersten Weihnachtsfeiertag ist ein beliebter Brauch: Früh am Morgen stehen Menschen Schlange, um das Mettenspiel der Kruzianer zu erleben.
2025 guter Jahrgang für den Dresdner Kreuzchor
2025 kann der mehr als 800 Jahre alte Kreuzchor als einen guten Jahrgang verbuchen. Kreuzkantor Lehmann spricht von einem "sehr bereichernden und erfolgreichen Jahr". Ein besonderer Höhepunkt sei die Uraufführung von Sven Helbigs "Requiem A" im Februar in der ausverkauften Kreuzkirche gewesen, gemeinsam mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, René Pape und dem Komponisten.
Das Werk habe den Chor bis nach Wien und London geführt und das Thema 80 Jahre Kriegsende in unterschiedlichen Kontexten präsent gehalten, sagte Lehmann der Deutschen Presse-Agentur.
Gastspiele in deutschen Musikmetropolen
"Darüber hinaus haben wir in der Karwoche Bachs Johannespassion neu ins Repertoire der Kruzianer aufgenommen, sind mit Mozarts Requiem und Werken von Arvo Pärt in der Elbphilharmonie Hamburg und Isarphilharmonie München zu Gast gewesen und haben zuletzt dreimal das Weihnachtsoratorium vor einem ausverkauften Konzerthauspublikum in Berlin aufgeführt", betonte der Kreuzkantor.
Hinzu seien zahlreiche Begegnungen mit Jugendorchestern und -chören gekommen: "Wir sind also reich beschenkt an tollen Reisen, an vielen musikalischen Highlights und an wichtigen Erfahrungen für unsere Sänger."
Vorbereitung auf "Opus magnum": Bachs h-Moll-Messe
Für den großen Zusammenhalt der Kruzianer spricht auch das Alumni-Treffen. Dabei kamen mehr als 200 ehemalige Kruzianer mit den aktiven Chorsängern zusammen. "Diese generationsübergreifende Gemeinschaft zeigt wieder einmal eindrücklich, wie nachhaltig die Zeit im Kreuzchor wirkt: Wer einmal Kruzianer war, wird es immer ein Stück weit bleiben."
Martin Lehmann zufolge befindet sich der Chor bereits in den Proben für den nächsten Höhepunkt: Bachs h-Moll-Messe, die im Februar aufgeführt wird. "Natürlich schüttelt man so ein Opus magnum wie die h-Moll-Messe als Knabenchor nicht einfach aus dem Ärmel. Das Werk braucht eine akribische Vorbereitung, schließlich handelt es sich um eines der zentralen chorsinfonischen Werke Johann Sebastian Bachs."
Kruzianer als "Gipfelstürmer"
Die Vorbereitung auf die h-Moll-Messe sei vergleichbar mit der eines Bergsteigers auf den Mount Everest, so Lehmann. "Dabei geht es nicht nur um musikalische Fragen, sondern auch um ganz praktische Überlegungen: Wie können wir zum Beispiel unsere neue vierte Klasse bei einzelnen Titeln integrieren? Welche Kruzianer gehen bis dahin in den Stimmbruch, wer kommt wieder neu in den Chor zurück?"
Mit den Proben habe man bereits im vergangenen Schuljahr begonnen."Von August bis Oktober wurde das Werk fertig einstudiert, ab Januar konzentrieren wir uns dann auf die noch wenigen blinden Flecken."
Kreuzchor hat derzeit keine Nachwuchssorgen
Nachwuchssorgen plagen den Kreuzchor nicht. "Zum neuen Schuljahr haben wir 24 Sänger in die vierte Klasse aufgenommen. Die Nachfrage war hoch, sodass wir in der glücklichen Lage waren, auswählen zu können", verriet der Kreuzkantor.
Man sei auch mit dem musikalischen Können der Jungen zufrieden. "Wir freuen uns jeden Tag darüber, wie sich unsere Neuzugänge sozial und menschlich entwickeln."