Touristenmagnet Trapp-Familie "The Sound of Music": Liebe, Glaube, Edelweiß
22.07.2008, 17:42 Uhr
Die Trapp-Familie in Amerika (1958): Baron Trapp (Hans Holt) und seine Frau Maria (Ruth Leuwerik) sind verzweifelt, als der Erfolg in Amerika ausbleibt und ihre Aufenthaltsgenehmigung abläuft.
(Foto: imago/United Archives)
Der legendäre Herz- Schmerz-Film "The Sound of Music" über die singende Trapp-Familie prägt noch heute das Bild Österreichs in der Welt. Hunderttausende Touristen kommen jährlich nur wegen der Geschichte über den Baron und sein Kindermädchen nach Salzburg.
"Edelweiß, Edelweiß, du grüßt mich jeden Morgen, sehe ich dich, freue ich mich, und vergess' meine Sorgen." Diesen Liedtext kennt kaum ein Österreicher, dafür intonieren ihn viele Chinesen und US-Amerikaner auswendig und voller Inbrunst. "Im Ausland denken die meisten, dass es die österreichische Nationalhymne ist", sagt Salzburgs Tourismus-Chef Herbert Brugger. Denn der legendäre Herz- Schmerz-Film "The Sound of Music" über die singende Trapp-Familie, in dem das Lied vorkommt, prägt noch heute das Bild Österreichs in der Welt. Hunderttausende Touristen kommen jährlich nur wegen der Geschichte über den Baron und sein Kindermädchen nach Salzburg.
Als besonderen Gast will die Stadt in diesen Tagen eines der singenden "Kinder" der echten Trapp-Familie, die 94-jährige Maria von Trapp begrüßen. "Es war wohl ihr Wunschtraum, noch einmal nach Salzburg zu kommen", sagt Brugger. Ihre Lebens- und Familiengeschichte rührt noch heute Millionen Menschen zu Tränen. "Es ist ein Phänomen, dieser Hype scheint nie wirklich aufzuhören", sagt der Tourismus-Chef. Der Film - von vielen als kitschig kritisiert - transportiere Werte wie Glaube, Liebe und Zusammenhalt. "Das fällt immer auf fruchtbaren Boden", sagt er.
Eine Geschichte geht um die Welt
Zuerst wurde die Geschichte des österreichischen Barons, der nach dem Tod seiner Frau seine siebenköpfige Kinderschar alleine aufziehen muss, in dem 50er-Jahre-Heimatfilm "Die Trapp-Familie" erzählt. Ruth Leuwerik spielt darin die junge Novizin Maria, die dem Adeligen aus dem Kloster zur Hilfe eilt. Die musikalischen Kinder schließen die junge Frau schnell ins Herz, zwei Jahre später heiratet sie den Baron und sie bekommen drei weitere Kinder. Bei einem Bankzusammenbruch verliert die Familie 1933 ihr Vermögen, durch einen Zufall wird der Trapp-Familienchor entdeckt und in der Folge in ganz Europa bekannt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigriert die Familie 1938 in die USA. Von dort aus tourte der singende Clan bis 1956 erfolgreich durch die ganze Welt.
Basierend auf dem Heimatfilm entsteht Ende der 50er Jahre das Broadway-Musical "The Sound of Music" mit der Musik von Richard Rodgers und Texten von Oscar Hammerstein. In den 60ern wird der gleichnamige Film mit einer singenden Julie Andrews als Mutter Maria zum absoluten Kassenschlager, bis heute gilt er als einer der meistgesehenen Streifen weltweit. "In den USA wird er immer zur Weihnachtszeit wiederholt, auch in Asien steht er noch häufig auf dem Programm", sagt Brugger. In London ist das Musical momentan siebenmal pro Woche unter der Produktion von Andrew Lloyd Webber zu sehen. Bei einem Arbeitsbesuch in China hätten rund 400 Chinesen das darin enthaltende Lied "Edelweiß" zur Begrüßung angestimmt, erinnert sich Brugger. "Und wir Österreicher standen blöd da, weil wir den Text nicht kannten."
Tränen in der Hochzeitskapelle
Denn anders als im Ausland ist die Geschichte im deutsprachigen Raum weder besonders bekannt noch beliebt. "Vielleicht ist der Film für uns etwas zu pathetisch", vermutet der Tourismuschef. Außerdem seien Emigranten-Filme wohl immer da besonders erfolgreich, wo die Leute hinziehen. Nazi-Deutschland und Österreich spielten in dem Streifen schließlich keine besonders gute Rolle.
Etwa 400.000 Touristen aus dem englischsprachigen und asiatischen Raum pilgern im Jahr nur wegen des Filmes nach Salzburg, für rund 80 Prozent ist der Besuch der Originalschauplätze zumindest mit ein Grund. Reiseveranstalter bieten extra "Sound-of-Music"-Rundreisen an, das Marionettentheater hat die Geschichte im Programm und in der Hochzeitskapelle am Mondsee, in der der Baron seine Maria heiratete, brechen regelmäßig Filmfans zu den Klängen der Lieder in Tränen aus.
Ein Trapp-Museum ist im Bau, in einem Haus, in dem die echte Trapp-Familie einmal lebte, soll ein Hotel eröffnet werden. "Wir sind kein Drehort, sondern ein authentischer Schauplatz", sagt Hotelchef Christopher Unterkofler. Mit 14 Zimmern und 26 Betten ist seine Erinnerungsstätte jedoch deutlich kleiner ausgefallen als zunächst gedacht. Größere Pläne scheiterten am Widerstand der genervten Nachbarn, die eine neue Trapp-Pilgerstätte und Scharen von Touristenbussen in ihrer Straße befürchteten.
Quelle: ntv.de, Miriam Bandar, dpa